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Blick aufs Schoeler-Schlösschen, älteste erhaltene Wohnhaus in Wilmersdorf.

© Cay Dobberke

Ältestes Haus in Berlin-Wilmersdorf: Das Schoeler-Schlösschen soll aufleben – nur wie?

Das Bezirksamt und eine Bürgerinitiative sollen gemeinsam ein Nutzungskonzept für das leer stehende Schoeler-Schlösschen entwickeln. Ob das gelingt, bleibt fraglich.

Drei Mal waren Lottomittel für eine Wiederbelebung des leer stehenden Schoeler-Schlösschens an der Wilhelmsaue beantragt worden, doch im vorigen Juni erhielt Charlottenburg-Wilmersdorf die endgültige Absage von der Lottostiftung. Damit geht der lange Leerstand des ältesten erhaltenen Wohnhauses in Wilmersdorf weiter. Eine Bürgerinitiative setzt sich für ein „selbstverwaltetes soziokulturelles Zentrum“ ein, während das Bezirksamt weiter in eigener Regie plant.

Nun wünscht sich der BVV-Kulturausschuss eine Kooperation. Die Verwaltung solle „unter Einbeziehung der Anwohner“ ein „tragfähiges Konzept“ für das Baudenkmal entwickeln und eine Einwohnerversammlung einberufen, heißt es in einem Antrag der rot-grünen BVV-Mehrheit, dem in der jüngsten Ausschusssitzung auch die CDU zustimmte.

Bürger wollen eine Selbstverwaltung, das Bezirksamt ist dagegen

Trotzdem gibt es ein grundsätzliches Problem. Denn Stadträtin Dagmar König (CDU), die für Kultur und bezirkseigene Immobilien zuständig ist, will die Verantwortung nicht abgeben: „Ich kann mir keine andere Trägerschaft vorstellen.“ Auch SPD-Fraktionschef Holger Wuttig lehnte es ab, „das Haus ganz aus der Hand zu geben“. Damit entfällt für den Architekten Rainer Wittek, der die „Bürgerinitiative Schoeler-Schlösschen“ vertrat, die Grundlage für eine Zusammenarbeit. Ohne das Ziel der Selbstverwaltung „stehe ich nicht zur Verfügung“.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Dabei liegt man bei den Nutzungsideen gar nicht so weit auseinander. Die Ideen der Bürger seien „weitgehend deckungsgleich“ mit den Plänen des Bezirksamts, fand Stadträtin König. In den Anträgen auf Lottogelder hatte auch sie für ein soziokulturelles Zentrum geworben.

Im März besichtigte Kulturstaatssekretär Tim Renner das Innere. Doch die Hoffnung des Bezirksamts auf Lottomittel erfüllte sich nicht.
Im März besichtigte Kulturstaatssekretär Tim Renner das Innere. Doch die Hoffnung des Bezirksamts auf Lottomittel erfüllte sich nicht.

© Cay Dobberke

Das rekonstruierte Dachgeschoss. Die Denkmalstiftung hatte eine in der NS-Zeit hinzugefügte Etage entfernt, um zum Originalzustand zurückzukehren.
Das rekonstruierte Dachgeschoss. Die Denkmalstiftung hatte eine in der NS-Zeit hinzugefügte Etage entfernt, um zum Originalzustand zurückzukehren.

© Cay Dobberke

Beide Seiten wollen Räume für Konzerte, Theater und andere Veranstaltungen. Zu den Unterschieden gehört, dass König einen barrierefreien Trausaal des Standesamts sowie eine Anlaufstelle für alte und demenzkranke Menschen plante, ein Café sollte von einem sozialen Träger betrieben werden. Die Anwohnerinitiative strebt ein „professionell geführtes Café“ an und hält Seniorenarbeit für nicht so wichtig, da es im Kiez genügend derartige Angebote gebe. Größerer Bedarf bestehe an einem Treffpunkt für Bürgerinitiativen und andere gesellschaftlich engagierte Gruppen.

„Das Bezirksamt ist uns gegenüber nicht fair“

Architekt Wittek stellte eine mögliche Raumaufteilung vor, der Stadträtin König prompt widersprach: „Manches wird architektonisch so nicht gehen, es steht ja alles unter Denkmalschutz.“ Daraufhin nannte Wittek „das Vorgehen des Bezirksamts uns gegenüber nicht fair“. Man dürfe nicht hinein und habe Fotos, die im Ausschuss gezeigt wurden, nicht erhalten. Damit fehle „die Grundlage, um seriös zu planen“.

Tatsächlich hat König fast niemanden mehr ins Schoeler-Schlösschen gelassen, seit die Stiftung Denkmalschutz Berlin ihre begonnene Sanierung aus Geldmangel abbrechen musste. Auch der Kulturausschuss blitzte mit der Bitte um eine Besichtigung ab. Die Stadträtin sagt, sie wolle nicht für mögliche Unfälle haften, das Innere gleiche ja noch einer Baustelle.

Eine Ausnahme gab es für Kulturstaatssekretär Tim Renner, den König im März durch das Haus geführt hatte, um für Lottomittel zu werben. Auch der Tagesspiegel war damals dabei.

Woher soll das Geld kommen?

Weder der Bezirk noch die Initiative können derzeit Einzelheiten zur Finanzierung nennen. Die Anwohner wollen private und öffentliche Mittel akquirieren, sich an Stiftungen wenden und vielleicht sogar noch einmal Lottomittel beantragen. Auf Stiftungen hofft auch König, doch weiß sie nicht so recht, an wen sie sich noch wenden könnte. Zuletzt hatte sie die Kosten auf fast drei Millionen Euro geschätzt. Davon wollte der Bezirk etwa 300 000 Euro beisteuern.

Befürchtungen, das Schoeler-Schlösschen könne über den Berliner Liegenschaftsfonds an Investoren verkauft werden, wies die Stadträtin zurück: „Was dem Liegenschaftsfonds übertragen wird, obliegt dem Bezirk.“

Die Anfänge des Schoeler-Schlösschens reichen bis Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Zum Namensgeber wurde der Augenarzt Heinrich Schoeler, der das Haus und den Park dahinter Ende des 19. Jahrhunderts erwarb. Ab 1946 diente es als Kita – bis zu einem Brand im Jahr 2003. Später gab es einen kleinen Kultursalon mit Café, der 2011 schloss. Die Stiftung Denkmalschutz Berlin wollte darin eine Bibliothek einrichten. Es ging um die große private Büchersammlung des 2006 verstorbenen Ex-Bundespräsidenten Johannes Rau, in der seine eigenen Bücher nur einen Bruchteil ausmachten.

Die Bürgerinitiative stellt sich unter www.schoelerschloesschen.de vor.

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