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Die Amerika-Gedenkbibliothek, schon immer mitten in der Stadt gelegen, ist wieder als Standort der zentralen Landesbibliothek im Gespräch.

© Imago/Caro

Mehr Platz für Bücher: Amerika-Gedenkbibliothek soll groß rauskommen

350 Millionen Euro würde eine neue Landesbibliothek kosten – zu teuer, findet nicht nur die CDU. Jetzt wird wieder der Standort in Kreuzberg attraktiv, die Sanierung der Amerika-Gedenkbibliothek in Erwägung gezogen. Doch auch hier müsste der Steuerzahler investieren.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Seitdem klar ist, dass eine neue Landesbibliothek auf dem Tempelhofer Feld mindestens 350 Millionen Euro kostet, wird über andere Standorte nachgedacht. Favorit bei den Stadtentwicklern der Parteien, egal ob Regierung oder Opposition, ist die Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) in Kreuzberg. Sie könnte schrittweise umgebaut und erweitert werden. „Das wäre die beste Lösung“, sagte der CDU-Abgeordnete Stefan Evers. Er begrüßte die Abkehr vom Neubau, die sich auch bei den Sozialdemokraten abzeichnet.

Zwar wies der SPD-Experte Daniel Buchholz darauf hin, dass Mittel für einen Neubau von der Koalition im Landeshaushalt eingestellt seien, aber: „Es darf keine Denkverbote geben“. Darin ist er sich mit dem Generalsekretär der CDU einig: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um das Vorhaben grundsätzlich neu zu diskutieren“, sagte Kai Wegener, für den die möglichen Kostensteigerungen „besorgniserregend“ seien. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass Prestigepläne auf Kosten des Steuerzahlers um jeden Preis durchgesetzt würden.

Einen Ausbau der AGB, die vor 60 Jahren eröffnet wurde, sehen auch Sozialdemokraten als „realistische Alternative“ an. Da trifft sich Rot-Schwarz mit der Opposition. „Eine Modernisierung und Erweiterung wäre für das Quartier ein Gewinn“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek. Der Standort Blücherplatz sei etabliert und verkehrsgünstig.

Anbau fürs Lesen. Wenn es nach den Planern Hannes Dubach und Urs Kohlbrenner ginge, sollte die Gedenkbibliothek (rechts) ergänzt werden.
Anbau fürs Lesen. Wenn es nach den Planern Hannes Dubach und Urs Kohlbrenner ginge, sollte die Gedenkbibliothek (rechts) ergänzt werden.

© Simulation: promo

Auch die Linken-Abgeordnete Katrin Lompscher könnte sich mit dem Ausbau der AGB anfreunden. Bisher galt es als schwierig, am Blücherplatz genügend Fläche zu gewinnen, um die – auf mehrere Standorte verteilte und aus allen Nähten platzende – Berliner Landesbibliothek an einem Ort zu konzentrieren. Aber inzwischen, so Lompscher, habe der Senat die überdimensionierte Raumplanung für eine neue Bibliothek auf ein realistisches Maß abgespeckt. Von 65.000 auf 51.000 Quadratmeter. Das ließe sich in Kreuzberg gut unterbringen

Konzept zum Umbau der Amerika-Gedenkbibliothek

Es gibt dafür sogar ein Konzept, das die Planergemeinschaft Dubach/Kohlbrenner im Auftrag des Senats 2009 vorlegte. Sie schlug vor, die denkmalgeschützte AGB zu sanieren, neu zu strukturieren und durch einen modernen Anbau zu ergänzen – in zwei Baustufen um insgesamt 60.600 Quadratmeter Nutzfläche. Dafür müsste der kleine Park am Blücherplatz geopfert werden, was der damalige Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) stets ablehnte. Aber er ist im Ruhestand und die Parteifreundin Kapek versprach, sich bei Nachfolgerin Monika Herrmann (Grüne) energisch für die Aufgabe der Grünfläche zugunsten der Landesbibliothek einzusetzen.

Auch der Vorplatz müsste neu gestaltet werden, um die AGB mit dem Neubau zu verbinden. Eine Tiefgarage soll genügend Parkraum schaffen, die Anbindung an Bus und U-Bahn ist gut. Ein innerstädtischer Raum, „ideal für das Publikum, das eine Landesbibliothek nutzt“, sagte der CDU-Politiker Evers. Es gibt für diese Pläne aber keine Kostenschätzung, und die Realisierung würde nach Ansicht der Planer mindestens zehn Jahre dauern. Möglich wäre, den großzügig bemessenen Raumbedarf einzudampfen.

Hauptgebäude des Flughafens Tempelhof als Alternative?

Die Fachleute von CDU, Grünen und Linken wiesen noch auf einen anderen Standort hin: das alte Hauptgebäude des Flughafens Tempelhof, das ohnehin saniert werden muss. Auch dafür gab es schon 2010 ein Konzept des Architektenbüros Arnold/Gladisch, das ebenfalls in der Schublade verschwand. Darin wird vorgeschlagen, die Abflughalle und benachbarte Bauteile zu nutzen. Zwei offene Höfe müssten überdacht und die Flugsteige mit einer Glasfassade geschlossen werden. „Eine gute Gesamtfunktionalität erscheint so möglich“, hieß es in der Studie. Als neue Landesbibliothek fiele der Ex-Flughafen aber für große Events wie die Modemesse Bread & Butter oder Konzerte aus.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der den Neubau der Landesbibliothek stets vorantrieb, ahnt jetzt offenbar, dass ihm die Kosten einen Strich durch die Rechnung machen. „Wenn man merkt, dass das Ganze völlig aus dem Rahmen geht, muss man die Debatte führen“, sagte er Ende Februar im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses. Wowereit fügte aber hinzu: Dies werde dann sicherlich geschehen, „ohne dass ich dazu einen Impuls gebe“.

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