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Das Dienstgebäude am Hohenzollerndamm in Wilmersdorf ist als Bürgeramt bekannt. Hier residiert auch das Bauamt.

© Cay Dobberke

Charlottenburg-Wilmersdorf: Denkmalschutzbehörde seit Monaten verwaist

Kein Amt unter dieser Nummer: Wer bei der Denkmalbehörde in der City West anruft, bekommt "auf unbestimmte Zeit" keinen Mitarbeiter ans Telefon. Ärger gibt es auch um die Bauaufsicht.

In Charlottenburg-Wilmersdorf jagt ein Bauprojekt das nächste, doch im personell knapp besetzten Bauamt hakt es oft. Schon 2015 hatten Architekten beklagt, Gesprächstermine für sogenannte Bauberatungen kaum noch zu erhalten. Dies habe sich durch eine personelle Verstärkung verbessert, hieß es später aus dem Bezirksamt. Doch nun gibt es neue Beschwerden.

Wer in der Unteren Denkmalschutzbehörde anruft, hört die Ansage, das Amt sei „bis auf Weiteres nicht besetzt“. In manchen Büros der Bauaufsicht verkündet ein Anrufbeantworter, „aufgrund besonderer innerbetrieblicher Umstände“ seien mehrere Mitarbeiter auf „unbestimmte Zeit nicht erreichbar“.

Im Denkmalamt sind offenbar beide Sachbearbeiterinnen krank

Was geht da vor? Dem Vernehmen nach sind die zwei Sachbearbeiterinnen der Denkmalschutzbehörde seit Ende Mai krankgeschrieben. Es gebe hunderte unbearbeitete Anträge, hat der Berliner Rechtsanwalt Lothar C. Poll gehört. Er vertritt die Wirte des japanischen Lokals Kuchi im Baudenkmal an der Kantstraße 135-136, die Umbauten planen. Unter anderem ist wohl auch ein Wohnungsprojekt in Altbauten nahe dem Lietzensee betroffen.

Baustadtrat Marc Schulte (SPD) nennt aus „datenschutzrechtlichen Gründen“ keine Details zur personellen Situation im Denkmalamt. In den nächsten Wochen werde sich die Lage aber durch eine dritte Planstelle entspannen. Diese habe sich der Bezirk lange gewünscht und der Senat nun endlich bewilligt.

Bis dahin blieben Akten nicht liegen, sondern würden „sehr wohl gesichtet“, betont Schulte. Für „einfache Dinge“ habe er selbst schon Erlaubnisse erteilt. In schwierigeren Fällen rate man Antragstellern, sich ans Landesdenkmalamt zu wenden, das mit aushelfe. Im Bezirk „können wir nicht irgendwelche Vertretungen organisieren“, sagt der Stadtrat, dafür sei die Materie zu kompliziert.

Schadstoffbelastete Akten?

Bei der Bauaufsicht sind einzelne, für bestimmte Kieze zuständige Mitarbeiter krankgeschrieben. Laut Schulte ist dies eine Folge der Schadstoffbelastung im Dienstgebäude am Hohenzollerndamm. Dort wurden im Juni fünf Büros geräumt, weil aus dem Dach die giftige und krebsverdächtige Chemikalie Naphthalin strömt. Akten aus jenen Büros rührt derzeit niemand an – wegen der Sorge, das Papier könnte kontaminiert sein. Dies werde gerade untersucht, sagt Schulte. Wer nicht bis zum Ergebnis warten wolle, könne die Akten neu als Kopien einreichen. Das halten aber nicht alle Architekten für praktikabel, vor allem, wenn es um handgefertigte Planzeichnungen geht.

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