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Gut fürs Image: Türkiyemspor (rote Trikots) bei einem Spiel gegen den TuS Makkabi.

© Thilo Rückeis

Nach Homophobie-Vorwürfen: Türkiyemspor Berlin: Chef des Aufsichtsrats tritt zurück

Homophobie-Vorwürfe, keine Mitgliederversammlung, "katastrophale Strukturen": Dem Aufsichtsratsvorsitzenden des legendären Berliner Fußballklubs Türkiyemspor, Robert Schaddach, ist das jetzt alles zu viel.

Die Unruhe bei Türkiyemspor wird immer stärker. Robert Schaddach tritt zum 1. November als Aufsichtsratsvorsitzender zurück; bei jenem Verein, der durch sein Image von Weltoffenheit bundesweit bekannt ist. Schaddach begründete diesen Schritt mit Frustration über die jüngsten Entwicklungen im Verein. „Da rackert man und rennt, und dann kommt dann noch so ein Hammer“, sagte Schaddach.

Mit „Hammer“ meint er nicht bloß den Rücktritt von Aufsichtsrat Jörg Steinert vor zwei Wochen. Er meint vor allem auch „die Folgen, die dadurch ausgelöst wurden“. Steinert, zugleich Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbands Berlin (LSVD), hatte seinen Rücktritt wie berichtet mit homophoben Signalen begründet, die vom Vorstand ausgesandt worden seien beziehungsweise die es im Verein gebe und gegen die der Vorstand nichts unternehme. Danach erklärte auch ein Spieler, dass es im Verein, versteckt, homophobe Signale gebe.

Auch der Aufsichtsrat wurde kritisiert

In die Kritik geriet aber auch der Aufsichtsrat, weil er nach Ansicht des Ex-Jugendleiters Günter Hartmann auf den Vorstand zu wenig Druck ausgeübt habe. Der Vorstand hat bis heute keine Mitgliederversammlung einberufen, obwohl der Aufsichtsrat als Termin den 27. September vorgegeben hatte. Hartmann verlangt in einem Antrag den Rücktritt des Aufsichtsrats.

„Mehr Druck als wir konnte man nicht ausüben“, sagte Schaddach. „Wir haben den Termin schließlich festgelegt.“ An der Sitzung hätten sowohl der Vereinsvorsitzende Mete Sener als auch der Zweite Vorsitzende Beklan Coskun teilgenommen. Trotzdem hat Hartmanns Antrag Schaddach schwer getroffen. Er beförderte den Entschluss, zurückzutreten.

Schaddach, bekannt als SPD-Politiker, ist seit 2011 Chef des Kontrollgremiums. Er wurde berufen, als der Verein Insolvenz anmelden musste. Nun zieht er eine zwiespältige Bilanz seiner Amtszeit. „Positiv ist, dass wir relativ viel Geld eingeworben und mit den Gläubigern eine Rückzahlquote vereinbart haben, mit der alle zufrieden sind.“ Andererseits „ist die Projektarbeit zum Erliegen gekommen“. Und die „Organisationsstruktur des Vereins ist eine Katastrophe“. Handwerkliche Dinge funktionierten nicht. „Wie viele Mitglieder gibt es? Wie viele Mitglieder bezahlen Beiträge? Alle Dinge, über die man bei anderen Vereinen nicht reden muss, funktionieren nicht“, sagte Schaddach.

Dazu kommt das „nicht einfache Verhältnis“ zum Vorstand. Klubchef Sener „ist ein sehr fortschrittlicher Mann, aber halt auch in Strukturen eingebunden“, sagte Schaddach. Der Verein hat zwar ein positives Image, dennoch gibt es klubintern Probleme wegen des Lesben- und Schwulenverbands. Der LSVD ist Trikotsponsor der Freizeitliga-Mannschaft, und mit diesem Logo haben zumindest einige Mitglieder offenbar durchaus Probleme, auch wenn Vorstandsmitglied Bülent Gündogdu betonte, „dass bei Türkiyemspor die sexuelle Orientierung keine Rolle spielt“.

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