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Von Anwohnenden selbst gepflanzte Bäume in Berlin-Prenzlauer Berg.

© Foto: privat

Kahlschlag-Streit in Prenzlauer Berg: Bezirk bleibt hart: Straße in Welterbe-Siedlung soll baumlos werden

Pankow bietet an, die von den Anwohnern nachgepflanzten Bäume in der Carl-Legien-Siedlung in einen Park zu versetzen. Die aber wollen ihren Denkmal-Kiez nicht roden lassen.

Von Christian Hönicke

Die Gubitzstraße in der Unesco-Weltkulturerbesiedlung Carl Legien soll baumlos werden. Darauf besteht Pankows Bezirksamt nach Rücksprache mit dem Landesdenkmalamt und der Unteren Denkmalschutzbehörde des Bezirks.

Anwohner der Wohnsiedlung in Prenzlauer Berg hatten in der Straße eigenmächtig zwei Straßenbäume gepflanzt. Just dort, wo das Straßen- und Grünflächenamt (SGA) vor acht Jahren ersatzlos roden ließ. Nun sollen die Anwohner die neuen Bäume bis Freitag aus Denkmalschutzgründen „entfernen“ – oder bis zu 10.000 Euro Strafe zahlen. Alle Hintergründe der Baum-Posse können Sie mit einem Tagesspiegel-Plus-Abo hier lesen.

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Die Anwohner wollen nun „auf Deeskalation und Dialog“ setzen, wie ihre Initiative „Der Grüne Carl“ am Donnerstag in einer Mitteilung erklärte. Man wolle „den Erhalt von Stadtgrün, die soziale Stadt und den Denkmalschutz in Ausgleich bringen“. Deshalb schlägt die Initiative eine „Zukunftswerkstatt Welterbe Carl Legien“ vor.

In dieser sollen der Bezirk Pankow, das Land Berlin, die Anwohner und die Deutsche Wohnen als Eigentümerin „ein von allen Beteiligten getragenes Konzept entwickeln, wie in dem Unesco-geschützten Quartier Anwohnerbelange, der Denkmalschutz und die Klimafolgenanpassung neu austariert werden können“. Die Zukunftswerkstatt solle dabei „extern moderiert und von Fachleuten aus Denkmalschutz, Klimaschutz, Architektur und Stadtentwicklung beraten und begleitet werden“. Das erklärte Ziel der Anwohner ist dabei "mehr Bäume in der gesamten Wohnstadt Carl Legien".

Die Initiative kritisierte zudem, dass sich das Grünflächenamt bei den Fällungen zwar auf den Denkmalschutz beruft, jedoch nicht begründet, „welches denkmalpflegerische Konzept in der Wohnstadt umgesetzt werden soll“. Die von den Anwohnern mehrfach erbetene Akteneinsicht in Stellungnahmen der Denkmalbehörde sei „jedenfalls bislang ebenfalls verwehrt“ worden.

Wurden auch Bäume gefällt, mit denen man sich bei der Unesco bewarb?

Neben den Fällungen in der Gubitzstraße seien übrigens auch in der Erich-Weinert-Straße „meterdicke Robinien“ gefällt worden, „die auch im Unesco-Welterbeantrag erwähnt sind – ohne nachgepflanzt zu werden“, erklärt die Initiative. Dazu und generell bezüglich des "historischen Baumbestandes" könne sie „aufgrund der Kürze der Zeit keine detaillierteren Angaben machen“, sagte Manuela Anders-Granitzki (CDU).

Pankows zuständige Bezirksstadträtin erklärte zur Idee der "Zukunftswerkstatt", sie wolle gern mit der Bürgerinitiative „vor Ort noch einmal darüber ins Gespräch kommen, wie unter Einhaltung der Verkehrssicherheitspflicht u.ä. die gewünschte Verbesserung des Wohnumfeldes unterstützt werden kann“. Dabei verwies Anders-Granitzki auf einen Kompromissvorschlag des Landesdenkmalamts, die umstrittenen Bäume an einen anderen Standort zu versetzen: „Das halte ich für einen guten Ansatz.“

Der Bezirk hält die neuen Bäume für ungeeignet

Da die von der Initiative gepflanzten Bäume „keine Kriterien eines Straßenbaumes“ erfüllen würden, bestehe jedoch nur die Möglichkeit, die Bäume „gern in Absprache mit der Bürgerinitiative in eine nahe Grünanlage zu pflanzen“. Das werde derzeit vom SGA geprüft, und so lange werde man „auch keine Baumfällungen vor Ort vornehmen“. Jedoch rückte Anders-Granitzki nicht von der Vorgabe ab, der historische Zustand der "Baumfreiheit" der Vorgärten solle langfristig wiederhergestellt werden.

Die Anwohnerinitiative hofft dennoch weiter, die Bäume in der Gubitzstraße zu erhalten. „Sollte dies scheitern, sind wir dennoch ohne jede Vorbedingung bereit, die Bäumchen bis spätestens 28. November auszupflanzen und ihnen an einer anderen Stelle ein sicheres und dauerhaftes Zuhause zu geben.“

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