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Im Hof der Bernburger Straße 22 steht bereits das Gewächshaus in dem Erdbeeren wachsen.

© Carmen Schucker

Das Projekt "Roof Water-Farm" der TU Berlin: Erdbeeren und Fische auf Kreuzbergs Dächern

Erdbeeren wachsen auf den Dächern, ebenso könnten hier Fische gezüchtet werden. Das benötigte Wasser kommt aus der eigenen Abwasser-Aufbereitung im Haus. So stellen sich Forscher der TU Berlin einen effektiven Umgang mit Wasser vor. Ein Besuch in der Pilotanlage in Kreuzberg.

Landwirtschaft und Fischzucht mitten in der Stadt. Direkt dort, wo der Konsument wohnt: Auf dem Dach eines Kreuzberger Wohnhauses steht ein Gewächshaus. Darin wachsen Salate, Erdbeeren und Kräuter. Gleich daneben steht ein Fischzuchtbecken. Es ist ein Zukunftsszenario an dem das Forschungsprojekt "Roof Water-Farm" der TU Berlin derzeit gemeinsam mit sechs weiteren Partnern arbeitet. Dabei auch im Fokus: innovative Methoden der Siedlungswasserwirtschaft.

Das für eine solche Bewirtschaftung benötigte Wasser wäre kein Trinkwasser aus der Leitung, sondern aufbereitetes Abwasser aus den Haushalten vor Ort. Abwasser zur Bewässerung von Lebensmitteln also.

Angela Million, Projektleiterin und Professorin für Städtebau  und Siedlungswesen an der TU, sieht darin kein Problem. „Das Wasser ist hygienisch einwandfrei.“ In Kreuzberg arbeitet sie mit 20 Kollegen an der Pilotanlage. Im grünen Hof der Bernburger Straße 22 befinden sich die Aufbereitungsanlage und das Gewächshaus.

Erwin Nolde, Projektpartner und Diplom-Ingenieur, erklärt vor den großen Kanistern der Aufbereitungsanlage, wie das Abwasser wiederverwertet wird. Das sogenannte Grauwasser, das aus Waschbecken und Waschmaschinen getrennt vom Schwarzwasser (dem Toiletten-Wasser) abgezweigt wird, wird hier mit Hilfe von Mikroorganismen und UV-Licht zu Betriebswasser aufbereitet. Das Wasser, das hier nach einem Tag herauskommt, landet wieder bei den 250 Anwohnern, von denen es kommt, diesmal allerdings in der Toilettenspülung. Dadurch werden auch die Wasserkosten geringer, meint Nolde. „Ein effizienterer Umgang mit Wasser fängt bei der Quelle, dem Haus in dem es benutzt wird, an.“

Ein Teil des aufbereiteten Wassers soll für die Aufzucht von Fischen und das Bewässern von Pflanzen verwendet werden. Und auch aus dem Toilettenwasser könnte noch Flüssigdünger für den Gemüseanbau gewonnen werden, meinen die Forscher.

Damit vor Ort die verschiedenen Abwasserarten getrennt aufbereitet und wiederverwendet werden können, muss ein zweites Leitungsnetz installiert werden. Nur dann können Grau- und Schwarzwasser getrennt abgeleitet werden. In der Bernburger Straße sind genau diese zwei Abwasserleitungen schon vorhanden. In der Regel haben Wohnhäuser jedoch nur einen Abfluss. Hier müsste man in Zukunft umrüsten, wenn man direkt vor Ort Abwasser aufbereiten will.

Seit drei Jahren wird nun an der Frage geforscht, wie Landwirtschaft und Fischzucht den Weg in die Stadt finden und dies gleichzeitig mit der Siedlungswasserwirtschaft kombiniert werden könnte. Gefördert wird das Projekt im Rahmen der Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionale Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (INIS)“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Mit den erforschten Parametern soll nun errechnet werden, wer in Zukunft von der Technologie profitieren würde. „Wir könnten uns Hotels oder Schulen als geeignete Kunden vorstellen – oder große Mietshäuser“, sagt Million.

Dieser Artikel erscheint im Kreuzberg Blog, dem hyperlokalen Online-Magazin des Tagesspiegels.

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