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Noch gut in Schuss. Einst wurde hier Bekleidung verkauft, nun steht das Haus leer – doch das soll sich ändern.

© Kai-Uwe Heinrich

Neue Pläne für Oranienplatz: Statt Hütten ein Hotel

Wo bis vor kurzem in Kreuzberg das Flüchtlingscamp stand, sollen nebenan bald Touristen logieren. Der Bezirk hält von einem Hotel im ehemaligen Kaufhaus am Oranienplatz aber nicht viel.

„Der Oranienplatz ist einer der schönsten Plätze Berlins“, sagt Dietmar Müller-Elmau, Chef der Luxusherberge Schloss Elmau in Oberbayern. Nach anderthalb Jahren Flüchtlingscamp lässt diese Äußerung aufmerken. Aber vielleicht hat Müller-Elmau ja recht. Das Kreuzberger Bezirksamt lässt Rollrasen verlegen, damit der Platz wieder seinem eigentlichen Zweck als Erholungsort gerecht werden kann.

Müller-Elmau ist sehr an einer Normalisierung der Verhältnisse interessiert. An der Nordecke des Platzes sollen noch in diesem Jahr Bauarbeiten beginnen, um das seit Jahren leerstehende ehemalige C&A-Kaufhaus in ein Hotel mit Restaurant und Kulturbetrieb zu verwandeln. Müller-Elmau fungiert als Berater, der eigentliche Investor ist der Rechtsanwalt Dietrich von Boetticher, der schon gegenüber das ehemalige Kaufhaus Maaßen erworben und dort seine Berliner Kanzlei eingerichtet hat. Die Planung macht das Architekturbüro Hilmer & Sattler.

Die Kreuzberger Grünen sind von weiteren Hotelbauten nicht besonders begeistert. Der ehemalige Bezirksbürgermeister Franz Schulz verkündete vor vier Jahren, er wolle keine neuen Hostels mehr genehmigen. Der Massentourismus verfälsche den Kreuzberger Kiez und zerstöre damit genau das Flair, das Touristen hier suchen.

Entstehen sollen rund 50 Zimmer

Für das denkmalgeschützte Haus am Oranienplatz gibt es allerdings eine gültige Baugenehmigung, es liegt in einem Mischgebiet. Hier sind Hotels grundsätzlich erlaubt. Der Bezirk konnte nur bei der Bettenzahl Einfluss nehmen. Entstehen sollen nun 50 Zimmer mit rund 100 Betten. Im Erdgeschoss wollen die Planer ein großes Restaurant plus Bar mit 140 Sitzplätzen einrichten, eine Reminiszenz an das „Café Oranienpalast“, das hier mal existiert hat. Später wurde das Haus zum Hotel „Ahlbecker Hof“.

„Eigentlich ist es nur eine Wiederherstellungsmaßnahme“, sagt Müller-Elmau, der sich bemüht, die kritischen Kreuzberger nicht mit Reizwörtern wie Luxus oder Touristenattraktion zu provozieren. „Wir sehen das als Teil von Kreuzberg, das wird kein Motel One“, versichert der Hotelier. Im Idealfall soll ein Künstlertreffpunkt entstehen. Im Restaurant werde es auch eine Bühne für Veranstaltungen geben. Um das Barkonzept soll sich Till Harter kümmern, der mit der „Bar Tausend“ am Schiffbauerdamm die Partyszene für sich gewann. Zuletzt beriet Harter das Fünfsternehotel Stue in Tiergarten.

Kosten sind noch unbekannt

Das denkmalgeschützte Haus wurde 1913 errichtet, die Fassade mit Sandsteinpilastern dezent gegliedert. Bekanntester Nutzer war die „Textil-Fabrikations und Handels AG Clemens & August Brenninkmeyer“, auch bekannt als C&A. In den 60er Jahren bezog eine Kleiderfabrik die Räume. Auch als Möbelhaus und Supermarkt fungierte der Bau zwischenzeitlich. Den jahrelangen Leerstand überstand die Fassade überraschend gut. Was der Umbau in ein Hotel kosten soll, ist unbekannt. Man führe gerade Verhandlungen mit den Banken, sagt Müller-Elmau. Im Übrigen wisse man in Berlin ja immer erst hinterher, was Bauvorhaben kosten, frotzelt der Hotelier mit Blick auf die Staatsoper und den Flughafen BER.

Ein weiterer Hotelbau ist an der Skalitzer/Ecke Mariannenstraße geplant. Dem Bezirk sei es nicht möglich, weitere Hotelneubauten zu verhindern, sagt der Bezirksverordnete Julian Schwarze (Grüne). Berlin brauche einen Hotelentwicklungsplan.

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