zum Hauptinhalt
Derzeit wird die Fassade des Gutshauses restauriert.

© During

Kritik am Bezirksamt Spandau: Kulturpark Neukladow droht das Aus

Nach der Schließung des Cafés musste auch das Kulturprogramm im Gutshaus eingestellt werden. Hochzeiten und andere Feiern sind weiter möglich.

Das Gutshaus im Gutspark Neukladow hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Veranstaltungsort entwickelt. Blues- und Jazz-Sessions, der Neu-Cladower-Salon und Konzertveranstaltungen lockten stets viele Besucher an, das Haus ist eine beliebte Begegnungsstätte für Musiker und Singgemeinschaften. Damit ist jetzt erst einmal Schluss. Der Blues-Treff an diesem Freitag musste ebenso abgesagt werden wie eine Lesung am Sonntag. Nur für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten kann das historische Gebäude noch gemietet werden.

Grund ist ein Streit um die Schankerlaubnis für das Café im alten Gutshaus. Er ist nach Angaben von Till Schulze-Geißler symptomatisch für ein mangelndes Engagement des Bezirksamtes. Schulze-Geißler ist Geschäftsführers der Kulturpark Berlin GmbH, die das Areal im Auftrag der 2011 gegründeten Bürgerstiftung Gutspark Neukladow betreibt,

Einnahmen aus Cafébetrieb sichern Kulturprogramm

Die Einnahmen aus der Verpachtung des Cafés werden benötigt, um die Kosten für die Aufrechterhaltung des Gutshauses als Veranstaltungsort zu decken, so Schulze-Geißler. Nachdem sich der letzte Pächter bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion im Frühjahr verabschiedet hatte, hat er das Café in privater Eigenregie übernommen. Damit bedurfte die Gaststätte einer neuen Genehmigung und war wie ein Neubau zu behandeln, sagt Ordnungsstadtrat Stephan Machulik (SPD). In dem historischen Gebäude habe es Mängel beim Brandschutz, bei den Fluchtwegen und bei der Barrierefreiheit gegeben. Dennoch habe man eine „rechtlich unbedenkliche Lösung“ gefunden, die der Pächter aber nicht akzeptiert habe.

Schulze-Geißler sieht das anders. Einmal wäre der Bezirk für die Beseitigung der Mängel zuständig gewesen. Und zum anderen habe er stets versucht, alle Auflagen zu erfüllen. So sei wunschgemäß eine verschließbare Tür zum Obergeschoss eingebaut und der Zugang zum Keller gesperrt worden. Schließlich sei es nur noch um eine Funktionsprüfung der Rauchmelder gegangen, die vom Ordnungsamt gefordert wurde, nach seinen Informationen aber längst durch das Bauamt erfolgt war.

Dagegen habe ihm das Ordnungsamt mitgeteilt, dass keine Informationen vom Bauamt vorliegen würden. Er sei ständig von einem Amt zum nächsten gerannt, doch „alles was von Seiten des Bezirksamtes erledigt werden musste stand in den Sternen“. Daraufhin hat Schulze-Geißler als Cafépächter jetzt das Handtuch geworfen: „Meine privatwirtschaftliche Risikobereitschaft ist in den letzten Tagen total verbrannt worden.“

Bürgermeister Kleebank ist Vorsitzender des Stiftungsrates

„Wir arbeiten weiter an einer Lösung“, sagt Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD), der Vorsitzende des Stiftungsrates. Derzeit sei das Café für Besucher ohnehin nicht so attraktiv, weil im Winter nur den Innenbereich genutzt werden kann und das Gutshaus wegen der Fassadensanierung obendrein eingerüstet ist. Kleebank hofft, dass bis zum kommenden Frühjahr ein Weg zum Weiterbetrieb der Gastronomie gefunden wird. Bis dahin ruht jedoch auch der Kulturbetrieb.

Das Casino soll für drei Millionen Euro umgebaut werden.
Das Casino soll für drei Millionen Euro umgebaut werden.

© During

„Das Haus wird auf Frostschutz heruntergefahren, damit der Substanzerhalt sichergestellt ist“, so Till Schulze-Geißler. Als Geschäftsführer des Kulturparks will er weiter machen im Interesse des Projektes, das auch ansonsten nicht vorangeht. Wie berichtet, hat die Bürgerstiftung rund drei Millionen an Lottomitteln akquiriert, um die Ruine des Casinos zu einer neuen Gast- und Veranstaltungsstätte auszubauen.

Ursprünglich sollten die Arbeiten in diesem Jahr beginnen, doch die Zusammenarbeit der beteiligten Stellen sei ein „stagnierendes Trauerspiel“, der Start des Umbaus „nicht mehr abzusehen“, obwohl „Geld, Konzept und tolle Ideen“ vorhanden sind. „Wir sind im Schockzustand“, sagt Schulze-Geißler. „Es ist nicht nachvollziehbar wie ein Bezirk ein solches Kleinod baden gehen lassen kann.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false