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Sascha Grammel und Josie sind das Traumpaar des Publikums.

© During

Sascha Grammel aus Berlin-Hakenfelde: „Die Zuschauer in Spandau sind sehr ehrlich“

Er füllt die größten Säle, doch nirgendwo tritt der Comedian häufiger auf als vor 144 Zuschauern im Mini-Theatersaal des Kulturhauses in seinem Heimatbezirk.

In Spandau wurde er geboren, in Spandau ist er aufgewachsen und Spandau ist nach wie vor seine Heimat. Das hat Sascha Grammel nicht vergessen. Seine Karriere begann er im Elternhaus in Hakenfelde mit dem vom seinem großen Bruder ausgemusterten Zauberkasten. Nachschub besorgte er sich vom Taschengeld im KaDeWe. Das hatte damals noch eine eigene Fachabteilung, deren Verkäufer den Zwölfjährigen für die Berliner Jugendgruppe des Magischen Zirkels warb. Bald war er ein gefragter Gast auf Geburtstags- und Hochzeitsfeiern. Ein Buch über das Bauchreden faszinierte den Jung-Magier, der seinen Zivildienst in einer Kladower Reha-Klinik absolvierte, so sehr, dass er ein Jahr lang übte, um den Gag in seine inzwischen bei auch Firmenevents gefragte Zaubershow einzubauen.

Bauchredner sind auch Puppenspieler

Bauchredner sind auch Puppenspieler. Auf der Suche nach seiner ersten eigenen, individuellen Puppe stieß Grammel auf den Entertainer Frank Zander, der gerade eine eigene Puppenshow plante und ihn mit einem Puppenmacher bekannt machte. So entstand „Frederic“, der vorlaute Adler-Fasan. Seine Show wurde immer erfolgreicher. „Wenn es einem gut geht, muss man auch ein bisschen was abgeben“, sagt der Entertainer. Er besuchte, gab eine Sondervorstellung in der Kinderkrebsstation eines Krankenhauses, doch das Schicksal der kleinen Patienten nahm in so mit, dass er anschließend beschloss, lieber einen Teil seiner Einnahmen für die Roten Nasen zu spenden, speziell für den Einsatz in Kinderkliniken geschulte Clowns. Seine Aktion „Lachen tut Gut(es)“ war geboren.

Seit 2007 regelmäßige Auftritte im Kulturhaus

Um seine erste große Show einzustudieren, suchte Grammel nach einer Möglichkeit, die Gags vor kleinem Publikum zu testen und kam auf die Idee, dies in Form von Benefiz-Veranstaltungen für seine Spendenaktion zu tun. Bei Uli Funk, dem damaligen Leiter des Kulturhauses in der Altstadt, stieß der blonde Wuschelkopf auf offene Ohren. Der erklärte sich sofort bereit, den Theatersaal mit seinen maximal 144 Plätzen zur Verfügung zu stellen. Das war 2007, die Werbezettel für seine ersten Auftritte verteilte der Künstler noch selbst in der Altstadt. Seitdem gehen die Einnahmen aus diesen Auftritten an „Lachen tut Gut(es)“.

„Manchmal liege ich völlig daneben“

Schnell merkte Grammel, dass die Spandauer ein besonders kritisches Publikum sind. „Die Zuschauer hier sind sehr ehrlich. Es gibt Leute, die finden manche Dinge überhaupt nicht lustig“. Und er räumt ein: „Manchmal liege ich völlig daneben“. Dann stellt er einzelne Programmpunkte so lange um, bis es den Gästen gefällt. „Letztendlich entscheidet das Publikum, was drin bleibt in der Show. Wenn hier gelacht wird, dann weiß ich, dass es auch draußen auf der Tour hundertprozentig funktioniert.“ Da sitzen dann tausende von Besuchern in den großen Sälen oder Millionen vor den Fernsehgeräten.

Ein Küsschen für die schüchterne Schildkröte.
Ein Küsschen für die schüchterne Schildkröte.

© During

2010 ging Grammel nach erfolgreichen Tests im Kulturhaus mit seinem ersten abendfüllenden Soloprogramm „Hetz mich nicht“ auf große Deutschland-Tournee. Dem Kulturhaus in seinem Heimatbezirk blieb der mittlerweile in Staaken lebende Comedian dennoch treu, mit einer inzwischen deutlich gewachsenen Zahl an Mitstreitern. Zu Frederic haben sich – als absoluter Publikumsliebling - die trotz ihrer 114 Jahre noch immer schüchterne Schildkröte „Josie“ sowie der frech berlinernde Katzenfisch „Mieze“, der außerirdische Zahnarzt „Herr Schröder“ mit seiner Sprechstundenhilfe „Ursula“, der sprechende Hamburger „Prof Dr. Peter Hacke“ und als jüngstes „Familienmitglied“ der „Käse der Wahrheit“ gesellt. „Jede Puppe funktioniert anders, das ist, als ob man als Musiker verschiedene Instrumente spielt“ sagt Grammel und verrät, dass „Mieze“ fünf Servomotoren im Maul hat und sogar ferngesteuert werden kann. So entsprechen die Baukosten für eine neue Puppe dem Anschaffungspreis eines Kleinwagens.

Traumquote bei der jüngsten Fernsehshow

Auch seine nächsten beiden Shows hat Sascha Grammel im Kulturhaus getestet. Seit einem Jahr ist er mit „Ich find’s lustig“ in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Die DVD-Aufzeichnung des Programms liegt auf dem Spitzenplatz der deutschen Comedy-Charts und seine erstmals zur Prime-Time um 20.15 Uhr ausgestrahlte TV-Show „Sascha Grammel Live“ erreichte im November mit 6,28 Millionen Zuschauern die Traumquote von 19,7 Prozent.

Trotz des immer engeren Tourneeplans sind die zwölf jährlichen Auftritte in seinem Heimatbezirk für Sascha Grammel eine Herzensangelegenheit. Immerhin beginnen 2017 schon die ersten Vorbereitungen für die nächste Show. Nur so nebenbei arbeitet der blonde Wuschelkopf auch noch an einem Kinderbuch. In diesem Jahr hat er die Auftritte im Kulturhaus umgestellt. Statt jeweils einer zweistündigen Show bietet er zwei einstündige Programme, dafür zahlt das Publikum auch nur den halben Preis von 15 Euro. „Dann kann ich einen Sketch, der nicht so gut angekommen ist, noch in der Pause umschreiben und noch einmal probieren.“ Wer Sascha Grammel im familiären Rahmen erleben will, muss allerdings fix sein. „Die Tickets sind jeweils wenige Stunden nach Verkaufsbeginn ausverkauft“, sagt Britta Richter, die das Kulturhaus leitet. So sind die sechs Auftritte im Januar bereits sein Monaten ausverkauft.

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