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Martin Kobierski stellt das Radargerät für den nächsten Einsatz ein.

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In Spandau wird der Verkehr mit Radar analysiert: Ordnungsamt blitzt ganz ohne Folgen

Wie stark die Verkehrsbelastung in einzelnen Straßen ist, ermittelt ein unscheinbarer grauer Kasten rund um die Uhr vollautomatisch.

Der unscheinbare graue Kasten am Laternenmast am Straßenrand fällt kaum einem Autofahrer auf. Die beim Spandauer Ordnungsamt angesiedelte Straßenverkehrsbehörde setzt ein mobiles Radargerät zur vollautomatischen Verkehrserfassung ein. Dennoch müssen Fahrzeuglenker, die den Kasten doch bemerken, nicht erschreckt auf die Bremse zu treten. Die Registrierung erfolgt anonym, hier geht es nicht um Knöllchen oder Bußgelder, sondern um die Verkehrssicherheit.

Das Display zeigt die erfassten Daten: Datum, Uhrzeit, Geschwindigkeit, Fahrzeuglänge und die Gesamtzahl der am jeweiligen Tag erfassten Kfz.
Das Display zeigt die erfassten Daten: Datum, Uhrzeit, Geschwindigkeit, Fahrzeuglänge und die Gesamtzahl der am jeweiligen Tag erfassten Kfz.

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VeDasys VO1 heißt das Gerät des bayerischen Verkehrstechnik-Spezialisten Bermicken. Rund 2500 Euro hat den Bezirk die Beschaffung gekostet, sagt Ordnungsstadtrat Stephan Machulik (SPD). Eine Anschaffung, die sich gelohnt hat. Das Radar erfasst, um 45-Grad-Winkel zur Fahrbahn angebracht, alle vorbeifahrenden Fahrzeuge nicht nur mit Datum, Uhrzeit und Geschwindigkeit. Eine integrierte Längenmessung ermöglicht es außerdem, zwischen Lkw, Pkw mit und ohne Anhänger sowie Zweirad zu unterscheiden. So lässt sich beispielsweise feststellen, welcher Fahrzeugmix in einer bestimmten Straße anzutreffen ist, ob es hier häufig zu Geschwindigkeitsüberschreitungen oder gar zu illegalen Autorennen kommt oder zu welchen Zeiten es zu erhöhten Verkehrsbelastungen kommt. Gibt es an einem Messpunkt eine Häufung von Rasern, wird der zuständige Polizeiabschnitt informiert. Der höchste bisher gemessene Wert waren 78 km/h in einer Tempo-30-Zone.

Die Listen enthalten keine Daten die eine Identifizierung der Fahrzeughalter ermöglichen.
Die Listen enthalten keine Daten die eine Identifizierung der Fahrzeughalter ermöglichen.

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Ein Beispiel ist der Pillnitzer Weg in Staaken. Hier gab es, wie berichtet, viele Klagen von Anwohnern, dass insbesondere Umland-Pendler die Wohnstraße als Rennstrecke zur Umfahrung der Staus auf der Heerstraße missbrauchen würden. Doch offenbar war dieser Eindruck subjektiv. Eine Woche lang war hier das Radargerät im Einsatz, „wir haben keine Auffälligkeiten feststellen können“, so Stadtrat Machulik. Lediglich morgens habe es eine leichte Erhöhung des Fahrzeugaufkommens gegeben. Damit gebe es für die Straßenverkehrsbehörde keine Eingriffsmöglichkeit. Mit dem Straßen- und Grünflächenamt gelte es jetzt zu klären, ob man dort noch Möglichkeiten für straßenbauliche Maßnahmen sieht.

Im Wohlrabedamm in Siemensstadt war das Radar im Einsatz um für das Amt Basiswerte für spätere Vergleichsmessungen zu ermitteln. Die relativ neue Straße wird auch von einer Buslinie genutzt und dient verstärkt der Umfahrung von Staus auf der Nonnendammallee. Die gemessenen Werte waren mit durchschnittlich 40 bis 45 km/h eher moderat. André Lengert von der Straßenverkehrsbehörde führt das auf den relativ hohen Anteil des Schwerlastverkehrs zurück. Die rund um die Uhr-Erfassung ergibt ein deutlich genaueres Bild als die bisher übliche, manuelle Verkehrszählung und erlaubt auch die gezielte Auswertung einzelner Zeitabschnitte. Mit dem Betrieb des Radars und der Auswertung der Messdaten wurde die trias Gesellschaft für Arbeit, Gesundheit und Soziales beauftragt. Jeweils eine Woche lang wird der Fahrzeugverkehr an einem Standort erfasst, dann geht das Gerät nach erfolgter Wartung in den nächsten Einsatz.

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