zum Hauptinhalt
Frans Zimmer alias Alle Farben.

© Promo

DJ "Alle Farben" aus Kreuzberg: "Man macht sich Gedanken darüber, irgendwann nur noch eine Popnummer zu sein"

Zehn Jahre legt Frans Zimmer bereits als DJ "Alle Farben" in Kreuzberg, Berlin und der Welt auf. Am Freitag kommt sein erstes Album heraus. Im Interview spricht er über die Entstehung des Albums "Synethesia".

Altbekannte Melodien wie "What shall we do with the drunken sailor" oder Tschaikowskys "Danse" paart Frans Zimmer alias DJ "Alle Farben" mit elektronischen Beats. Eben Elektromusik für alle. Nun bringt der 28-jährige Kreuzberger sein erstes Album heraus. Anlässlich des Verkaufsstarts von "Synethesia - I think in colours" hat Simon Grothe von der Jugendredaktion des Tagesspiegels Frans Zimmer getroffen.

Nach zehn Jahren als DJ erscheint nun dein erstes Album. Warum erst jetzt? 
„Weil ich noch nicht so mutig war. Ich bin halt eigentlich DJ. Jetzt war es aber an der Zeit, ich habe Leute kennengelernt, die mir mit ihrer Erfahrung helfen konnten.“

Was hat dich bei den einzelnen Tracks inspiriert? 
„Ich wollte etwas Anderes machen, etwas Neues, mit weniger Samples arbeiten. Die Sängerin Jenny Rossander aka Lydmor hat mich sehr inspiriert. Ich habe sie auf einem Künstlertreffen in Utrecht kennengelernt. Alle Künstler, die auf dem Album vertreten sind, haben mir sehr geholfen: ob beim Texte schreiben oder komponieren.“

Hattest du einen genauen Plan was du machen wolltest?

„Natürlich bin ich mit Ideen reingegangen, aber vieles entstand spontan. „She Moves“ war ursprünglich mit Klavier geplant, dann kam aber der Gitarrist ins Studio und hat dazu gejammt. Das klang viel besser. Er kam auch auf die Idee, den Sänger Graham Candy zu nehmen. Seine kraftvolle Stimme hat mir besonders gefallen.“

„She Moves“ ist unter den Top 10 der deutschen Radiocharts. Glaubst du, dass er ein Sommerhit wird?

„Ich hoffe es. Ich würde mich darüber freuen. Obwohl das natürlich auch eine Kehrseite hat. So ein Sommerhit wird hoch und runter gespielt. Wenn du ihn dann selber auflegst, wirst du schief angeguckt. Aber ich glaube die Nummer hat Potential. Trotzdem macht man sich Gedanken darüber, irgendwann nur noch eine Popnummer zu sein.“

Das Lied klingt sehr sehnsüchtig. Was bedeutet es dir persönlich?

„Sich verlieren und dieses Freiheitsliebende ist eine Sehnsucht von jedem - also auch von mir.“

Du bist schon viel in der Welt herumgekommen. Wo ist das Auflegen für dich am schönsten?

„In Berlin (lacht). Hier ist mein Zuhause. Dann sind viele Freunde im Publikum, das ist etwas anderes. Aber manchmal gibt es auch woanders überwältigende Erfolge.“

Wo genau?

„Zum Beispiel in Holland, weil da die Menschen mit elektronischer Musik anders sozialisiert sind. Außerdem tanzen die Holländer sehr schön. Aber es gibt kein Land, bei dem ich sage, das ist jetzt das Beste.“

In Berlin machen viele Clubs zu oder ziehen um. Ist das eine Chance für DJs oder ist Berlin out was die elektronische Musik angeht?

„Nein, out ist Berlin definitiv nicht. Was soll denn dann das neue „In“ sein? Berlin ist im Wandel, aber es ist immer noch eine der großartigsten Städte, um feiern zu gehen.“

Wann warst du das letzte Mal in einem Club ohne aufzulegen?

„In Berlin grundsätzlich nicht mehr so viel, weil ich fast überall erkannt werde. Dann macht das nicht so einen Spaß, viele wollen ein Foto mit mir machen, und weil ich kein Arsch bin, sage ich immer ja. Ich gehe dann lieber zu Konzerten - meist Rock´n´Roll oder Indie.“

Auf der nächsten Seite spricht Zimmer über seine Heimat Berlin und den Graefekiez.

Nachdem seine Single „She Moves“ in die Top 10 der Radiocharts geklettert ist, erscheint an diesen Freitag, 23. Mai das erste Album des DJs „Alle Farben“, „Synesthesia“.
Nachdem seine Single „She Moves“ in die Top 10 der Radiocharts geklettert ist, erscheint an diesen Freitag, 23. Mai das erste Album des DJs „Alle Farben“, „Synesthesia“.

© Promo

Wo entdeckst du neue Musik?

„Viele Leute wollen, dass ich ihre Musik remixe. Mir wird viel zugeschickt, ansonsten folge ich vielen Musikern, die ich interessant finde. So habe ich durch glückliche Zufälle auch „One Day“ von Wankelmut oder „Sonnentanz“ von Klangkarussell gespielt, bevor die Tracks groß wurden. Das ist die Aufgabe, die DJs haben: Den Leuten Neues zu zeigen.“

Gerade zu Beginn deiner Karriere hast du oft mehr als sechs Stunden am Stück aufgelegt. Hast du einen Geheimtipp, um das durchzuhalten?

„Viel Wasser trinken und gut essen: Wenn es geht auch vorher viel schlafen. Mit Alkohol erst spät anfangen. Das gibt manchmal auch Energie, wenn man in der letzten Stunde noch zwei, drei Schnäpse trinkt.“

Was machst du sonst noch außer Musik?

„Das Wichtigste ist für mich wirklich das Kochen. Neu dabei ist der Sport. Ich habe mich jetzt im Fitnessstudio angemeldet, mal sehen wie lange ich durchhalte. Ich male auch gerne, aber dafür brauche ich viel Zeit. Eigentlich wollte ich mal Kunst studieren, aber der Zug ist abgefahren. Eher mache ich irgendwann ein Café mit schönen Torten auf.“

Du hast mal gesagt: „Kreuzberg wird immer meine Heimat bleiben“. Was verbindest du mit der Gegend?

„Ich bin im Graefekiez aufgewachsen,  jetzt ist der Bergmannkiez meine Heimat. Hier habe ich meine ersten Konzerte erlebt. Trotzdem gibt es viele ruhige Ecken. Man kann in gute Cafés oder Restaurants gehen. Ich esse nämlich sehr gerne.“

Du hast schon viele große Festivals bespielt, standest vor zwei Jahren zum Beispiel vor 30 000 Leuten auf dem Tempelhofer Feld. Denkst du irgendwann, das reicht mir jetzt, oder wo soll es für dich noch hingehen?

„Mir stehen viele Türen offen, das finde ich gut. Es gibt noch Künstler mit denen ich gerne zusammen arbeiten will, zum Beispiel ERLEND ØYE. Meinen größten Traum konnte ich mir allerdings schon erfüllen, und zwar auf der Fusion zu spielen. Jetzt freue ich mich auf Überraschungen. Um nicht abzudrehen, ist es aber wichtig, zu Hause seine Ruhepole zu haben, mal zu kochen und lange Entspannungsbäder zu nehmen.“

Gibt es Momente, in denen du dich zur Ruhe setzen möchtest?

„Klar. Nach fünf Tagen Tour, zwei verspäteten Fliegern und Technik, die nicht gestimmt hat, denkst du schon am Sonntagabend: Ich höre jetzt auf. Dann kommt der Montag, Dienstag, die Laune steigt und spätestens Donnerstag, wenn ich Musik shoppen war, denke ich: Du hast echt wieder Lust aufzulegen.“

Dieser Artikel erscheint im Kreuzberg Blog, dem hyperlokalen Online-Magazin des Tagesspiegels. Der Autor Simon Grothe hat den Jugend-Blog "Schreiberling - die Jugendredaktion des Tagesspiegels" aufgebaut.

Simon Grothe

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false