zum Hauptinhalt
Alles schön friedlich im Ex-Rathaus Wilmersdorf? Nicht ganz, aber für Gewalt in der Notunterkunft gibt es keinen Beweis.

© Kay Nietfeld/dpa

Notunterkunft im Rathaus Wilmersorf: Helfer dementieren Prügelei in Flüchtlingsheim

Ehrenamtliche Helfer im früheren Rathaus Wilmersdorf bestreiten, dass es in der Notunterkunft zu Gewalt gekommen sei. Auch der Polizei ist keine Schlägerei bekannt.

Was geschah am 29. April in der Notunterkunft im ehemaligen Rathaus Wilmersdorf? Unstrittig ist, dass es Beschwerden von Flüchtlingen über einen neuen Cateringdienst gab. Die Gerüchte über gewalttätige Auseinandersetzungen werden aber von verschiedener Seite dementiert.

Die Polizei musste nicht einschreiten

Ein Sprecher der Berliner Polizei bestätigte auf Nachfrage, dass die Polizei an jenem Tag alarmiert wurde und mehrere Einsatzwagen zur Notunterkunft fuhren. Dort habe es aber keine Anzeichen für eine Schlägerei gegeben. Die Beamten hätten keine Personalien aufgenommen, abgesehen vom Namen des Anrufers.

Dagegen hatte die „Berliner Zeitung“ berichtet, etwa 30 Bewohner seien mit zehn Wachschützern in eine Prügelei geraten. „Die haben sich die Nasen blutig gehauen“, wurde ein „Mann aus dem Umfeld der Polizei“ zitiert. Mitarbeiter des Heimbetreibers Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hätten sich in ihren Büros eingeschlossen.

„Es gab keine Prügelei“

Auch dem Tagesspiegel waren ähnliche Schilderungen zugetragen worden, allerdings nicht von Augenzeugen, sondern von Charlottenburg-Wilmersdorfer Bezirksverordneten mit Kontakten zu Flüchtlingshelfern.

Holger Michel, Sprecher der ehrenamtlichen Helfer im Ex-Rathaus, dementiert: „Es gab keine Prügelei, keine Gewaltanwendung von Bewohnern oder Sicherheitsleuten, keine Verletzten, nichts wurde beschädigt.“ Michel war nicht anwesend, stützt sich aber auf die Darstellung mehrerer Zeugen.

Richtig sei, dass sich Flüchtlinge über die „schleppende“ Lebensmittelausgabe beschwert hätten, sagt er. Das Essen sei nicht mehr fertig portioniert und abgepackt in Aluschalen serviert worden, sondern auf Tellern. Dies habe die Wartezeiten verlängert.

Der ehemalige ehrenamtliche Helfer und jetzige Vize-Heimleiter Philipp Bertram schrieb, eine Gruppe von etwa 50 verärgerten Personen habe vor den Büros der Verwaltung ein „Gespräch mit Verantwortlichen“ gesucht. Es habe jedoch keine Gewalt gegeben. Er habe „die ganze Zeit als Ansprechpartner“ zur Verfügung gestanden und „zur Entspannung der Lage“ beigetragen.

Sozialstadtrat geht weiteren Vorwürfen nach

Bezirks-Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) kennt die widersprüchlichen Darstellungen. In der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am Donnerstagabend kündigte er an, sich am Freitag mit dem neuen Heimleiter zu treffen.

Dabei sollte es auch um andere Vorwürfe gehen. Die Zeitung „B.Z.“ hat über Unregelmäßigkeiten bei Kostenabrechnungen berichtet. Der Arbeiter-Samariter-Bund beauftragte dazu einen externen Wirtschaftsprüfer.

Außerdem ist die Ärzte-Initiative „Medizin hilft Flüchtlingen“ enttäuscht vom neuen Heimleiter, der die Räumung eines Lagers für Sachspenden verlangt habe. Die Initiative hat ihr Engagement im Rathaus Wilmersdorf schon Ende 2015 weitgehend beendet, weil es inzwischen hauptamtliche Ärzte für die medizinische Versorgung gibt. Aber sie wollte das Lager auch für ihre Hilfsdienste in anderen Berliner Flüchtlingsunterkünften nutzen.

Zur Startseite