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Karl Albikers martialische Statuen "Diskuswerfer und Staffettenläufer" am Olympiastadion in Berlin-Westend.

© Thilo Rückeis

Nazi-Skulpturen am Berliner Olympiastadion: Abräumen oder einordnen?

Erinnerung im Stadtbild ist eine hochpolitische Angelegenheit, die wir nicht abtun sollten. Ein Beispiel: das Berliner Olympiagelände von 1936.

Von Markus Hesselmann

„Orte haben für mich eine Art Erinnerung, insofern als sie Erinnerungen bei denen hervorrufen, die sie anschauen“, sagte der Schriftsteller W. G. Sebald, dessen großes Thema die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus war, der Versuch eines deutschen Nachfahren der Täter, sich in deren Opfer hineinzuversetzen.

Überall in Berlin findet sich Anschauungsmaterial für diese Erinnerung, nicht zuletzt am Olympiastadion. Wie umgehen mit der nationalsozialistischen Ästhetik, die dort kalksteingewaltig in unsere Zeit hinübergerettet wurde?

Ex-Senator Peter Strieder stieß mit dem bewusst provokanten Vorschlag, das alles abzuräumen, unlängst in einem Beitrag für "Die Zeit" eine Debatte an, die jetzt aus der Publizistik per Studienauftrag durch das Bezirksamt in die Wissenschaft übergeht und sich dann hoffentlich auswirkt aufs Stadtbild.

Autor des Bezirks-Gutachtens ist Magnus Brechtken, bekannt unter anderem für sein umfangreiches, jeden letzten apologetischen Mythos zerstörendes Werk über Albert Speer. Der Historiker schreibt, die Nationalsozialisten hätten auf dem Olympiagelände „ihre Rassenideologie in Stein gehauen“ und dass dies dort bislang nur am Rande thematisiert werde.

Nazi-Ästhetik ohne weitergehende Einordnung

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Vor dem Hintergrund, dass sich bei Hertha-Spielen Zehntausende Fußball-Fans die Nazi-Ästhetik ohne weitergehende Einordnung anschauen und Erinnerungen in sich hervorrufen lassen (sowie viele weitere Menschen bei Stadionbesichtigungen), ist das eine hochpolitische Angelegenheit, die wir nicht abtun sollten.

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