
© Cay Dobberke
Jeden Abend treffen sich die „Mondsänger“: Berliner Nachbarn singen seit Jahren täglich draußen ein Abendlied
Vor der Kirche Am Hohenzollernplatz in Wilmersdorf trifft sich stets um 19 Uhr ein kleiner Chor. Die Idee aus der Anfangszeit der Coronakrise fördert das Gemeinschaftsgefühl im Kiez.
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Das berühmte alte Abendlied von Matthias Claudius „Der Mond ist aufgegangen“ ist seit dem 18. März 2020 täglich um 19 Uhr vor der Kirche Am Hohenzollernplatz in Wilmersdorf zu hören – also schon 2084 Mal. Während der Corona-Pandemie mit Ausgangsbeschränkungen hatte die Evangelische Kirche in Deutschland angeregt, das Lied auf Balkonen zu singen.
Menschen aus der Gegend um den Hohenzollernplatz taten dies auch vor dem Kirchengebäude, das wegen seiner expressionistischen und industrieähnlichen Architektur als „Kraftwerk Gottes“ bekannt ist.
Meistens treffen sich fünf bis zwölf Sängerinnen und Sänger. Eine Frau begleitet sie regelmäßig auf der Klarinette. Monika Stenzel-Burow (im obigen Bild mittig) singt fast immer mit. Sie gehört der evangelischen Gemeinde an – anders als einige andere Beteiligte. Es gehe vor allem um das Gemeinschaftsgefühl, sagt sie und findet es auch „schön, dass so viele Männer mitmachen“.
Bei schlechtem Wetter fällt der Gesang nicht aus
Im Kiez hat sich der Name „Mondsinger“ eingebürgert. Jeder darf spontan mitsingen. Die regelmäßig Teilnehmenden informieren sich aber gegenseitig, wenn sie verreisen oder aus anderen Gründen mal fehlen. Der etwa vierminütige Gesang soll noch nie ausgefallen sein. Bei Regen, Sturm und Kälte stellt man sich unter das Dach des Kircheneingangs.
Auf zusätzliche Lieder wird verzichtet, damit keine Notenblätter nötig sind. Darin unterscheidet sich der Chor von anderen Wilmersdorfer Nachbar:innen, die seit der Coronakrise an jedem Montagabend in der Bayerischen Straße singen.
Eine Redakteurin der „taz“ hat die Mondsinger am Hohenzollernplatz über Monate hinweg besucht und daraus eine große Reportage gemacht.
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