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Aktiv für ihren Kiez. Wolfgang Severin, Friedrich Berghald und Ulrich Kreißl (v.l.n.r.) sind Vorstandsmitglieder der mehr als 230 Mitglieder starken Initiative Bundesplatz.

© Georg Moritz

Berlin-Wilmersdorf: Unser Bundesplatz, unser Paradies

Mehr Lebensqualität rund um die Bundesallee will eine Bürgerinitiative. Dafür feiert sie heute ein Straßenfest - mit Open-Air-Kino und Stadtsafari.

Von himmlischen Zuständen kann man am Bundesplatz nur träumen. Seit der autogerechten Stadtplanung in den 1950er bis 1960er Jahren prägt Verkehr den Wilmersdorfer Kiez. Doch das will der mehr als 230 Mitglieder starke Verein „Initiative Bundesplatz“ ändern: Am Sonntag von 12 bis 18 Uhr laden die ehrenamtlich engagierten Anwohner und Geschäftsleute ins visionäre „Paradies Bundesplatz“ mit einer „Expedition in die Zukunft“ ein.

Die Straße wird in Fahrtrichtung Norden gesperrt

Besucher des Aktionstags und Straßenfests sollen eine Vorstellung davon bekommen, was Verkehrsberuhigungen bewirken könnten. Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf ist Mitveranstalter, als Schirmherr fungiert Stadtentwicklungs- und Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD). Von 10 bis 20 Uhr bleibt die Bundesallee in Richtung Norden zwischen Varziner und Tübinger Straße für den Verkehr gesperrt – mit Ausnahme des Autotunnels.

Freiluftkino unter der Autobahn

Bereits um 8 Uhr wird der Parkplatz unter der Stadtautobahn A100 geschlossen, denn dort ist ein Open-Air-Kino geplant. Zu sehen sind Kurzfilme über Mobilitätsprojekte in verschiedenen Metropolen, ab 18 Uhr folgt zum Ausklang der Film „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt“ aus dem Jahr 1927. Um 12.30 Uhr wird eine Lichtinstallation an den S-Bahn- und Autobahnbrücken eingeschaltet, die als Teil des Lichterfests „Berlin leuchtet“ bis zum 18. Oktober erstrahlt.

Autotunnel am Bundesplatz in Berlin-Wilmersdorf.
Der Autotunnel der Bundesallee zerschneidet den Bundesplatz in zwei Hälften.

© Kitty Kleist-Heinrich

Eine „Stadtsafari“ zu einigen Orten am Platz soll Gäste spielerisch an Themen wie nachhaltigen Städtebau und neue Verkehrsformen heranführen. Ab 15.30 Uhr diskutieren Berliner Abgeordnete über Bürgerbeteiligung in der Stadtentwicklungs- und Verkehrspolitik. Hinzu kommen Infostände vieler Initiativen und Institutionen, ein Streetfood-Markt sowie eine Sport- und Spielstraße.

„Die Balance stimmt nicht“

„Gerade in der wachsenden Stadt kommt es auf die Balance der Mobilitätsarten an, und die stimmt hier nicht“, sagt der Vereinsvorsitzende Wolfgang Severin. Politiker und Ämter müssten „diesen Dinosaurier der autogerechten Stadt aus dem Paradies vertreiben“. Am liebsten würde er den Autotunnel loswerden, dessen lange Rampen den Platz teilen.

Allerdings wissen Severin und seine Mitstreiter, dass dieses Ziel in weiter Ferne liegt. Außerdem verlangen sie beispielsweise Zebrastreifen, mehr Wege durch den Park, aber auch eine bessere Geschäftslandschaft. Vor allem in der Wexstraße sieht Severin zu viel „unerwünschtes Gewerbe“ wie eine Spielhalle und ein Wettbüro.

Die „Winzerin“ gab den Anstoß

Begonnen hatten die Aktivitäten im Jahr 2010 mit dem Kampf um die „Winzerin“. Bezirkspolitiker wollten diese Skulptur aus dem Park auf den Rüdesheimer Platz verlagern. Doch Anrainer hatten genug vom Niedergang, gemeinsam stoppten sie die Pläne und begannen, Beete zu bepflanzen und zu pflegen. Später erhielten sie dafür den Deutschen Naturschutzpreis und den Erwin-Barth-Preis des Bezirks.

Inzwischen kooperieren die Bürger mit dem „Center for Metropolitan Studies“ der TU Berlin und dem „Council for European Urbanism“, beide wirken auch am Sonntag mit. Vor zwei Jahren wurden 15 Hauptforderungen in einer „Zukunftswerkstatt“ formuliert.

Im vorigen Sommer schaffte man es in die erste Runde des Wettbewerbs „Zukunftsstadt“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, dafür gab es 35 000 Euro. Der Aktionstag findet im Rahmen dieses Wettbewerbs statt.

Näheres zum Programm unter www.initiative-bundesplatz.de

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