zum Hauptinhalt
Polizeidirektor Stefan Weis leitet die für Spandau zuständige Polizeidirektion 2.

© Polizei

Gastbeitrag des Leiters der Polizeidirektion 2: Trickbetrüger haben Senioren im Visier

Hinterhältige Ganoven agieren am Telefon, verwickeln auf der Straße in ein freundlich erscheinendes Gespräch oder stehen gar vor der Wohnungstür.

Nahezu täglich ereignen sich Fälle wie der folgende: Frau F. aus Spandau kommt nach Hause und wird von zwei Männern, die sich fälschlich als Polizeibeamte ausgeben, angesprochen. Sie machen mit einem angeblichen Dienstausweis glaubhaft, dass es einen Einbruch im Haus gegeben habe und sie nun die Wohnung der Seniorin nach dem vermeintlichen Täter absuchen müssen. Frau F. lässt die Männer in die Wohnung, die dann ihre Sachen durchwühlen und Wertsachen stehlen.

Die "Polizisten" waren nicht echt

Als Frau F. ihre Wohnung betritt und das Chaos sieht, unterliegt sie dem Irrtum, dass dies der angeblich „gesuchte“ Einbrecher gewesen sei. Die Idee, dass die beiden netten, angeblichen Polizeibeamten die Täter sein könnten, kommt ihr gar nicht in den Sinn. Die Männer können sogar noch nach dem Geheimversteck ihrer Wertsachen fragen. Während das Opfer eine Taschenlampe holt, packen die Männer die dort versteckte Rolex Armbanduhr ein und Frau F. ist erstaunt, dass der vermeintliche Täter sogar dieses Versteck gefunden hat. Hätte die Seniorin nur einmal von so einem Vorgehen gehört, wäre sie wahrscheinlich misstrauischer gewesen.

Die Polizei braucht Ihre Unterstützung

Hier brauchen wir als Polizei Ihre Unterstützung! Sie als Angehörige, Pflegende, Freunde oder Nachbarn, welche einen älteren Menschen in ihrem Umfeld haben. Denn Sie haben den Kontakt zu jenen einzelnen Personen, die eventuell nur noch selten ihre Wohnung verlassen können, denen die sozialen Kontakte fehlen oder die gerade Ihnen aufgrund eines Vertrauensverhältnisses doch einmal mehr zuhören. Damit können Sie unsere Informationen an eben diese Senioren herantragen, die für uns als Ihre Polizei nicht so einfach zu erreichen sind.

Gemeinsam sind wir stark

Frei nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ möchten wir Ihnen die Verhaltensstipps für die betrügerischen Machenschaften zum Nachteil von Senioren etwas näher bringen: Seien Sie immer vorsichtig beim Rückruf von Telefonnummern aus Ihrem Display (Handy/Festnetz), die im Zusammenhang mit verdächtigen Situationen auftauchen! Suchen Sie sich die Telefonnummern immer selbst heraus, denn jede Rufnummer in Ihrem Display (selbst der Polizeinotruf 110) kann über eine technische Manipulation so geschaltet sein, dass Sie bei den Betrügern selbst landen. Befolgen Sie stets die goldenen Regeln: Ich lasse keine fremden Personen in meine Wohnung! Ich übergebe niemals Geld/Schmuck an fremde Personen! Ich hinterfrage lieber einmal mehr als zu wenig!

Achten Sie auf Ihre Nachbarn

Bitte sensibilisieren Sie Senioren in Ihrer Umgebung zu betrügerischen Vorgehensweisen, ohne sie jedoch in Angst und Schrecken zu versetzen. Und auch Sie können weitere Beiträge zum Schutz Ihrer Angehörigen/Freunde/Nachbarn leisten: sei es der nachgerüstete Spion an der Wohnungstür, eine Türgriffkette/Vorhängekette oder einfach nur Ihre Telefonnummer, falls Rückfragen zu einer fragwürdigen Situation auftreten. Sprechen Sie offen über die Aufbewahrung von größeren Geldbeträgen und Schmuck und raten Sie gegebenenfalls zu Bankkonten/Schließfächern. Eine gute Nachbarschaft kann ebenfalls einen schützenden Effekt haben. Achten Sie gegenseitig auf sich und gerade auf ihre älteren Nachbarn!

Jedermann sollte auch die folgenden Tipps beachten – unsere gutgläubigen Senioren jedoch besonders: • Lassen Sie Unbekannte vor Ihrer Wohnungstür: Sie sind grundsätzlich nicht verpflichtet, jemanden unangemeldet in Ihre Wohnung zu lassen. • Fordern Sie von angeblichen Amtspersonen (z.B. Polizisten) den Dienstausweis. Amtspersonen müssen sich ausweisen und haben dafür auch Verständnis. • Wenn Sie unsicher sind, rufen Sie bei der Behörde an, von der die angebliche Amtsperson kommt. Suchen Sie die Telefonnummer der Behörde selbst heraus oder lassen Sie sich diese durch die Telefonauskunft geben. Wichtig: Lassen Sie den Besucher währenddessen vor der geschlossenen Tür warten. • Geben Sie am Telefon keine Details zu Ihren finanziellen/familiären Verhältnissen oder Kontodaten preis. • Übergeben Sie niemals Geld/Schmuck/Wertgegenstände an unbekannte Personen. • Seien Sie überaus vorsichtig, wenn sich jemand am Telefon nicht selbst mit Namen vorstellt. • Legen Sie einfach den Telefonhörer auf, sobald Ihr Gesprächspartner Geld von Ihnen fordert. Das ist nicht unhöflich, sondern notwendig. • Vergewissern Sie sich, ob der Anrufer wirklich ein Verwandter ist: Rufen Sie die jeweilige Person unter der bisher bekannten und benutzten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen. • Lassen Sie Ihnen unbekannte Personen nicht in ihre unmittelbare, körperliche Nähe (unterhaken etc.) • Informieren Sie sofort die Polizei über die 110, wenn Ihnen ein Anruf oder ein verdächtig vorkommt. • Wenn Sie Opfer geworden sind: Wenden Sie sich an die Polizei und erstatten Sie Anzeige.

+++

Sie wollen mehr aus Spandau lesen? Gern. Sie finden uns unter www.tagesspiegel.de/Spandau, auf www.facebook.com/tagesspiegelspandau. Und unseren Bezirks-Newsletter "Leute Spandau" können Sie kostenlos bestellen unter www.tagesspiegel.de/leute

Stefan Weis

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false