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Eine Discokugel.

© Britta Pedersen/dpa

GMF wagt Neustart in Mitte: Eine der ältesten, queeren Partys Berlins ist zurück

Das GMF war legendär in den 90er Jahren. Veranstalter Bob Young erzählt im Interview, wie sich die queere Szene seitdem verändert hat und wieso ein Türsteher Boris Becker rauswarf.

Bob Young ist Veranstalter des GMF, einer der ältesten Partys der Stadt. Nach einer längeren Pause wagt seine queere Partyreihe am 2. Oktober den Neustart wieder in Mitte. In einem kleineren Format im Club „Mein Haus am See“ in der Brunnenstraße.

Durchgestartet war das GMF (sprich: „GayMF“) im – daher der Name – WMF-Haus in der Leipziger Straße, das vor der Sanierung ein Techno-Club war. Als Name für diesen Ort setzte sich in den wilden 1990er Jahren die Abkürzung der Württembergischen Metallwarenfabrik durch.

Im Interview spricht Bob Young darüber, wie sich die queere Szene seit den 90ern verändert hat, wieso ein Türsteher Boris Becker rauswarf und was das GMF von anderen Partys unterscheidet.

Herr Young, die erste GMF-Party fand im Jahr 1996 statt. Was hat sich seitdem verändert?
Die Szene hat sich gewaltig verändert. Bei den Jüngeren ist es kein Thema mehr, dass man unbedingt queer ausgehen muss. Schwule Männer fühlen sich mittlerweile auch in anderen Clubs frei und sicher. Vor allem in der Techno-Szene. Das Publikum ist gemischt. Ich finde das gut, weil es das Leben zeigt, wie es wirklich ist. Das Wort gay ist heute beinahe antiquiert, man sagt queer oder LGBT. Das schließt auch Lesben, Bisexuelle und Transgender ein.

Bob Young eröffnete kurz vor dem Mauerfall den Club „90 Grad“ in Schöneberg – jetzt veranstaltet er Partys an wechselnden Orten in Berlin.
Bob Young eröffnete kurz vor dem Mauerfall den Club „90 Grad“ in Schöneberg – jetzt veranstaltet er Partys an wechselnden Orten in Berlin.

© Bob Young

Was erwartet die Gäste bei den nächsten GMF-Partys?
Die Partys finden nicht mehr jede Woche statt, sondern einmal, immer am ersten Sonntag, im Monat. Es gibt mittlerweile wahnsinnig viel Konkurrenz in der Stadt. Jetzt gehen viele Sonntag ins Berghain. Aber wir unterscheiden uns von anderen Partys. Bei uns gibt es keinen Darkroom und unsere Gäste sind nicht so hardcore.

Sie selbst stammen aus einem eher konservativen Umfeld aus den USA. Wie kamen Sie dazu, Partys in Berlin zu veranstalten?
Ich komme aus den Südstaaten in den USA. Das war nicht super streng, aber das Thema queer war mir während meiner Kindheit total fremd. Während meines Germanistikstudiums lebte ich eine Zeit in Berlin und hatte dort später einen Freund. Als ich mich entschieden hatte, ganz hinzuziehen, war ich Stammgast in einem Kreuzberger Club, dem Beehive. Ich begann dort zu arbeiten und machte meine erste eigene Partyreihe „Tanzstelle“. Einen Monat vor dem Mauerfall eröffnete ich den Club „90 Grad“ in Schöneberg.

Der Club war legendär, Promis gingen dort ein und aus. Gibt es einen Abend oder eine Anekdote, an die Sie sich besonders gerne erinnern?
Es gibt diese Geschichte, dass der Türsteher Britney Spears abgewiesen hat. Sie hatte kein Geld dabei und er wollte sie nicht reinlassen. Ein anderes Mal bei einer GMF-Party im Weekend Club am Alexanderplatz kam Boris Becker. Der war ganz selbstverständlich durch die Tür gerutscht und stand schon drinnen mit einem Bier in der Hand. Da kam der Türsteher zu ihm und meinte, er müsse wieder gehen. Ein Freund hat mich dann angerufen und erzählt, dass Boris Becker vor der Tür steht und wartet. Am Ende haben wir ihn reingelassen.

Jetzt betreiben Sie keinen festen Club mehr, ihre Partys finden an wechselnden Orten statt. Ist es schwieriger geworden, coole Locations zu finden?
Leider ist die Zeit der Partys in leerstehenden Hallen und Gebäuden in der Innenstadt wie damals dem WMF-Haus vorbei. Heute ist alles geregelt. Wenn es zu laut ist, beschweren sich die Nachbarn. Auch die Kosten, um Heizung und Toiletten in leeren Gebäuden einzurichten, sind zu hoch, das lohnt sich nicht mehr. GMF startet jetzt in einer kleineren Location, im Szene-beliebten „Mein Haus am See“ am Rosenthaler Platz. In der Bar im Erdgeschoss wird es eine Lounge mit DJ geben und unten im Club den Dancefloor. An der Tür steht Drag Queen Olga Wodka, die auch live singen wird. Und wir haben uns kleine Überraschungen für unsere Gäste ausgedacht.

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