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Das ganze Jahr über draußen: Die Pferde der Reitgemeinschaft Holderhof fungieren als "Weidemäher" in der "Lichterfelder Weidelandschaft".

© Anne Loba

Berliner Naturschutzpreis 2017 an Anne Loba: Sie hat einen „Hotspot der Artenvielfalt“ geschaffen

Die Lichterfelder Weidelandschaft ist ein einzigartiger ökologischer Lebensraum. 147 bedrohte Tierarten leben dort. Die Frau, die das durch jahrelange Arbeit möglich gemacht hat, erhielt letzte Woche den Berliner Naturschutzpreis.

"Es kommt viel zu selten vor, dass wir Natur- und Umweltschützer ehren", kaum ausgesprochen brandete am vergangenen Dienstag im mit 400 Personen vollbesetzten Saal 3 des Kinos in der Kulturbrauerei Beifall auf. Gesagt hatte den Satz Stefan Tidow, Berliner Staatssekretär für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Anlass seiner Rede war die Verleihung des Berliner Naturschutzpreises 2017, der jährlich von der Stiftung Naturschutz vergeben wird. Der Staatssekretär hatte noch ein Bonmots parat: Es gebe nicht nur die "berühmten Digital Natives", sondern auch die "Öko-Natives". Eine davon ist Anne Loba, die diesjährige Preisträgerin in der Kategorie Ehrenpreis.

Unkraut, Ungeziefer und Pferde

In der offiziellen Begründung steht: "Anne Loba hat aus der Weidelandschaft Lichterfelde Süd in jahrzehntelanger Arbeit und gegen viele Widerstände einen Hotspot der Artenvielfalt gemacht. Anne Loba hat sich dieser Aufgabe mit ganzer Kraft und fast ausschließlich ehrenamtlich gewidmet. Die Stiftung Naturschutz und das Land Berlin danken ihr für die geleistete Arbeit und ihren selbstlosen Einsatz."

Anne Loba mit Laudator Harald Kächele (links) und dem Vorsitzenden des Stiftungsrates Oliver Schworck.
Anne Loba mit Laudator Harald Kächele (links) und dem Vorsitzenden des Stiftungsrates Oliver Schworck.

© Bengelsdorf /SNB

Sie sei eine "wahre Pionierin des Berliner Naturschutzes", begeisterte sich der Laudator Harald Kächele, der Vorsitzende der Deutschen Umwelthilfe. Sie brenne für ihre Vision und habe zum Glück ein dickes Fell. Drei Leidenschaften fröne sie, berichtete er dem Publikum: "Unkraut, Ungeziefer und Pferden". Schon als Kind habe sie lieber auf dem Straßenbegleitgrün gespielt als auf dem gemähten Rasen. Die Natur dürfe in der Weidelandschaft "genau das tun, was vorgesehen ist", nichts werde künstlich angepflanzt, alles entstehe natürlich, es sei eine "gelenkte Spontanvegetation".

Bedroht: Dreiteilige Ehrenpreis, Raue Nelke und Grasgrüne Rose

Anne Loba hat bei der Pflege der Weidelandschaft fast nur tierische Helfer: Dreißig Pferde beweiden das Areal in einem ausgefeilten System, die Pferdeäpfel nutzt sie, um den Boden für neue Vegetation attraktiv zu machen. Angesiedelt haben sich zum Beispiel die in Berlin gefährdete Dreiteilige Ehrenpreis (Veronica triphyllos), die besonders geschützte und in Berlin extrem seltene Raue Nelke (Dianthus armeria) und die vom Aussterben bedrohte Graugrüne Rose (Rosa dumalis). Seit 2010 wurden 17 Säugetier-, 58 Brutvogel-, sieben Amphibien-, drei Reptilien- und 684 Insektenarten (bei den Insekten wurden längst nicht alle Arten erfasst) gefunden; 147 Arten davon stehen in Berlin auf der Roten Liste. Geehrt wurde Anne Loba auch für ihr Durchhaltevermögen: Sie sei "für die Langstrecke gebaut", sagte Harald Kächele.

Durch den Bau von 2800 Wohnungen und Häusern durch die Groth-Gruppe auf etwa 39 Hektar des bisher insgesamt 110 Hektar großen ehemaligen Militärübungsplatzes, wird sich die Lichterfelder Weidelandschaft in den nächsten Jahren verändern. Ob Sie mehr Freude oder mehr Sorge für die Zukunft empfinden würde, wollte der Moderator zum Abschluss der Zeremonie von der Preisträgerin wissen. "Beides", sagte Anne Loba. Was sie sich wünsche, sei "etwas mehr Wertschätzung für Unkraut und Ungeziefer".

Wir dokumentieren die Laudatio in Auszügen hier.

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