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Die Auslagen sind leer. Zwei Unbekannte haben am Mittwochvormittag den Juwelier "Zewi" am Kurfürstendamm überfallen.

© Milena Menzemer

Update

Berlin-Wilmersdorf: Juwelier auf dem Ku'damm überfallen - angeblich eine Million Euro Beute

Unbekannte haben am Mittwochvormittag ein Juweliergeschäft auf dem Kurfürstendamm überfallen. Die Beute soll bei rund einer Million Euro liegen. In der Gegend kommt es immer wieder zu spektakulären Raubüberfällen.

Scherben auf dem Boden, leere Schmuckkästchen überall. Schubläden stehen offen, der gesamte Verkaufsraum des Juweliers „Zewi“ ist verwüstet. Zwei Männer haben am Mittwoch das Geschäft überfallen – mitten am Tag, mitten auf dem Kurfürstendamm. Und die Beute? Die soll bei einer Million Euro liegen.

Die Täter stürmten gegen 10.45 Uhr den Laden nahe dem Olivaer Platz. Nach Angaben der Polizei versprühten sie sofort Reizgas und bedrohten die drei Angestellten und eine Kundin mit einer Schusswaffe. Sie zwangen die Anwesenden, sich auf den Boden zu legen. Dann zerschlugen sie auch schon die Vitrinen, nahmen mit, was sie greifen konnten, und flohen zu Fuß zum Olivaer Platz. Ein paar Ketten ließen sie zurück. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Männer anschließend auf Fahrrädern geflüchtet sein könnten. Eine der Angestellten wurde durch umherfliegende Glassplitter am Kopf verletzt. Sie erlitt eine Platzwunde und musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden.

Es ist ein besonders dreister, ein eigenartiger Coup, denn besonders viele Zeugen scheint es nicht zu geben, obwohl der Boulevard so belebt ist zu dieser Zeit. Die Verkäufer des Subway-Imbisses nebenan haben nichts vom Überfall mitbekommen, so schnell war die Aktion wieder vorüber. Nach dem Überfall, als die Polizei bereits vor Ort war, kamen die Mitarbeiter des Juweliers rüber und nutzten die Toilettenräume, um sich die Augen auszuspülen, das Reizgas brannte noch.

Beute? Wohl rund eine Millionen Euro

Wie wertvoll die Beute ist, bleibt geheim. Schnell machte aber die Zahl von einer Million Euro die Runde, man musste ja nur die vielen leeren Schatullen hinter den Preisschildern zählen. Auf einigen stand als Wert der gestohlenen Schmuckstücke: „47 000 Euro“. Und die Diebe räumten viele Vitrinen aus.

Die luxuriösen Geschäfte auf dem Boulevard der City West sind immer wieder Ziel dreister Überfälle. Erst Anfang August hatten zwei Männer – ebenfalls mitten am Tag – eine Schaufensterscheibe des KaDeWe an der Tauentzienstraße eingeschlagen, waren eingestiegen und hatten zig teure Uhren aus der Auslage zusammengerafft. Anschließend stiegen sie in ihren Kombi und rasten davon. Zeugen? Die gab es, obwohl es Sonntag war und nur wenige Touristen hier am Morgen entlangbummelten. Ein Tourist konnte sich damals zwar das Kennzeichen des Fluchtautos merken – es war nur leider gestohlen.

Die AG City, in der die Anrainer vernetzt sind, zeigt sich gelassen. Es gebe „keinen Grund, hysterisch zu werden“, sagte Vorstandsmitglied Uwe Timm, Manager des Europa-Centers am Breitscheidplatz. Wenn Banden unterwegs seien, gebe es „immer mal wieder eine Welle“ in Berlin, aber nicht speziell nur an dem Boulevard. Andererseits „ist der Kurfürstendamm mit den vielen Luxusgeschäften natürlich prädestiniert für solche Taten“.

"Alle Juweliere rechnen mit einem Überfall"

Im Februar 2014 wurde am KaDeWe die „Santander“-Bank ausgeraubt; die Täter kamen durch einen Nebenraum, knackten den Tresor und legten Feuer. Wenige Wochen zuvor, am Tag vor Heiligabend 2013, rasten Unbekannte mit ihrem Auto in den neuen Apple-Store. Sie entkamen mit ihrer Beute. Ebenfalls im Dezember 2013 wurde ein Geldtransporter vor dem Modekaufhaus „Peek & Cloppenburg“ überfallen. Die Beute damals: mehr als 100 000 Euro.

„Alle Juweliere rechnen damit, überfallen zu werden“, sagt ein Juwelier, dessen Laden nur einige Häuser nebenan liegt. „Alle paar Wochen schlägt irgendwo in Berlin jemand zu.“ Auch ihn hat es schon getroffen. 2003 drängte sich ein Räuber durch die Sicherheitstür, als eine Kundin gerade den Laden verließ. Kunden müssen normalerweise klingeln, nur dann wird die Tür geöffnet. Die drei Räuber erbeuteten Uhren und Schmuck. Anfang der 2000er Jahre hatte es gleich eine ganze Reihe von Überfällen auf Juweliere in der West-City gegeben. Die sogenannte „Hammerbande“ war seit Februar 2001 in Berlin aktiv und verübte 20 Raubüberfälle. Ein traditionsreiches Geschäft in der Tauentzienstraße musste sogar aufgeben, nachdem es drei Mal zum Ziel der Räuber geworden war.

Ein Überfall auf das KaDeWe schrieb Justizgeschichte

Insgesamt vier Mal wurde ein anderer Juwelier sogar Opfer von Räubern. Dreimal traf es 2001 das Geschäft am Ku’damm, der damalige Juniorchef wurde zudem vor seinem Wohnhaus überfallen. Die Täter entführten ihn im eigenen Auto, beraubten ihn und warfen ihn dann aus dem Fahrzeug. Einen der Männer konnte das Opfer später bei der Polizei auf einem von 550 vorgelegten Fotos wiedererkennen. Der damals 35-jährige Täter wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, ebenso ein Komplize. Auch dieses Geschäft gab später auf, der Inhaber dementierte aber Zusammenhänge mit den Überfällen.

2009 war das KaDeWe Ziel von Juwelenräubern. Die Täter entkamen mit einer Beute im Wert von vier Millionen Euro. Nicht nur die Summe machte Schlagzeilen, sondern auch das mutmaßliche Täter-Duo. Es wurde eine DNA-Spur gefunden, die aber keinem der beiden zugeordnet werden konnte, da es sich um eineiige Zwillinge handelt. Der Fall schrieb Justizgeschichte.

Ein Raubkommissariat des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen und bittet Zeugen, die die Tat beobachtet haben oder Hinweise geben können, sich unter der Telefonnummer 030/4664-944113 zu melden.

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