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Ein Blick ins Foyer des Hotels Bogota im vorigen Jahr.

© André Kirchner

Berlin-Charlottenburg: Hotel Bogota: Neue Nutzung und alte Bilder

Das 2013 geschlossene Hotel in der Schlüterstraße ist eingerüstet, das Baudenkmal wird zum Geschäftshaus umgestaltet. Nun erinnert eine Fotoschau an die berühmte Herberge.

Fast ein Jahr ist es nun schon wieder her, dass das traditionsreiche Hotel Bogota an der Charlottenburger Schlüterstraße 45 schließen musste, trotz vieler Proteste von Künstlern und Prominenten. Wegen hoher Mietschulden hatte der Eigentümer den Betreibern gekündigt. Jetzt läuft der Umbau zum Geschäftshaus mit Büros in den oberen Etagen und Läden oder einem Lokal im Erdgeschoss.

Wer genau einzieht, ist allerdings noch unklar. Investor Thomas Bscher teilte auf Nachfrage mit, es werde „langsam mit Vermietungsaktivitäten begonnen“. Mitte bis Ende 2015 wolle man das sanierte Baudenkmal öffentlich vorstellen.

Zu Forderungen nach einer kulturellen Nutzung sagt Bscher, er habe grundsätzlich nichts dagegen, glaube aber kaum, dass Künstler genügend Geld für die Miete in der guten Lage aufbringen könnten. Das Haus steht nur wenige Schritte vom Kurfürstendamm und den dortigen Luxusgeschäften entfernt.

Büros statt Betten. Zurzeit wird das Haus an der Schlüterstraße für neue Büro- und Ladenmieter umgebaut
Büros statt Betten. Zurzeit wird das Haus an der Schlüterstraße für neue Büro- und Ladenmieter umgebaut

© Cay Dobberke

Unterdessen beginnt in der Kommunalen Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, eine Ausstellung über das Hotel Bogota mit Fotos von André Kirchner und Langzeitbelichtungen von Karen Stuke.

Zur Eröffnung am Donnerstag, 30. Oktober, um 18 Uhr spricht die Charlottenburg-Wilmersdorfer Kulturstadträtin Dagmar König. Die Schau läuft bis zum 11. Januar, der Eintritt ist frei (Di. bis Fr. 10-17 Uhr, Mi. 10-19 Uhr, So. 11-17 Uhr, außer in der Zeit von Heiligabend bis Neujahr).

Das Haus war nicht nur als Hotel bekannt. Entstanden war es 1911 bis 1912 als Mietshaus für einen Bankier. In der Weimarer Republik war es ein gesellschaftlicher Treffpunkt und eine Stätte des jüdischen Kulturlebens.

1934 zog die für avantgardistische Modeaufnahmen bekannte Fotografin Yva mit ihrer Wohnung und ihrem Atelier ein. Bei ihr begann der später berühmt gewordene Fotograf Helmut Newton als 16-Jähriger seine Lehre. Das nationalsozialistische Regime ließ Yva wegen ihrer jüdischen Herkunft in den 1940er Jahren in ein Vernichtungslager deportieren und ermorden. Das Haus an der Schlüterstraße wurde zur NS-Reichskulturkammer.

Markanter Eingang. Das Hotel mit dem Baldachin im Jahr 2013.
Markanter Eingang. Das Hotel mit dem Baldachin im Jahr 2013.

© André Kirchner

Nach dem Zweiten Weltkrieg tagte an gleicher Stelle eine britische Entnazifizierungskommission, die Künstler wie Gustaf Gründgens, Heinz Rühmann und Wilhelm Furtwängler nach ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus befragte. Später nutzte der Deutsche Gewerkschaftsbund den Altbau, erste Pensionsetagen gab es ab 1964.

Der Betreiber und frühere jüdische Emigrant Heinz Rewald benannte das Hotel Bogota nach seinem Zufluchtsort in der kolumbianischen Hauptstadt.

1976 übernahm die Familie Rissmann die Geschäfte und machte das ganze Haus zum Hotel. Der Streit um ausstehende Mietzahlungen endete 2013 mit einem gerichtlichen Vergleich, der die Räumung zum Ende desselben Jahres besiegelte.

Informationen zur Ausstellung unter www.kommunalegalerie-berlin.de, Tel. 9029 16 704

- Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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