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So sah das damals beim ersten A380 Flug aus. Nicht im Bild: Tagesspiegel-Reporter.

© dpa

Vom Jungfernflug des A380: Die Nationalmannschaft, Shakira und unser Autor mittendrin

2010 flog der erste Lufthansa-A380 nach Südafrika - zur Fußball-WM. Unser Reporter war mit dabei. War ein großes Ding!

Die Geschichte des A380 ist schon wieder vorbei? Ach, schade, da gibt's nämlich eine schmissige Anekdote zu erzählen - aus den Geschichtsbüchern der guten, alten Lufthansa. An Bord des ersten Fluges: die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Die Kennung: "LH 2010". Logo, es ging mit der Lufthansa nach Südafrika zur WM 2010.

Der Tag war nicht so dolle, es regnete am 6. Juni 2010 in Frankfurt am Main, auch der Tagesspiegel war mit zwei Leuten an Bord. Große Neugierde an Flugsteig C14, weil: Riesenflugzeug, kennt man ja gar nicht aus Berlin. Okay, in Tegel war das Ding ein paar Tage vorher auch, aber nur zu Trainingszwecken - die Piloten mussten mit den gewaltigen Ausmaßen klarkommen.

Im Terminal B im verregneten Frankfurt gab's Cocktails in den Farben Schwarz, Rot und Gelb, die nicht nur Fruchtsaft enthalten haben, was ja nie schadet bei Langstreckenflügen. Vorm Check-In-Schalter um 20.30 Uhr: Südafrika-Folklore mit Trommeln, dazu ein Fototermin mit Bundestrainer Joachim Löw. Aufgekratzte Stimmung, olé, olé.

A380-Kapitän Kapitän Jürgen Raps war selbst Fußballfan, früher Libero beim FC Bayreuth, erzählte er draußen beim Plausch dem Tagesspiegel. „Diesen Flug wollte ich mir nicht nehmen lassen“, sagt Raps. „Für mich ist das ein Schmankerl.“ Und so stiegen wir ein.

Die Mannschaft - 23 Spieler, von denen man heute nicht mehr alle kennt ("Gehörte echt Piotr Trochowski zum WM-Kader?") - machten es sich im Obergeschoss des A380 bequem. Schon irre, dass ein Flugzeug so was hat! Der Haken: Die bekam man nicht zu sehen; die Treppe nach oben war durch eine Kordel versperrt. Aber dort machte es sich bestimmt gerade der lange Verteidiger Per Mertesacker gemütlich im Luxus-Bett ("2,07 Meter lang, 80 Zentimeter breit, mit Massageknopf"), schlüpfte in den Lufthansa-Pyjama und setzte sich die Schlafmaske auf. Mensch, bestimmt wird Fliegen in Zukunft Spaß machen! Tja, so was dachte man damals 2010.

Wir saßen unten, der Rücken zwickte

Blöderweise war's eine Etage tiefer, in der auch wir Tagesspiegel-Leute saßen, so eng wie in den anderen Fliegern auch. Da zwickte der Rücken, da nervte das Knie. Aber, wie gesagt, die Cocktails hatten nicht nur Fruchtsaft drin.

Eine wochenlange Reise lag vor uns und ein elf Stunden langer Flug in die Kälte. In Südafrika war Winter, minus 11 Grad, brr ... dann plötzlich die Durchsage des Kapitäns: "Wir warten noch auf einen Ehrengast - der Abflug verschiebt sich." Eine halbe Stunde später stieg Shakira in den A380, sang aber nicht ihr WM-Lied "Waka, Waka", sondern entschuldigte sich übers Bordmikrofon ("Flieger in Madrid verpasst") und wünschte viel Glück. Applaus.

"Wir wollen Autogramme - vom Flugkapitän"

Wer saß eigentlich noch so an Bord des ersten A380? 70 Leute vom DFB, etliche Reporter (ja, mit bezahlten Tickets), aber auch Fans. Viele hatten die erste Reise mit dem A380 nach Johannesburg gewonnen, andere hatten wiederum viel Geld für diesen Jungfernflug bezahlt. 1400 Euro habe das Ticket gekostet, erzählten zwei Herren aus dem Sauerland eine Reihe neben uns. Sie entpuppten sich als leidenschaftliche Autogrammsammler. Allerdings war die WM ihnen völlig schnuppe, sie wollten die Signatur des Piloten dieses historischen Fluges und am Tag danach wieder zurückfliegen.

Dolle Technik, viele Filme, Heilbutt auf dem Teller

Die Technik im A380 war doll: Man konnte über Außenkameras am Leitwerk auf das eigenen Flugzeug hinabgucken, das träge über die Landebahn schoss und dann in die Dunkelheit abhob. Heissa, war das spannend! Es gab Heilbutt oder so, bestimmt noch zwei Getränke und beim Film "Das Wunder von Bern" pennte auch der Letzte im Flieger ein. Bestimmt haben viele vom A380 geträumt - der Zukunft!

Dann war es plötzlich morgens, kurz vor 7 Uhr. Der dicke Vogel flog über Steppe, Autobahnen, Slums und Hochhäuser, da sagte der Kapitän übers Bordmikro: "Wir würden uns freuen, wenn wir Sie am 12. Juli mit diesem Flugzeug wieder abholen könnten - als Weltmeister", sprach er zum Abschied ins Bordmikro und rief den Fußballern zu: "Also Jungs, reißt Euch zusammen." Und übrigens, so Raps, "nicht wundern, gleich umstellt das Militär unser Flugzeug - ist 'ne Sicherheitsmaßnahme."

Und so guckten wir aus unseren vielen, vielen Fenstern des neuen, dicken A380 in die Münder der Maschinengewehre. Ja, so hat das begonnen mit dem A380, damals im Sommer 2010.

Hier finden Sie Bilder vom ersten A380 Flug der Lufthansa zur WM 2010

Daumen hoch! Gruppenbild mit Kapitän Raps (links).
Daumen hoch! Gruppenbild mit Kapitän Raps (links).

© dpa

Zwischen Dresden und Pazis - der Flieger "LH 2010" nach Johannesburg.
Zwischen Dresden und Pazis - der Flieger "LH 2010" nach Johannesburg.

© Imago/Martin Hoffmann

Fans im Terminal B. So sah das aus vorm ersten Flug des A380.
Fans im Terminal B. So sah das aus vorm ersten Flug des A380.

© Sven Simon/Imago

Smalltalk vorm Gate des A380. Mit Bierhoff, Schweinsteiger, Niersbach. Alle so: aufgeregt.
Smalltalk vorm Gate des A380. Mit Bierhoff, Schweinsteiger, Niersbach. Alle so: aufgeregt.

© Sven Simon/Imago

Der Rücken zwickte trotzdem: der A380 auf dem Weg nach Südafrika.
Der Rücken zwickte trotzdem: der A380 auf dem Weg nach Südafrika.

© dpa

Mit Shakira! Gruppenfoto mit Musikerin im Oberdeck an Bord des A380.
Mit Shakira! Gruppenfoto mit Musikerin im Oberdeck an Bord des A380.

© dpa

Winke, Winke! Auch eine Deutschland-Fahne hatte die Lufthansa im Gepäck.
Winke, Winke! Auch eine Deutschland-Fahne hatte die Lufthansa im Gepäck.

© Imago/Sven Simon

Das war übrigens der Glücksbringer der Mannschaft. Tagesspiegel-Reporter Görke macht gleich mal ein Foto (das Handgelenk müsste Herrn Bierhoff gehören).
Das war übrigens der Glücksbringer der Mannschaft. Tagesspiegel-Reporter Görke macht gleich mal ein Foto (das Handgelenk müsste Herrn Bierhoff gehören).

© André Görke

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- Fotos am Rand der WM 2010. "Görkes World" im Tagesspiegel - hier.

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