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Gundula Bavendamm leitet das Alliierten-Museum an der Clayallee. Es zeigt die Geschichte des Flughafens Tempelhof – und will bald selbst dort einziehen.

© Kai_Uwe Heinrich

Ausstellung des Alliierten-Museums in Berlin-Zehlendorf: Der Flughafen Tempelhof zu Gast bei Freunden

Das Alliierten-Museum will aus Dahlem in den Flughafen Tempelhof umziehen. Bis dahin präsentiert es an der Clayallee erst einmal eine Sonderschau über die amerikanisch geprägte Ära des Airports mit der Luftbrücke.

Wenn sich Museumsleiterin Gundula Bavendamm vor die großformatigen Fotos aus dem Flughafen Tempelhof oder neben das früher auf dessen Dach montierte Drehfeuer stellt, sieht es fast so aus, als sei sie schon am Ziel angekommen: Das Alliierten-Museum will aus Dahlem in den Hangar 7 und weitere Räume des ehemaligen Airports umziehen – das ist längst bekannt. Nur der Zeitpunkt scheint noch immer nicht klar. Berliner Landespolitiker rechnen mit dem Jahr 2017, der neue Standort ist im Koalitionsvertrag verankert. Allerdings legt sich die Geldgeberin des Museums – Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) – noch nicht auf einen Termin fest.

Dafür sind Exponate aus der Geschichte des alten Flugfelds nun an der Clayallee 135 zu sehen. „Flughafen Berlin-Tempelhof – Die amerikanische Geschichte“ heißt die Sonderausstellung, die am Dienstagabend im Beisein von Monika Grütters und des US-Botschafters John B. Emerson eröffnet wurde. Seit Mittwoch kann sie bei freiem Eintritt besichtigt werden (bis 19. April 2015, täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr).

Heimat der Luftbrücke und Tor zur freien Welt

Die Schau widmet sich der Zeit vom Juli 1945, als US-Truppen den Flughafen von den Sowjets übernahmen, bis zur Rückgabe an die deutschen Behörden 1993, ein Jahr vor dem Abzug der Siegermächte. Tempelhof sei „Heimatflughafen der Luftbrücke“ wie auch Spähposten und Schutzschild im Kalten Krieg gewesen, sagen Gundula Bavendamm und der Kurator Florian Weiß. Für die West-Berliner sei der Flughafen das „Tor zur freien Welt“ gewesen.

Außer dem Drehfeuer, das einst wie ein Leuchtturm in der Schifffahrt zur Orientierung der Piloten diente, zeigt das Museum unter anderem Uniformen von Stewardessen, Nachbauten des Kontrollraums im Tower und einer Gangway, viele Fotos sowie Video-Interviews mit Zeitzeugen. Der Flughafen sei eine maßgebliche Geburtsstätte der deutsch-amerikanischen Freundschaft in Berlin gewesen, sagt Bavendamm. Dort sei es früh zur engen Zusammenarbeit von Berlinern und Angehörigen der US-Army gekommen, vor allem 1948 bis 1949 während der Luftbrücke.

Für Stars und Präsidenten gab es glanzvolle Empfänge

Zu den weiteren Themen gehören die beliebten Tage der offenen Tür der US-Streitkräfte, deren Publikumsrekord 1987 bei 700 000 Besuchern lag, aber auch die Entführungen polnischer Flugzeuge nach Tempelhof in der Zeit des Kalten Krieges. An einer „Glamour-Wand“, wie Gundula Bavendamm es nennt, hängen Fotos einstiger Filmstars und US-Präsidenten bei der Landung in Berlin.

Erstmals werden außerdem ausgegrabene Fundstücke gezeigt, die die NS-Vergangenheit des Geländes als Rüstungsschmiede und Lager für Zwangsarbeiter dokumentieren.

Zur Schau gehören Führungen in Dahlem und Tempelhof

Begleitend zur Ausstellung ist ein Buch mit zahlreichen Bildern sowie Texten in Deutsch, Englisch und Französisch erschienen (160 Seiten, 14,90 Euro). Darüber hinaus bietet das Alliierten-Museum zusammen mit dem Unternehmen „Berlin kompakt“ einige Führungen durch den Flughafen Tempelhof und das dortige Museumsdepot an, die Teilnahme kostet 13 Euro. An der Clayallee gibt es kostenlose Führungen..

Der Umzug kommt später als erhofft

Nach Tempelhof zieht es das Museum, weil der alte Flughafen die Berliner Besatzungszeiten symbolisiert, und weil es endlich genügend Platz für große Exponate aus dem Bestand gäbe – darunter ein amerikanischer Bell-Hubschrauber und ein französischer Panzer. Bisher lagern diese im Tempelhofer Depot, das übrigens nicht in den denkmalgeschützten Altbauten untergebracht ist, sondern außerhalb in einer Wellblechhalle.

Als der frühere Museumsdirektor Helmut Trotnow 2009 den Ruhestand gegangen war, hatte er auf einen Umzug im Jahr 2014 gehofft. Gundula Bavendamm rechnet damit „in absehbarer Zeit“. Was aus dem bisherigen Gelände an der Clayallee werden könnte, ist noch offen.

- www.alliiertenmuseum.de, Tel. 81 81 990

Der Autor ist Reporter des Tagesspiegels, der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin der Zeitung aus dem Südwesten Berlins.

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