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Das Olympiastadion soll zur EM 2024 zentrale Spielstätte sein. Nun ist mehr nötig, als bloße Instandhaltung.

© Kitty Kleist-Heinrich

Neue Eingänge, neue Klos und W-Lan zur EM 2024: Berliner Olympiastadion wird zur Millionen-Baustelle

Europa zu Gast in Westend: Das Olympiastadion wird 20 Jahre nach Sanierung wieder aufgefrischt. Hier sind alle Details.

Vorsicht, steiler Rückpass in den Sommer 2004. Die ICE-Züge halten am Bahnhof Zoo, Air Berlin startet in Tempelhof. In Brasilien feiert ein Kind namens Cunha seinen fünften Geburtstag – und in Westend wird das Olympiastadion eröffnet.

Na, Berlin, wer fühlt sich noch alt? Tempelhof und Air Berlin sind Geschichte, der Bahnhof eine Legende und dieser kleine Cunha ist längst der größte Fußballer von Hertha BSC. Und das Olympiastadion? 

„Die letzten umfassenden Sanierungen am landeseigenen Olympiastadion sind zur WM 2006 getätigt worden,“ heißt es jetzt in einem Senatspapier, Aktenzeichen Nr. 2947 B, das der Tagesspiegel jetzt aufgreift.

Titel: „Finanzplan für den Austragungsort Berlin im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft 2024.“ Das Olympiastadion wird also aufgefrischt. Und die Details sind spannend, weil sie die Fans ganz konkret merken werden.

In der Senatsakte geht es um knapp 50 Millionen Euro, die Berlin zur Europameisterschaft investiert. Davon fließen etwa 24 Millionen Euro konkret in das Olympiastadion.

„So eine Großveranstaltung ist ein Katalysator für Investitionen“, sagt Christoph Meyer, 44, Veranstaltungsdirektor der Arena. Er ist auch schon seit 2005 im Olympiastadion tätig – eine irre lange Zeit, wenn man bedenkt, dass Herthas Stadtrivale 1. FC Union damals in der vierten Liga gegen den BFC Preussen aus Lankwitz spielte.

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Wieder Leben im Olympiastadion: Hertha-Fans fürs 1. Heimspiel wurden ausgelost

Für das nächste Heimspiel von Hertha BSC gegen Eintracht Frankfurt kommen die Millionen-Umbauten zu früh (die Fans werden trotzdem aufgekratzt sein, sie waren seit März nicht dabei und in der Nacht zu Mittwoch wurden die 4000 Glücklichen, die ein Ticket bekommen, angeschrieben).

Die Drehkreuze sind aktuell höchstens hüfthoch, werden durch Ganzkörper-Drehkreuze ersetzt.
Die Drehkreuze sind aktuell höchstens hüfthoch, werden durch Ganzkörper-Drehkreuze ersetzt.

© Kai-Uwe Heinrich

Es ist nicht so, dass das Stadion auf dem Stand von 2004 ist und seitdem nie wieder etwas getan wurde. Hausbauer kennen das: Irgendein Zimmer wird immer aufgehübscht und die Technik erneuert.

[Dieser Text stammt aus den Tagesspiegel-Bezirksnewslettern. 12 Bezirke gibt es und damit auch 12 Tagesspiegel-Newsletter - mit schon über 220.000 Abos. Suchen Sie sich ihren Bezirk raus: leute.tagesspiegel.de]

So war das auch im Olympiastadion: 2018 wurden die „Bananen“ erneuert (so nennt man die Lautsprecher wegen ihrer Form unterm Dach), damit man die Musiker und den Stadionsprecher auch hört. 2019 wurden die Videowände ersetzt und eine dritte Leinwand unters Dach gehängt. 2020 kam die Lichttechnik dazu. Feinstes LED-Spielzeug, neue Flutlichter – wenn hier Hertha spielt, leuchtet das Dach blau-weiß, wenn der DFB antritt, weiß. Ökologisch und ökonomisch besser ist die neue Technik auch.

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Jetzt stehen andere Baustellen auf dem Finanzplan. Und es geht nicht um die übliche Instandhaltung – der Bedarf liegt bei 70 Millionen Euro, weil zum Beispiel das Dach an den Rändern bei Wind und Sonne gelitten hat –, sondern um weitere Modernisierungen.

Berlin wird Gastgeber für sechs Spiele bei der EM 2024 sein, vielleicht wird hier das Eröffnungsspiel oder das Finale stattfinden. Die Leute werden aus dem Um- und Ausland wieder anreisen, hier schlafen, essen, trinken, so was. Das bringt Umsatz und Werbebilder für Stadt und Stadion.

So sieht es normalerweise bei Hertha vor Anpfiff aus. Gedränge vor den Drehkreuzen. Hier am Südtor.
So sieht es normalerweise bei Hertha vor Anpfiff aus. Gedränge vor den Drehkreuzen. Hier am Südtor.

© André Görke

Veranstaltungsdirektor Meyer sagt: „Das Stadion hat Strahlkraft für Berlin und wird das Zentrum für die EM-Stadt sein.“ Was wird nun konkret verändert, was der normale Zuschauer auch bemerkt?

"Mannshohe Drehkreuze": Es gibt neue Zugänge zum Stadion

Zum Beispiel das hier: „Umbau der Eingangsanlagen“, steht im Senatsplan. Aktuell gehen die Fans bei den Heimspielen von Hertha BSC durch Eingangstore, die auf Hüfthöhe kleine Drehkreuze haben. Diese Einlasskontrollen sollen alle raus und durch „mannshohe Drehsperren“ ersetzt werden. „Drei Millionen Euro“, heißt es im Finanzplan, „bis 2022.“ Sicherheitsmaßnahmen. Noch 2020 wird untersucht, wie das mit dem Denkmalschutz harmonisieren kann.

Endlich W-Lan im Olympiastadion

Dann ist da so eine verrückte Technik wie W-Lan, an das 2004 nicht zu denken war (selbst das Iphone kam erst 2007 auf den Markt). W-Lan soll bis 2022 flächendeckend im Stadion angeboten werden und nicht nur für Vips oder gelangweilte Fußballer auf der Ersatzbank nutzbar sein. Kosten: vier Millionen Euro. Die Ausschreibung wird aktuell vorbereitet.

Und es wird nicht die einzige Technik sein, die bis zur EM verkabelt wird. Geprüft wird aktuell auch, ob man die Wegeführung digitalisieren kann mit leuchtenden Pfeilen oder Farben. Oder ob zum Beispiel Leinwände über den Kiosken sinnvoll sind – sei es für Service-Infos zu den Blöcken oder Sicherheitsvorkehrungen, zu Bratwurst-Preisen oder auch Spielszenen, wenn es am Bierstand mal wieder länger dauert (Stadiongänger werden an dieser Stelle erschöpft nicken). Heißt in der Senatsakte: „Digital Signage.“ Investition: zwei Millionen Euro.

Und endlich, endlich mehr Toiletten - mit einer guten Idee

Und dann sind da die Toiletten. Vor 20 Jahren haben die Hertha-Fans noch routiniert in die Hecken rund ums Stadion gepinkelt, das ist zum Glück vorbei. Zur EM 2024 ist ein massiver WC-Ausbau im Stadion geplant, von dem Berlin dann auch nach der EM profitiert (wie von allen Dingen, weil die EM ja „nachhaltig“ sein soll).

Und diese Idee geht so: Die Toiletten-Anlagen im Unterring befinden sich in sehr, sehr hohen Räumen – da könnte eine Zwischenebene eingezogen werden. Somit entstünden sehr viele Toiletten in einem Raum, nur halt auf zwei Ebenen übereinander (an dieser Stelle werden Stadiongänger schon wieder erschöpft mit dem Kopf nicken). Und mehr Platz für Rollstuhlfahrer-WCs ergäbe sich damit auch.

[Der Autor dieses Textes schreibt sonst den Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel: Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier leute.tagesspiegel.de]

Und im Umfeld? Das Reiterstadion am S-Bahnhof Pichelsberg wird neu gestrichen („Pinselsanierung: 133.400 Euro“), auf dem Maifeld entsteht eine Zeltstadt für Medien („mit anschließender Rasensanierung, 1,3 Mio“) und vieles mehr, was der normale Zuschauer gar nicht sieht.

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Und was machen BVG und S-Bahn?

Die BVG plant keine Erneuerung am U-Bahnhof. Die S-Bahn wird auf dem Stadionbahnhof bis zur EM „alle Fahrgastinfo-Anzeigen erneuern“.

[Die Debatte zu den BVG-Bussen auf der Heerstraße: Warum halten da nicht alle Busse - obwohl sie sollen? Hier spricht die BVG im Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel]

Das kleine Stadion im Olympiapark und der Jahnsportpark dienen als EM-Trainingsplatz – dummerweise soll letzterer erst noch abgerissen werden, deshalb steht da optimistisch: „Neubau“.

Vieles wird so sein wie zur WM 2006. Es gibt Ideen für einen günstigen Campingplatz für Fans. Die LGBTI-Szene soll stärker eingebunden werden.

Das Nachtflugverbot am BER (bei der WM 2006 landeten die Vips noch in Tempelhof) wird wohl ausgesetzt.

Fanmeile im Tiergarten steht auf der Kippe

Eine Fanmeile allerdings auf der Straße des 17. Juni steht auf der Kippe: Das ist längst Routine geworden, also etwas öde. Offiziell heißt es dazu im Senatspapier: „Eruiert wird ein alternatives, dezentrales Konzept.“

Vier Jahre sind es noch, bis Europa zu Gast in Westend ist. Der letzte Umbau (bis 1998 war übrigens noch ein Neubau nebenan in Planung, wie es jetzt Hertha will) kostete übrigens 242 Millionen Euro, dafür gäbe es heute einen Stadionparkplatz und eine neue Einbauküche unter der VIP-Tribüne, so ungefähr jedenfalls. Der Clou damals: Der Umbau war pünktlich fertig und blieb im Großen und Ganzen im Budget. Am BER wurde übrigens auch erst zwei Jahre später losgebaut. Ach, Berlin, lange her.

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