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Für Sehbehinderte führt nur ein Weg mit speziellen Orientierungshilfen ans Ziel. Mit Langstock zu laufen können alle Interessierten am 23. Juni ausprobieren bei der Veranstaltung "Sei doch einmal ich!" von 14 bis 17 Uhr vor dem Rathaus Zehlendorf

© Kai-Uwe Heinrich

Aktion mit Perspektivenwechsel vor Rathaus Zehlendorf: "Sei doch einmal ich"

Seit mehr als zwanzig Jahren gibt es die Arbeitsgemeinschaft Mobilität in Steglitz-Zehlendorf. Mit der Aktion "Sei doch einmal ich!" konnten nun Interessierte die Perspektive wechseln - und zum Beispiel üben, mit dem Langstock zu laufen.

Es gibt in unserem Bezirk die Arbeitsgemeinschaft AG Mobilität, die sich in der Regel an jedem zweiten Donnerstag im Monat von 18 bis 20 Uhr im Rathaus Zehlendorf im Raum C21 trifft. Das ist eine sehr aktive und anerkannte Initiative, wie ich finde, und sie existiert schon seit mehr als 20 Jahren. Jeder, der sich hier engagiert, macht das ehrenamtlich. Jeder kann und darf kommen. Ich bin auch seit geraumer Zeit mit dabei. Unser Ziel ist es, die nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer zu fördern. Der offizielle Name der Initiative lautet: AG Mobilität und Verkehr der Lokalen Agenda 21 Steglitz-Zehlendorf.

In den letzten Jahren ist es nun zu einer guten Tradition geworden, dass die AG Mobilität immer ein besonderes Treffen oder eine besondere Veranstaltung organisiert. 2015 war es eine Radtour durch den Bezirk, bei der diverse Themenschwerpunkte der AG abgefahren wurden. Das heißt: wir haben Orte besucht, über die wir bei unseren regelmäßigen Treffen gesprochen hatten. So konnten sich die Teilnehmer der Radtour, darunter auch Mitarbeiter des Bezirksamtes und Politiker, direkt und praxisnah ein Bild vor Ort machen. Beispielsweise wo gefährliche Stellen für Radfahrer im Bezirk sind oder wo Fahrrad-Parkplätze fehlen.

Die Aktion "Sei doch einmal ich!" vor dem Zehlendorfer Rathaus soll die Mobilität rund um das Rathaus verbessern helfen. Schließlich geht es den Veranstaltern vor allem auch um die Barrierefreiheit dieses öffentlichen Gebäudes
Die Aktion "Sei doch einmal ich!" vor dem Zehlendorfer Rathaus soll die Mobilität rund um das Rathaus verbessern helfen. Schließlich geht es den Veranstaltern vor allem auch um die Barrierefreiheit dieses öffentlichen Gebäudes

© Anett Kirchner

Weil ich an diesem Tag nicht in Berlin war, konnte ich jedoch leider bei der Radtour nicht mitfahren. Sonst - also wenn es meine freie Zeit erlaubt - bringe ich mich oft und gern in die Themen der AG ein, erkläre meine Perspektive als sehbehinderte Frau im Straßenverkehr. Das wird meist dankend aufgenommen, worüber ich mich sehr freue. So ist in diesem Jahr eine ganz besondere Veranstaltung mit einem Perspektivenwechsel geplant. Frei nach dem Motto: "Sei doch einmal ich!" Die Teilnehmer haben Gelegenheit, sich entweder in die Perspektive eines Rollstuhlnutzers oder in die eines sehbehinderten Menschen zu versetzen.

Die Veranstaltung fand am Donnerstag, den 23. Juni, von 14 bis 17 Uhr vor dem Rathaus Zehlendorf statt. Eingeladen waren alle Politiker und Mitarbeiter des Bezirksamtes und alle Interessierte. Am hinteren Eingang in der Kirchstraße standen Rollstühle zur Verfügung und Blinden-Langstöcke sowie Simulationsbrillen. Eine Reha-Lehrerin erklärte, wie die Langstöcke zu handhaben sind; wie man sich damit orientieren und fortbewegen kann, ohne andere Passanten zu stören oder gar zu verletzen.

Mit dieser Aktion soll eine nachhaltige Wirkung erzielt werden, verbunden mit der Hoffnung, dass Vorschläge für mögliche Verbesserungen bezüglich der Mobilität rund um das Rathaus gemacht werden. Denn bei der Aktion ging es vor allem auch um die Barrierefreiheit dieses öffentlichen Gebäudes. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch der Beirat für Menschen mit Behinderung des Bezirksamtes einmal so ein ähnliches Event anbieten könnte, so dass eine noch größere und realistischere Sensibilisierung bei unseren Mitmenschen erfolgen kann.

Denn meine persönliche Erfahrung zeigt: Allein durch meine Artikel, die hier auf dem Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf veröffentlicht werden, erlebe ich immer mehr, dass die Menschen offener werden und sich für mich und meine Beeinträchtigung interessieren. Vielleicht auch, weil die Leser durch meine Artikel auf viele Fragen endlich Antworten bekommen... Mein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle den Damen und Herren der AG Mobilität, die mit ihrer Aktion eine wunderbare Möglichkeit des Austauschs und des Perspektivenwechsels geboten haben!

Der Text erscheint auf Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf, dem digitalen Stadtteil- und Debattenportal aus dem Südwesten. Folgen Sie der Redaktion Steglitz-Zehlendorf gerne auch auf Twitter.

Kathrin Backhaus

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