zum Hauptinhalt
Aktiv für ihren Kiez. Wolfgang Severin, Friedrich Berghald und Ulrich Kreißl (v.l.n.r.) sind Vorstandsmitglieder der mehr als 230 Mitglieder starken Initiative Bundesplatz.

© Georg Moritz

Charlottenburg-Wilmersdorf: Bundesplatz und Mierendorff-Insel auf dem Weg zur „Zukunftsstadt“

Die Initiativen am Bundesplatz und in der Umgebung des Mierendorffplatzes haben es in einen Bundeswettbewerb geschafft. Das Ziel sind „nachhaltige und ganzheitliche Visionen“ für die Stadtentwicklung.

Wolfgang Severin weiß, woran der Kiez am Wilmersdorfer Bundesplatz krankt: Die meisten Probleme gingen auf die einstigen Pläne für eine „autogerechte Stadt“ zurück, sagt der Vorsitzende der 230 Mitglieder starken Initiative Bundesplatz.

Täglich fahren durchschnittlich mehr als 50 000 Wagen durch die Bundesallee, der Straßentunnel teilt den Platz. Unter den Brücken der Stadtautobahn und der S-Bahn seien „Angsträume“ für Passanten entstanden, sagt Severin. Die Ausbreitung von Spielhallen und anderem unerwünschten Gewerbe in der Gegend sei nur die Folge davon, dass früher mehr an den Verkehr als an die Anwohner gedacht worden sei.

Doch Severin hat eine Vision, eine „Re-Urbanisierung“, die er jetzt bei der bezirklichen Auftaktveranstaltung für den bundesweiten Wettbewerb „Zukunftsstadt“ erklärte. „Ich möchte vom Bundesplatz bis zum Zoo flanieren können“, auch für Touristen könne dies attraktiv werden.

Die Initiative denkt an Informationsstelen, verkehrsberuhigte Seitenstraßen, ein Lichtkonzept für die Brücken und Cafés, die mit Liegestühlen auf den Platz einladen. Den Autotunnel würde man am liebsten zuschütten, das ist allerdings ein Fernziel mit ungewissen Chancen.

Bereits im Jahr 2013 erarbeiteten die Bürger in einer „Zukunftswerkstatt“ 15 Hauptforderungen. Realisiert sei leider noch keine, sagte Severin, in drei Fällen hätten Bezirks- und Senatsverwaltungen zumindest „Lösungen in Aussicht gestellt“.

Im „Zukunftsstadt“-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sollen „Teams aus Bürgern, Wissenschaft, lokaler Politik, Wirtschaft und Verwaltung ihre Vorstellungen an einen Tisch bringen“. Aus rund 160 Bewerbern wurden 52 Städte, Landkreise und Gemeinden für die erste Phase des dreistufigen Projekts ausgewählt. Aus Berlin ist auch die Charlottenburger Initiative „Nachhaltige Mierendorff-Insel“ dabei. Die Projekte wurden vom Bezirksamt unterstützt, Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD) lobte das Engagement.

Die Spree an der Charlottenburger Mierendorff-Insel.
Die Spree an der Charlottenburger Mierendorff-Insel.

© promo/Holger Walkling

Workshop für die Mierendorff-Insel

Im Kiez um den Mierendorffplatz sind die Ideen noch nicht so detailliert. Ein Workshop soll dies ändern: Das „Inselgespräch“ sei für September geplant, kündigte Andrea Isermann-Kühn vom Verein „Dorfwerkstadt“ an.

Außerdem werde ein „Zukunftsteam“ als Fachgremium gebildet. Zusammen mit Anwohnern, Politikern und anderen lokalen Akteuren wolle man die Mierendorff-Insel wirtschaftlich, ökologisch und sozial zum „blühenden Eiland“ machen. Es gehe unter anderem um Kultur im öffentlichen Raum, die Jugendarbeit, Kooperationen von Unternehmen mit Schulen und „bezahlbare Wohn- und Arbeitsräume“.

„Die Straßen bändigen für lebendige Stadtteilzentren“

Im Rathaus Charlottenburg sprachen auch Vertreter der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung und Wissenschaftler über die Städte der Zukunft. So hat die Stadtplanerin Cordelia Polinna zusammen mit anderen Fachleuten das Buch „Abschied von der autogerechten Stadt“ geschrieben. Sie hofft, dass mehr Bürger auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad umsteigen, denn „nur mit gebändigten Straßen kann es lebendige Stadtteilzentren geben“.

Auch Harald Bodenschatz vom „Council for European Urbanism“ sah im Autoverkehr ein Hauptproblem. Immerhin gelte das Auto heute kaum noch als Statussymbol, das Carsharing komme voran. Künftig müsse es „weniger Spritverbrauch und Lärm“ geben.

Die Initiativen haben sieben Monate Zeit, um ihre Pläne zu konkretisieren. Dann entscheidet eine Jury, ob sie im Wettbewerb bleiben und weitere Fördergelder bekommen. In der ersten Phase gibt es bis zu 35 000 Euro, in der zweiten sind 200 000 Euro möglich.

.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false