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Lichtspiele. Die frühere Kirche der Neuapostolischen Gemeinde in Charlottenburg wurde zur Eventstätte umgebaut.

© Doris Spiekermann-Klaas

Charlottenburger Kirche als Eventstätte: Gott ist ausgezogen

Private Eigentümer haben eine frühere Kirche an der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg zur Event-Location umgebaut. Statt der Empore gibt es eine VIP-Etage. Doch auf wilde Partys will man verzichten.

Gottesdienste laufen noch nicht computergesteuert ab – bei Veranstaltungen in einem früheren Gotteshaus sind der Technik dagegen keine Grenzen gesetzt: Bei der Eröffnungsfeier der Charlottenburger „Event-Location Asanta“ in der einstigen Neuapostolischen Kirche im Norden der Wilmersdorfer Straße wurden eine Klanginstallation und Lichtspiele am Donnerstagabend „komplett per iPad“ orchestriert, wie Architekt Ulrich Rossol erläutert.

Gern spricht er auch über andere technische Finessen wie Glasfaserleitungen, die bis in den Hof reichen und sogar Fernsehübertragungen per Ü-Wagen ermöglichen.

Die eigentliche Besonderheit des Veranstaltungsorts nahe der Ecke Bismarckstraße ist das neoromanische Gebäude. Es stammt aus dem Jahr 1909, bereits vor sieben Jahren hatte sich die Charlottenburger Gemeinde der Neuapostolischen Kirche davon getrennt (wie auch von Standorten in Neukölln und Tempelhof).

Die Planer. Miriam und Friedrich Pongratz (links und rechts) mit Architekt Ulrich Rossol.
Die Planer. Miriam und Friedrich Pongratz (links und rechts) mit Architekt Ulrich Rossol.

© Doris Spiekermann-Klaas

Aula der Akademie

Friedrich Pongratz erwarb den Charlottenburger Bau und nutzt ihn bereits für schulische Zwecke. Denn der diplomierte Psychologe und Soziologe ist Geschäftsführer der nahe gelegenen „Akademie für Internationale Bildung“ in der Haubachstraße. Der Kirchensaal dient als Aula für Konzerte, Theateraufführungen und Diskussionsrunden der privaten Lehrstätte. Das wird auch so bleiben.

Veranstaltungen bis hin zum Galadinner

Darüber hinaus vermietet man den „einzigartigen Veranstaltungsort im Herzen von Charlottenburg“ nach einer grundlegenden Modernisierung nun auch für Tagungen, Seminare, Firmenevents, Produktpräsentationen oder feierliche Galadinner. Chefin im Haus ist Miriam Pongratz, die Frau des Eigentümers. „Wir haben versucht, die Würde des Gebäudes zu erhalten und gleichzeitig modernes Ambiente zu bieten“, sagt sie. Der burgähnliche Kirchenbau stehe nicht unter Denkmalschutz, dies habe die Umgestaltung erleichtert.

Zwölf Meter hoch ist die Decke im ehemaligen Altarraum, die Empore heißt nun „VIP–Etage“ und ist zum Teil mit großen Sitzkissen ausgelegt. Zum neuen Design gehören die goldbronzene Treppe, die früher dunkelbraun war, und Lichtwerfer mit Reflektoren, die eine gleichmäßige indirekte Beleuchtung ermöglichen. Bei Bedarf sind auch Farbenspiele möglich. Toiletten wurden mit matt glänzendem Stahl aufgehübscht und Heizkörper silbern lackiert.

Insgesamt dominieren aber weiße Wände – denn Architekt Rossol rechnet damit, dass es bei jeder Veranstaltung eine individuelle Dekoration und Möblierung geben wird.

Ein Originalfenster der Kirche, die 2007 den Eigentümer gewechselt hatte.
Ein Originalfenster der Kirche, die 2007 den Eigentümer gewechselt hatte.

© Doris Spiekermann-Klaas

Hochzeitsfeiern gibt es wohl nicht

Bis zu 230 Personen passen auf die 550 Quadratmeter Fläche im Altbau, im Sommer steht der Hof davor zur Verfügung – wegen des Lärmschutzes mitten im Wohngebiet allerdings nur bis 22 Uhr. Es gehe aber sowieso „um keine wilden Partys“, betonen die Betreiber. Auch Hochzeitsfeiern möchten sie „nicht so gerne“ beherbergen und keinen neuen Society-Treff begründen – auch wenn Galadinner oder Firmenevents natürlich zu den gesellschaftlichen Ereignissen in der Stadt gehören.

Eigentümer Friedrich Pongratz möchte den „schulischen Rahmen“ nur vorsichtig ausweiten und die Kirche am liebsten für Konferenzen über „innovative und zukunftsweisende“ Ideen vermieten. Verbände, Parteien und Unternehmen hätten bereits Interesse gezeigt, sagt er.

Vom Hof aus gesehen. Die alte Kirche steht zurückgesetzt an der Wilmersdorfer Straße. Das Partyzelt davor wurde zur „Asanta“-Eröffnung.aufgebaut
Vom Hof aus gesehen. Die alte Kirche steht zurückgesetzt an der Wilmersdorfer Straße. Das Partyzelt davor wurde zur „Asanta“-Eröffnung.aufgebaut

© Doris Spiekermann-Klaas

Von „Santa“ zu „Asanta“

Feste Preise gibt es noch nicht, alles ist Verhandlungssache. In Einzelfällen soll der Saal auch mal zum Selbstkostenpreis vermietet werden, wenn es um besonders unterstützenswerte Projekte geht. Früher hatte Pongratz’ Akademie selbst oft Räume in der City West angemietet, darunter den Festsaal im Rathaus Charlottenburg.

Links hinter dem umgewandelten Sakralbau steht ein weiteres Kirchengebäude, das aber nicht dazugehört. Es handelt sich um die Friedenskirche der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde. Für die Baptisten erfüllt dieser Bau nach wie vor den ursprünglichen Zweck.

Als Erinnerung an die religiöse Vergangenheit des neuen Event-Orts ist dessen Name Asanta gedacht. Dieses „Kunstwort“ sei ihr eingefallen, sagt Miriam Pongratz, „es steckt ja ,Santa’ darin.“

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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