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Der Mauerpark zur Fête de la Musique 2017.

© Lars von Törne

Raub, Körperverletzung, Helikoptereinsätze: Senat bestätigt Anstieg der Straftaten im Berliner Mauerpark

Die nächtliche Schließung des James-Simon-Parks in Mitte wirkt sich negativ auf den Mauerpark aus. Kann eine "Mauerpark-Ampel" neue Exzesse verhindern?

Von Christian Hönicke

Der Mauerpark ist unsicherer geworden. Das teilte die Senatsinnenverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage von Stephan Lenz mit. Der CDU-Abgeordnete wollte wissen, wie die Sicherheitslage in der beliebten Grünanlage in Prenzlauer Berg ist. Der Hintergrund ist offensichtlich: Praktisch jedes Wochenende finden dort derzeit Polizeieinsätze statt.

Einer generellen nächtlichen Schließung des Mauerparks wie zuletzt im James-Simon-Park in Mitte hatte Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke) dennoch unlängst eine Absage erteilt. Das führe nur zu Verdrängungseffekten, erklärte er.

[Dieser Text stammt aus dem Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Pankow-Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Das bestätigt nun auch die Senatsinnenverwaltung. "In Folge der nächtlichen Schließung des James-Simon-Parks Mitte August und mit dem Ende der Sommerferien ist im Mauerpark ein Anstieg von Rohheitsdelikten, insbesondere Raub, schwerer Raub, räuberische Erpressung, Körperverletzung und gefährliche Körperverletzung, zu verzeichnen", teilt sie mit.

173 Polizei-Einsätze und 35 Rettungsdienst-Einsätze gab es demnach zwischen dem 1. Juli und dem 31. August im Mauerpark. Die häufigsten Delikte in diesem Zeitraum waren Diebstahl (51), Körperverletzung (37, davon 8 schwer) und Raub (14). Hinzu kamen 5 Sexualdelikte.

Problematisch wird es dabei, wenn die Sonne untergeht. Zwar würden an den Wochenenden bereits "tagsüber regelmäßig bis zu 3.000 Personen im Mauerpark durch die Polizei Berlin festgestellt", so die Senatsverwaltung. Doch dies seien "überwiegend Familien und andere erholungssuchende Personen", die kaum Ärger machen.

Tagsüber friedlich, später aggressiv

An den Abendstunden sei jedoch "häufig ein Publikumswechsel hin zu erlebnisorientierten Jugendgruppen festzustellen, die sich oft bis in die Morgenstunden im Park aufhalten". Diese zeigten "teilweise eine aggressive Grundstimmung, die sich mit steigendem Alkoholkonsum weiter verstärkt".

Wenn die Polizei gegen störende Personen einschreite, löse dies "regelmäßig Solidarisierungshandlungen von anderen Parkbesuchenden aus, die oft in konkrete Störungen von Amtshandlungen münden". In dem Zusammenhang seien in den zwei Monaten zwölf Dienstkräfte der Polizei verletzt worden.

Können mehr Ordnungsbehörden den Mauerpark in den Griff bekommen, wie die CDU fordert? "Wir sind nicht der Meinung, dass Hubschrauber und Polizeihunde geeignete Mittel sind, miteinander Probleme zu lösen", sagt Alexander Puell.

"Nicht alle über einen Kamm scheren"

Puells Verein "Freunde des Mauerparks" will die Lage mit einem "Ampelsystem" und "Aktionstagen" befrieden. "Dabei wollen wir besonders mit jungen Nutzern Kontakt aufnehmen und sie in die Gestaltung der Zukunft einbinden. Die jungen Menschen haben einen großen Nachholbedarf und wir sollten gemeinsam Wege finden, damit umzugehen."

Sein Verein stehe im regelmäßigen Austausch mit Parkläufern, Bezirksamt, Grün Berlin und Polizei. "In diesem Kreis haben wir für eine andere Vorgehensweise geworben - mit einem Ampelsystem könnte schon früher am Abend einer Parkräumung vorgebeugt werden."

Das Mauerpark-Ampelsystem könnte laut Puell etwa so aussehen: Grün zeigt "Normalbetrieb" an, inklusive "regelmäßiger Präventionsarbeit" durch Streetworker und des Parkdienstes. Auf Gelb soll die Ampel springen, wenn der Parkdienst der Polizei meldet "Achtung, es braut sich was zusammen". Dann sollen "problematische Gruppen" angesprochen werden, die Polizei könne einzelne Platzverweise erteilen. Erst bei Rot erfolge eine Parkräumung durch die Polizei.

"Neu ist Phase Gelb, die eben nicht alle Jugendlichen über einen Kamm schert, sondern sich gezielt um die kümmert, die dann nachts zu den großen Problemen führen und die Parkräumungen auslösen", sagt Puell. Damit sei "das gepflegte Feiern für andere weiterhin möglich".

Der Ampel-Vorschlag sei dabei nicht wörtlich zu nehmen: "Ampeln wollen wir nicht gleich aufstellen", sagt Puell augenzwinkernd. Gemeinst sei damit ein kommunikatives "Frühwarnsystem" für Parkläufer, Streetworker und Polizei, "als Barometer und Richtschnur. Bisher gibt es kein solches Frühwarnsystem: Es läuft unbegleitet, bis es knallt." Der nächste Aktionstag findet am Freitag (8. Oktober) statt, inklusive Skaten, Parkour und künstlerischen Angeboten.

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