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Diesmal ist es ernst. Die Plakate bei Pelz Lösche am Kurfürstendamm weisen auf die baldige Räumung hin.

© Cay Dobberke

Geschäftsaufgabe am Berliner Kurfürstendamm: Traditionsladen Pelz Lösche muss schließen

Nach mehr als vier Jahrzehnten steht „Pelz Lösche“ am Kurfürstendamm vor dem Aus. Das traditionsreiche Geschäft musste einen Insolvenzantrag stellen, Vermieter Artur Brauner hat gekündigt. Der Räumungsverkauf läuft – das Wintergeschäft will man aber noch nutzen.

„Räumungsverkauf“, das stand schon oft an den Schaufenstern von „Pelz Lösche“ am Kurfürstendamm, Ecke Knesebeckstraße. Wenn erstaunte Passanten das Personal fragten, stellte sich heraus, dass nur das Lager geräumt wurde. Doch diesmal ist das anders: Der Laden, der mehr als 40 Jahre lang als Institution am Ku’damm galt, steht vor der Schließung. Plakate verkünden die Geschäftsaufgabe, der Gründer und Kürschner Udo Heiler hat einen Insolvenzantrag gestellt.

Umzugskosten belasten den Betrieb bis heute

Der inzwischen über 70-jährige Chef war aus privaten Gründen nicht für Auskünfte zu erreichen. Dafür erläuterten die vorläufigen Insolvenzverwalter Rolf Rattunde und Christoph Heusler von der Anwaltskanzlei Leonhardt Rattunde dem Tagesspiegel die Hintergründe: Heiler habe monatelang keine Miete zahlen können, daraufhin habe der Vermieter den Vertrag für das 580-Quadratmeter-Geschäft am Ku’damm 203–205 gekündigt.

Kunden gebe es an sich genug. Zwar lehnten es immer mehr Deutsche ab, Pelze zu tragen, doch sei das Interesse von Käufern aus Russland und Osteuropa ungebrochen. Das Hauptproblem seien die hohen Kosten früherer Umzüge.

Nerzmäntel im Ausverkauf.
Nerzmäntel im Ausverkauf.

© Cay Dobberke

Stars und DDR-Politiker unter den Kunden

Ursprünglich war das Pelz- und Ledermodegeschäft an der Ecke Meinekestraße entstanden. Sänger Ivan Rebroff kaufte dort seine Zobelmützen, auch andere Musiker wie Peter Maffay, Jürgen Markus und Michael Holm wurden Stammkunden. Eine arabische Prinzessin erwarb ebenso Nerze wie die aus der US-Fernsehserie „Dallas“ bekannte Schauspielerin Barbara Bel Geddes („Miss Ellie“).

Sogar „Günter Schabowski und andere SED-Größen“ hätten bei ihm bestellt, erzählte Heiler früher mal. Er belieferte auch Versand- und Kaufhäuser.

Doch im Frühjahr 2010 zwang der Vermieter an der Meinekestraße den Laden zum Auszug und siedelte die Modekette Marc O'Polo an. Heiler verkaufte vorübergehend aus dem Lager im vierten Stock. Dann zog er schräg gegenüber ins Neue Kranzler-Eck, aber der Vertrag war befristet. So kam es vor rund drei Jahren wieder zum Ortswechsel.

Artur Brauner ist der Hauseigentümer

Das Gebäude an der Ecke Knesebeckstraße mit weiteren Läden und dem im Frühjahr 2013 eröffneten Hotel „Amedia“ gehört dem 96-jährigen Filmproduzenten und Immobilienunternehmer Artur „Atze“ Brauner. Lange gab es unten das dänische Restaurant Kopenhagen, bis Brauner die Räume an einen Mercedes-Showroom vermietete; diesen schloss der Autohersteller Ende 2010.

Jetzt gibt es noch mal ein Pelzfest

Heilers Kartei verzeichnet Stammkunden aus aller Welt. Sie sollen zu einem abschließenden „Pelzfest“ eingeladen werden. Laut Rattunde gibt es noch sieben Mitarbeiter. Vorübergehend werde man mehr einstellen, um „den starken Winter mitzunehmen“. Der Laden habe international einen guten Ruf und genieße auch wieder das Vertrauen der Lieferanten. Würde Heiler noch mal woanders einen Neustart wagen, „hätte er meinen Segen“.

Bisher deutet aber nichts auf diese Lösung hin. Spätestens Ende Februar 2015 ist am Ku’damm Schluss. Brauners Firma soll signalisiert haben, den Laden bis dahin zu dulden. Es gibt offenbar schon einen Nachmieter. Nur wer dieser ist, war noch nicht zu erfahren.

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