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Alles neu. An der Bundesallee, Ecke Nachodstraße sollen diese Büroriegel und dahinter Wohnungen entstehen. Das Baurecht hätte auch ein Hochhaus erlaubt.

© Simulation: Krüger Schuberth Vandreike (KSV)

Berlin-Wilmersdorf: Bald rollen Bagger an der Bundesallee

Die Tage des mehr als 100 Meter langen Verwaltungsgebäudes an der Wilmersdorfer Bundesallee sind gezählt. Für 90 Millionen Euro plant ein Investor neue Geschäftshäuser und 80 Wohnungen an der Ecke Nachodstraße.

Schön ist es nicht, das mehr als 100 Meter lange und sieben bis neun Etagen hohe Gebäude des alten Arbeitsamts und der ehemaligen Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) in Wilmersdorf. Der grau-rote Betonklotz aus dem Jahr 1977 an der Bundesallee, Ecke Nachodstraße war nie sehr ansehnlich, seit Januar steht er nun auch noch leer. Aber der Auszug der Jobcenters war der Vorbote eines Neubauprojekts, das die Gegend am U-Bahnhof Spichernstraße bereichern soll.

Jetzt ist der Weg dafür frei. Soeben hat der Charlottenburg-Wilmersdorfer Stadtentwicklungsausschuss dem Bebauungsplan zugestimmt. Für etwa 90 Millionen Euro sollen Gewerbe- und Bürohäuser und 80 Wohnungen entstehen.

Bürohäuser als Schallschutz für die Wohnungen

An sich ist es eine gute Lage, denn über die nahe Joachimsthaler Straße gelangt man schnell zum Kurfürstendamm, und der U-Bahnhof liegt schräg gegenüber. Allerdings herrscht starker Straßenverkehr. Der bezirkliche Stadtplanungsamtsleiter Rainer Latour sprach im Planungsverfahren von einer „grenzwertigen Lärmbelastung“.

Lärmgeschützt. Die Wohnungen liegen um einen Hofgarten herum.
Lärmgeschützt. Die Wohnungen liegen um einen Hofgarten herum.

© Simulation: Krüger Schuberth Vandreike (KSV)

Deshalb ist die Randbebauung mit Büros auch als Schallschutz für die Eigentums- und Mietwohnungen gedacht, die dahinter um einen begrünten Hofgarten herum entstehen. Auch vorne sind Wohnungen geplant, allerdings erst ab dem fünften Obergeschoss. Dort könnten Senioren einziehen, heißt es.

Hauptinvestor ist die Schweizer SSN-Gruppe, als Projektentwickler ist die Berliner Firma allbau beteiligt. Die Entwürfe stammen vom Berliner Architekturbüro Krüger Schuberth Vandreike (KSV), das unter anderem als Gestalter des temporären Ausstellungsgebäudes „Humboldt-Box“ in Mitte bekannt ist. Investoren- und Bezirksvertreter haben das Büro ausgewählt.

Anwohner protestierten gegen drei Türme

Es hätte alles auch ganz anders kommen können. 2002 plante die BfA ein 16-stöckiges Bürohochhaus, weitere Investoren wollten gegenüber an der Bundesallee zwei gleich hohe Türme bauen. Als „städtebaulicher Bezugspunkt“ wurde das zwölfstöckige Hochhaus der Investitionsbank (IBB) aus dem Jahr 1974 genannt. Eine Anwohner-Initiative lief Sturm gegen die Vorhaben und verhinderte insbesondere einen Turm am Rande des Parks, der als Gerhart-Hauptmann-Anlage bekannt ist. Auch die anderen Pläne kamen nicht voran.

Abrisskandidat. Die BfA-Gebäude sollen Neubauten weichen. Hinten links: das Hochhaus der Investitionsbank Berlin.
Abrisskandidat. Die BfA-Gebäude sollen Neubauten weichen. Hinten links: das Hochhaus der Investitionsbank Berlin.

© Cay Dobberke

Als die SSN-Gruppe ihr Eckgrundstück 2012 erwarb, gab es einen gültigen Bebauungsplan für ein Hochhaus. „Wir hätten sofort anfangen können“, sagt Christian Heyn, der das Projekt in einer Tochtergesellschaft verantwortet. Man habe aber auch Schwachpunkte in den Plänen gesehen und „eine dem hochwertigen Quartier entsprechende Wohnnutzung vermisst“.

Nicht alles kommt weg

Die nun geplanten Gebäude entsprechen der Höhe der Altbauten und der Nachbarhäuser. Tatsächlich wird gar nicht alles abgerissen: Etwa ein Drittel der Bestandsgebäude werden bis auf den Rohbau entkernt und danach umgestaltet. Das hat auch statische Gründe, denn ein Komplettabriss würde die Tiefgarage darunter gefährden. Diese soll aber modernisiert werden und 131 Plätze bieten.

Mit dem Baubeginn rechnet Norman Weichhardt, Geschäftsführender Gesellschaft der allbau, im kommenden Jahr. 2016 bis 2017 könnten die Bauten bezugsfertig sein. Für zwei Drittel der Büroflächen soll es bereits Mietinteressenten geben. Im Parterre sind Läden und mindestens ein Restaurant geplant. Nebenan gibt es bereits eine kleines Nahversorgungszentrum, die „Prager Passage“ zwischen Bundesallee und Prager Platz.

- Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt. Möchten Sie Themen anregen oder haben Sie Fragen? Senden Sie eine Mail an kudamm@tagesspiegel.de.

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