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Die Bezirksstadträte Cerstin Richter-Kotowski (links) und Michael Karnetzki (rechts) besichtigen die Baustelle neben dem Arndt-Gymnasium, hier mit dem Polier Christian Thoms

© Anett Kirchner

Baufortschritt am Arndt-Gymnasium in Zehlendorf: Schule mit Knick

Immer wieder steht Steglitz-Zehlendorf wegen des Sanierungsstaus an Schulen und Sportstätten in der Kritik. Doch es gibt auch die andere Seite. Am Arndt-Gymnasium laufen die Erweiterungsbauten bisher nach Plan - selbst eine alte Eiche konnte daran nichts ändern.

Die beiden Bezirksstadträte staunen nicht schlecht. Cerstin Richter-Kotowski (CDU), zuständig für Bildung, und Michael Karnetzki (SPD), zuständig für Hochbauservice, machen sich ein Bild vom Baufortschritt des geplanten Neubaus neben dem Arndt-Gymnasium in Dahlem. Besonders interessiert sind sie an dem „Knick“ seitlich des Rohbaus. Hier schmiegt sich ein alter Baum – genau gesagt eine Eiche – in das Baugeschehen. Wenige Zentimeter sind zwischen ihm und der künftigen Wand. Stahlträger und Holzbalken stützen an dieser Stelle die Stahlbetondecke. Sie muss noch aushärten, erklärt der Polier Christian Thoms. Ob der Baum überlebt? „Wir sind skeptisch“, verraten die beiden Bezirksstadträte.

Ob der Baum überlebt, wird noch bezweifelt

Doch das Grünflächenamt von Steglitz-Zehlendorf habe den Baum als schützenswert eingestuft. Denn er stehe in einer Reihe mit drei weiteren, gleichaltrigen Eichen auf dem Schulhof hinter dem denkmalgeschützten Altbau des Arndt-Gymnasiums. Das neue Gebäude musste deshalb um den Baum herum geplant werden – mit einem Knick. „Eigentlich nicht schwierig“, erklärt Thoms aus bautechnischer Sicht. Ob der Baum jedoch überleben wird, bezweifelt auch er.

In jedem Fall werden sich die Schüler später an ihn erinnern können. Denn es ist geplant, Baumscheiben aus dem Stamm der Eiche in die Betonwand der ersten Etage künstlerisch einzufassen. „Kunst am Bau“, nennt sich das und wird vom Land Berlin finanziell gefördert. Wo genau die Baumscheiben eingefasst werden, steht schon fest. Weiße Plastikscheiben bilden im Moment die Platzhalter.

Das Erdgeschoss und Teile der ersten Etage sind hier im Rohbau bereits fertig. Im April war die Grundsteinlegung. Bis jetzt laufen die Arbeiten an dem Erweiterungsbau des Arndt-Gymnasiums nach Plan. Kommt nichts dazwischen, könnte im Oktober Richtfest gefeiert werden. Mit einem Kostenvolumen von rund 7,1 Millionen Euro ist es aktuell die größte Neubaumaßnahme an Schulen in Steglitz-Zehlendorf. Die Investition wird komplett aus der Bezirkskasse bezahlt.

„An dem Beispiel kann man sehen, dass wir in Steglitz-Zehlendorf durchaus bauen“, sagt Michael Karnetzki. Allein im letzten Jahr seien rund 21 Millionen Euro in die bauliche Ertüchtigung von Schulen investiert worden. In den letzten Monaten und Jahren war der Bezirk immer wieder durch seinen enormen Sanierungsstau und den maroden Schulen in die Kritik geraten.

Das Bauvorhaben am Arndt-Gymnasium besteht aus zwei Bauabschnitten. Zum einen der Erweiterungsbau rechts des denkmalgeschützten Altbaus, leicht nach hinten versetzt, wo zuvor ein mobiler Unterrichtsraum stand und zum anderen eine Zwei-Feld-Sporthalle, die hinter dem Schulgebäude entstehen soll. Dafür werden noch einmal 4,5 Millionen Euro gebraucht. Die Sporthalle soll an der Stelle errichtet werden, an der jetzt der sogenannte Münterbau steht, ein rot verkleidetes Gebäudes aus den 1970er Jahren, das seinerzeit auch schon einmal ein Erweiterungsbau für die Schule war. Teile des Gebäudes sind bereits gesperrt, weil sie nicht den Brandschutzbestimmungen entsprechen. Deshalb soll der Münterbau komplett abgerissen werden.

Während des Baus gehts in den Container

„Wir ordnen die gesamte Schule neu, in dem wir sämtliche Ersatzbauten jetzt zu einem Bau zusammenführen“, erklärt Cerstin Richter-Kotowski. Derzeit besuchen 754 Schüler das Arndt-Gymnasium, 175 davon gehen in die Oberstufe. Es gibt zudem fünfte Klassen, deshalb nennt sich die Schule im Fachjargon „grundständig“. In der Zeit der Baumaßnahmen können die Schüler und Lehrer in mobile Unterrichtsräume ausweichen. Dafür wurde am Rand des Sportplatzes ein „Containerdorf“ mit zwölf Klassenräumen errichtet.

Zwar sei ein zusätzlicher Raumbedarf notwendig, sagt die Bezirksstadträtin weiter, das liege aber nicht allein an der steigenden Schülerzahl, sondern vor allem an den neuen Anforderungen, die für Fachräume gelten. Nach neuestem Stand müssen diese multifunktional sein, mit speziellen Elektroanschlüssen und Experimentiertischen. Zu diesem Zweck werden in der zweiten Etage des Neubaus vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer einziehen, wie etwa Biologie, Chemie und Physik. Für ein solches Fach braucht man heutzutage drei Räume; einen für den Unterricht und zwei zur Vorbereitung, erklärt Richter-Kotowski.

Der Neubau musste um die alte Eiche herum geplant werden – mit einem Knick   
Der Neubau musste um die alte Eiche herum geplant werden – mit einem Knick. 

© Anett Kirchner

In der ersten Etage sind noch weitere Klassen- und Gruppenräume eingeplant. Und im Erdgeschoss wird es Lehrerzimmer, eine Bibliothek, Mediathek, die Redaktion der Schülerzeitung und eine Cafeteria geben.

Der Erweiterungsbau, der von dem Architekturbüro „AFF Architekten“ aus Berlin entworfen wurde, zeichnet sich vor allem im Erdgeschoss durch eine breite Fensterfront aus. Herzstück im Inneren bildet ein Foyer mit einem markanten Treppenaufgang, der auch jetzt schon zu erkennen ist. „Im Dach soll hier eine Lichtkuppel mit Glas eingebaut werden, damit viel Tageslicht in den Flur scheinen kann“, erklärt Christian Thoms. Er ist von der Berliner Firma Schälerbau, die derzeit hier den Rohbau errichtet. Läuft alles nach Plan, ist die die Fertigstellung des Gebäudes für Dezember 2016 geplant. Ob bis dahin die Eiche noch steht? 

Die Autorin Anett Kirchner ist freie Journalistin, wohnt in Steglitz-Zehlendorf, und schreibt als lokale Reporterin regelmäßig für den Tagesspiegel Zehlendorf. Folgen Sie Anett Kirchner auch auf Twitter.

 

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