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BVV-Wahl: Sabine Gollombeck, AfD Steglitz-Zehlendorf: „Moderne Arbeitsplätze statt verstaubte Büros“

Stellenbesetzung, Hundeverbot, marode Schulen: Welche Antworten hat Sabine Gollombeck, Spitzenkandidatin der AfD, für die Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung von Steglitz-Zehlendorf, auf unsere acht Fragen? Folge zwei unserer Serie zur Wahl.

An dieser Stelle stellt der Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf vor der BVV-Wahl am 18. September jeder Woche einem Spitzenkandidaten acht Fragen.

Sabine Gollombeck wurde 1960 in Berlin-West geboren. Über den zweiten Bildungsweg machte sie den Abschluss zur Betriebswirtin. Sie arbeitete als Dozentin und Lehrkraft für Jugendliche und Erwachsene, war für Umschulungen, Erstausbildungen und Qualifizierungen im kaufmännischen Bereich zuständig. Seit 2005 arbeitet Gollombeck als Arbeitsvermittlerin für Menschen unter 25 Jahren in einem Jobcenter. Sie ist in zweiter Ehe verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkel. Seit 2014 ist sie Mitglied und Beisitzerin im Vorstand der AfD Steglitz-Zehlendorf. Ihr Ziel: Sie möchte sich auf kommunaler Ebene zum Wohle der Bürger einbringen, den Bezirk politisch gestalten und sich der Herausforderung stellen, in Steglitz-Zehlendorf etwas zu bewegen.

1. Es gibt etwa 100 offene Stellen in der Verwaltung des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf: Was würden Sie unternehmen, um das Bezirksamt (BA) als Arbeitgeber attraktiver zu gestalten und qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen? 

Die Verwaltung des Bezirksamtes macht seit langem durch ihren Sparzwang und Stellenabbau Schlagzeilen. Es gibt weniger Vollzeitstellen, doch die Aufgaben wachsen. Die Mitarbeiter sind entsprechend überlastet. Ich finde, wenn Jemand zum Beispiel in den Ruhestand geht, muss er sein Berufswissen an das neue Personal weitergeben. Jährlich sollten zudem Auszubildende eingestellt werden, um den Personalkörper des Bezirksamtes zu erhalten. Und ich bin für eine intensivere Personalentwicklung sowie für mehr Teilzeitkonzepte für Mütter. Ausschreibungen und Einstellungen sollten zeitnaher vorgenommen werden, als es bisher der Fall war. Was ich außerdem wichtig finde? Moderne Arbeitsplätze statt verstaubte Büros. Hat die Verwaltung als Dienstleister einen guten Ruf in der Gesellschaft, dann ist sie auch als Arbeitgeber attraktiv.  

2. Badestelle und/oder Hundebadestelle: Wie sieht Ihre Lösung für das friedvolle Miteinander von Hundebesitzern, Hunden und Nichthundebesitzern an den Seen im Bezirk aus?

Für ein friedvolles Miteinander von Hundebesitzern und Bürgern ohne Hund empfehle ich ein Hundebadeverbot in den Sommermonaten von Mai bis September. In dieser Zeit sollten Hunde am Uferweg an der Leine geführt werden. Als Kompromiss könnte ich mir an größeren Seen jedoch Hundebadestellen in maximaler Entfernung zu den öffentlichen Badestellen vorstellen. Das würde die Gefahr der gegenseitigen Belästigung minimieren. Grundsätzlich bin ich für mehr Aufklärung bei dieser Thematik und das Einfordern gegenseitiger Rücksichtnahme. Hinweisschilder oder Piktogramme sollten unmissverständlich sein; zum Beispiel eindeutig zeigen, wo sich die nächste Badestelle oder Hundebadestelle befindet.

Umstritten: Hunde am Schlachtensee und an der Krummen Lanke
Umstritten: Hunde am Schlachtensee und an der Krummen Lanke

© Doris Spiekermann-Klaas

3. Was ist Ihre Idee von einem Masterplan, um den immens hohen Sanierungsbedarf (-stau) an Schulen in Steglitz-Zehlendorf abzubauen?

Ich zweifle, ob Senat und Bezirk den Sanierungsbedarf richtig festgestellt haben. Eine Ermittlung ist dringlich. Seit vielen Jahren verwahrlosen die Schulen hier in Steglitz-Zehlendorf, eine transparente Bedarfs- und Kostenanalyse fehlt. Ein Schulsanierungsprogramm mit Einbindung der Bauwirtschaft und einer Auftragsvergabe, wie sie in anderen Städten bereits praktiziert wird, könnte auch in Berlin funktionieren. Die Bezirke sollten die Verantwortung für die Schulgebäude an einen zentralen Landesbetrieb abgeben. Dann könnten Bauvorhaben schneller umgesetzt werden. Als Vorbild sei hier Hamburg genannt. Durch die wachsende Zahl zu beschulender Kinder ist eine andere Form des Gebäudemanagements dringend notwendig, denn die Pläne zur Verbesserung, also zum Abbau des Sanierungsstaus, sind bislang ohne Erfolg geblieben.

4. Die Kiezzentren im Bezirk (Teltower Damm, Kranoldplatz, Schloßstraße) sollen schöner werden, um die Aufenthaltsqualität für die Bürger zu verbessern: Was kann das BA dafür tun?

In Steglitz-Zehlendorf ist der ruhige Bezirkscharakter verloren gegangen. Ich könnte mir eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität etwa durch neue Fußgängerzonen, eine Auflockerung mit kleinen Grünstreifen, die Senkung des Lärmpegels und eine Entschleunigung des Straßenverkehrs vorstellen. Die größte Bevölkerungsgruppe, die Senioren würden entspannter unterwegs sein, wenn in den Einkaufsstraßen mehr Sitzgelegenheiten und öffentliche Toiletten vorhanden wären. Darüber hinaus sollte die Barrierefreiheit baulich forciert werden. Wochenmärkte mit regionalen Produkten sind zu erhalten und zu fördern. Es ist gut, dass die Potentiale unseres Gemeinwesens in Bürgerinitiativen, Kiezgruppen und Vereinen thematisiert werden: mit einer gesprächsbereiten Kommunalpolitik und entsprechenden finanziellen Mitteln können Projekte realisiert und das Gemeinwohl gestärkt werden. 

Dorfanger, Stadtplatz und Wochenmarkt – was etwa auch aus Zehlendorfs Mitte wird, steht noch nicht fest
Dorfanger, Stadtplatz und Wochenmarkt – was etwa auch aus Zehlendorfs Mitte wird, steht noch nicht fest

© Thilo Rückeis

5. Der Bezirk verkauft soziale Wohnungen, etwa in der Mudrastraße in Lankwitz: Was halten Sie davon? Wie und wo würden Sie neuen bezahlbaren, kommunalen Wohnraum schaffen?

Bei den angesprochenen, sozialen Wohnungen in der Mudrastraße handelt es sich um Seniorenwohnhäuser. Der Bezirk streitet, ob der Betrieb von Seniorenwohnungen zur Aufgabe eines Bezirks gehört. Fakt ist, dass seit langem kein Geld mehr für Investitionen da ist. Dabei würden in diesem Fall bereits acht Millionen Euro für eine Sanierung ausreichen. Ich sehe hier dringenden Handlungsbedarf und erachte den Verkauf der Immobilie als falsch, da er die Vernichtung von Wohnraum bedeutet. Grundsätzlich spreche ich mich für den Erhalt von Grün- und Freiflächen im Bezirk aus, da sie für die Erholung, das Stadtklima und den Naturschutz wichtig sind. Eine Stadt sollte meines Erachtens in die Fläche wachsen, deshalb lehne ich eine dichtere und höhere Bebauung ab.

6. Zwei bedeutende Kulturangebote werden absehbar aus dem Bezirk verschwinden (Dahlemer Museen und Alliiertenmuseum): Wie kann das aufgefangen werden und welche Vereine, Künstler oder Museen werden Sie unterstützen?

In den Dahlemer Museen sind unter anderem das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst untergebracht. Ich befürworte, wenn diese Bereiche in das Stadtschloss des neuen Humboldt-Forums nach Mitte umziehen. Die Nähe zur Museumsinsel mit ihren Ausstellungen schafft positive Synergien. Doch unbedingt in Zehlendorf verbleiben, sollte das Museum Europäischer Kulturen, das sich der Kulturgeschichte in Europa widmet. Das Alliiertenmuseum an der Clayallee zeigt Sonder- und Dauerausstellungen sowie Filme rund um die Deutsche Geschichte von 1945 bis 1994. Es sollte in Zehlendorf, dem ehemaligen US-Sektor, verbleiben. Ich halte einen Umzug zum Flughafen Tempelhof für falsch. Grundsätzlich beführworte ich den Erhalt kultureller Einrichtungen im Bezirk und sehe in der Unterhaltung dieser eine öffentliche Aufgabe. Hier zu kürzen, lehne ich ab.

Das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst in Dahlem sollen bis 2019 nach Mitte ins Humboldt-Forum ziehen - was aus den Gebäuden wird, ist unklar
Das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst in Dahlem sollen bis 2019 nach Mitte ins Humboldt-Forum ziehen - was aus den Gebäuden wird, ist unklar

© Cay Dobberke

7. Wie sehen Sie die Situation zur Unterbringung von Flüchtlingen im Bezirk und in wie weit könnte sich das BA hierbei in Unterstützung des Senates (Lageso) künftig mehr einbringen?

Das Lageso registriert die angekommenen Flüchtlinge und hat Außenstellen eingerichtet, die den Menschen Sach- und Geldleistungen gewähren. Die Bezirke könnten helfen, beim Gutscheinverfahren für Unterkünfte unseriöse Hotelbetreiber zu identifizieren. Sinnvoll wäre auch, dass sich das Lageso und die Bezirke auf eine maximale Höhe von Hotel-Gutscheinen einigen und Kontingente buchen. Aus der Dringlichkeit, eine angemessene Unterkunft für Flüchtlinge zu finanzieren, wurden einigen Anbietern durch überbelegte Wohnungen oder Gewerbeflächen extrem hohe Monatseinkünfte beschert. Zudem haben unseriöse Betreiber ihre Preise an den Höchstsatz, der erstattet werden kann, angepasst. Ein Skandal, der Flüchtlinge zu Opfern macht. Das muss künftig vorher geprüft werden und hierbei kann sich der Bezirk einbringen.

8. Wie kann Ihrer Meinung nach das Problem mit den monatelangen Wartezeiten in den Bürgerämtern des Bezirks gelöst werden?

Die Bevölkerung wächst und damit auch die Menge an Anliegen, welche binnen einer gewissen Frist bearbeitet werden müssen. Mit dem Willen zu mehr Servicementalität und Bürgernähe ließen sich die Öffnungszeiten anders verteilen, zum Beispiel zwei Mal pro Woche bis 20 Uhr für Berufstätige und zwei Mal im Monat am Samstagvormittag. Der Personalbestand muss aufgestockt werden, hierfür müssen neue Stellen geschaffen werden. Personal muss gemäß den Anforderungen ausgebildet werden. Online-Termine und das schriftliche Verfahren, da nicht immer ein persönliches Erscheinen nötig ist, fände ich besser. Ebenso wie die Möglichkeit mehrere Anliegen bei einem Termin erledigen zu können. Das würden viele Bürger begrüßen.

Die Fragen stellte Anett Kirchner.

Nächste Woche an dieser Stelle: Unsere acht Fragen an den Spitzenkandidatin der FDP, Rolf Breidenbach.

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