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Sein Bezirk, sein Pankow: Matthias Köhne.

© promo, Kitty Kleist-Heinrich

Matthias Köhne ist seit 2006 im Amt: 2016 ist Schluss: Bürgermeister in Pankow hört auf

Matthias Köhne will 2016 nicht erneut für das Amt des Pankower Bürgermeisters kandidieren – zehn Jahre seien genug, sagt er. Auch Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz will aufhören.

Der nächste Berliner SPD-Bürgermeister nimmt seinen Hut. Nach den Rücktritten des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit und des Neuköllner Bezirksbürgermeisters Heinz Buschkowsky hat nun Pankows Bürgermeister Matthias Köhne angekündigt, im kommenden Jahr nicht wieder kandidieren zu wollen. „Zehn Jahre in einem solchen Amt sind genug, das habe ich immer gesagt“, sagte der 49-Jährige. Außerhalb Pankows dürfte die Nachricht eher die Frage provozieren: „Matthias … wer?“, denn anders als Buschkowsky ist Köhne, der von 2001 bis 2002 Wowereits Büro leitete, eher ein Mann der leisen Töne. Und er möchte offenbar gehen, wie er regiert hat: geräuschlos und ohne großen Knall.

Anders als Kollegen aus anderen Bezirken schreibt Köhne auch keine Brandbriefe oder verbreitet Alarmstimmung. Im Gegenteil, er übte sogar indirekt Kritik an Parteifreunden, die mit markigen Krisenszenarien die Öffentlichkeit suchten. „Ich muss meinen Bezirk nicht schlechtreden“, antwortete Köhne Anfang des Jahres im Tagesspiegel-Interview auf die Frage, ob Buschkowsky mit seinem Stil nicht eher Gehör finde.

Dass sein Stellvertreter, der grüne Baustadtrat Jens-Holger Kirchner, häufiger poltert und immer wieder öffentlich Positionen vertritt, die denen Köhnes widersprechen, ließ den gebürtigen Schleswig-Holsteiner mitunter schwach wirken.

Pankower Verhältnisse

Von Neuköllner Verhältnissen ist Pankow freilich weit entfernt. Seit Langem ist Pankow mit seinen fast 400 000 Einwohnern der dynamischste Berliner Bezirk, vom Szene- oder Boombezirk ist oft die Rede. Die Bevölkerung wächst ebenso wie der Wohlstand. Nach Pankow ziehen vor allem gut situierte Mittelstandsfamilien, und die Migranten, die hier leben, sind meist gut ausgebildet und integriert. Köhne klagte zwar, angesichts akuter Sparzwänge fahre Pankow bei der Infrastruktur seit Mitte der 1990er Jahre „auf Verschleiß“. Er sagte aber auch: „Wenn ich in andere deutsche Großstädte blicke, etwa nach Gelsenkirchen, dann sind unsere Probleme relativ.“

Zwei Baustellen bleiben

Mindestens zwei große Baustellen wird er dennoch hinterlassen: das Entwicklungsprojekt für den ehemaligen Pankower Güterbahnhof, auf dem der Möbelunternehmer Kurt Krieger ein neues Stadtquartier errichten will, und die vom Senat geplante Bebauung der Elisabethaue im Norden des Bezirks, gegen die es großen Widerstand in der Bevölkerung gibt. Köhne selbst sieht das Projekt pragmatisch: „Ich halte es für vernünftig, großflächig zu planen.“ Wenn der Bezirk nur Baulücken schließe, gerate er bei der sozialen Infrastruktur immer mehr unter Druck. Neue Großquartiere hingegen böten die Möglichkeit, Kitas, Schulen und Straßen gleich mitanzulegen.

Nachfolge offen

In die Debatte um seine Nachfolge will sich Köhne nicht einschalten. „Wer weiß, ob es da nicht Überraschungen gibt“, sagte er am Donnerstag in Anspielung auf die Streitlust der Pankower SPD. Auch die vorgezogene Wahl zum Kreisvorsitzenden im April war nicht ohne Konflikte abgegangen. Köhne war damals hinter den Kulissen als Kompromisskandidat gehandelt worden. Gewählt wurde schließlich Knut Lambertin. „Ich habe mit meiner Ankündigung gewartet, bis sich die Wogen wieder geglättet hatten“, sagt Köhne. Ein konkreter Name für einen Bürgermeisterkandidaten drängt sich offenbar noch nicht auf. „Wir haben einen Haufen guter Leute“, sagte Köhnes SPD-Parteifreundin und Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz, die 2016 ebenfalls nicht mehr antritt.

Stadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz will ebenfalls aufhören.
Stadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz will ebenfalls aufhören.

© Thilo Rückeis

Zürn-Kasztantowicz, Stadträtin für Soziales, Gesundheit, Schule und Sport, erreicht im kommenden Jahr das Pensionsalter. Leicht war ihr Job vor allem am Anfang nicht, denn unter ihrem Vorgänger herrschten erhebliche Missstände: Ab 2005 hatte sie mit tausenden unbearbeiteten Akten von Sozialhilfeempfängern zu kämpfen und mit Fehlbuchungen in Millionenhöhe. Bis zum kommenden Jahr gebe es noch viel zu tun, sagte sie dem Tagesspiegel. Vor allem die Schulen im Boom-Bezirk Pankow bereiten ihr Sorgen. „Dieses Thema wird mich bis zum letzten Tag beschäftigen.“ Viel zu lange sei der wachsende Bedarf an Schulen nicht erkannt worden. „Genauso wie ein Wohnungsbaubeschleunigungsgesetz brauchen wir dringend auch ein Schulbaubeschleunigungsgesetz“, sagt Zürn-Kasztantowicz kämpferisch. Sie selbst habe seit 2011 alles getan, um neue Schulplätze im Bezirk zu schaffen, durch sogenannte modulare Ergänzungsbauten für Schulen und die Wiederbelebung bereits stillgelegter Schulen. „Bisher konnten wir so immerhin 3000 neue Plätze schaffen.“

Positive Bilanz

Mit den steigenden Flüchtlingszahlen gewinne das Problem nun „eine neue Dimension“. Allein in den vergangenen zwei Wochen seien in Pankow zehn neue Willkommensklassen eingerichtet worden, 44 sind es nun insgesamt. Ein umfassendes Konzept zur Integration von Flüchtlingen fehle allerdings noch. „Daran werde ich noch aktiv mitarbeiten, schließlich betrifft das Thema alle meine Arbeitsbereiche“, so die Stadträtin. Doch Zürn-Kasztantowicz zieht auch bereits eine erste Bilanz. Sie ist überzeugt, die soziale Infrastruktur des Bezirks gut durch die harten Sparjahre geführt zu haben.

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