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Muss sich Wiederwahl stellen. Justizsenator Thomas Heilmann ist seit 2013 Kreisvorsitzender der CDU Steglitz-Zehlendorf.

© dpa

Gerangel in CDU Steglitz-Zehlendorf: Thomas Heilmann will Bürgermeister Norbert Kopp absetzen

Game of Thrones in der CDU Steglitz-Zehlendorf: Kreischef und Justizsenator Thomas Heilmann will Stadträtin Cerstin Richter-Kotowski zur Bürgermeisterin machen. Nicht nur Amtsinhaber Norbert Kopp sieht das kritisch.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Sagen wir es so: Thomas Heilmann sitzt als CDU-Kreischef in Steglitz-Zehlendorf relativ fest im Sattel, weil es keine personelle Alternative zu ihm gibt. Außerdem gingen einflussreiche Unterstützer des Justizsenators aus den Wahlen in den Ortsverbänden, die seit Januar laufen, gestärkt hervor. Manche Christdemokraten im Südwesten der Stadt murren zwar, dass Heilmann an der CDU-Basis wenig präsent sei und keine Wohlfühlatmosphäre verbreite. Trotzdem wird er auf dem Kreisparteitag am 8. Mai voraussichtlich im Amt bestätigt.

Zumal sein Vorgänger, der Abgeordnete und Vize-Landeschef der CDU, Michael Braun, energisch alle Gerüchte zurückweist, er wolle Heilmann den Kreisvorsitz wieder abnehmen. „Das ist Quatsch, ich schließe eine Gegenkandidatur aus und werde es mir bis Mai auch nicht anders überlegen“, sagte Braun dem Tagesspiegel. Viele SMS hat er in diesen Tage verschickt, um diese Botschaft auch in der Partei zu verbreiten. Er habe den größten Berliner CDU-Kreisverband (mit fast 2300 Mitgliedern) acht Jahre gern geführt. „Aber das war’s.“

Bürgermeister Norbert Kopp will seinen Schreibtisch nicht räumen.
Bürgermeister Norbert Kopp will seinen Schreibtisch nicht räumen.

© Alice Kirchner

Trotzdem gibt es Parteifreunde, die bei ihrer Darstellung bleiben, dass Braun seit Monaten intern verkünde, er habe die Mehrheit im CDU-Kreisverband hinter sich und werde gegen Heilmann antreten und gewinnen. Namentlich genannt werden wollen sie nicht. Heilmann selbst ist in Skiurlaub und ließ ausrichten, dass er „Gerüchte nicht kommentiert“. Aber – für die Unruhe in seinem CDU-Kreisverband hat er nachweislich mit gesorgt.

Denn im November 2014 traf sich Heilmann mit dem Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Norbert Kopp, um über dessen politische Zukunft zu sprechen. Auf Wunsch des CDU-Kreisvorsitzenden sollte Kopp bei den Bezirkswahlen im Herbst 2016 nicht mehr antreten und der Bildungsstadträtin Cerstin Richter-Kotowski das Feld überlassen. Schon auf einem CDU-Kreisparteitag im Dezember versuchte Heilmann, die Parteifreundin politisch aufzuwerten, indem sie vom Bildungs- ins Stadtentwicklungsressort wechseln sollte. Der Vorstoß blieb erfolglos. Dennoch will sich Richter-Kotowski von der CDU Ende 2015 mit Unterstützung Heilmanns zur Kandidatin für das Bürgermeisteramt nominieren lassen. Kopp, der seit 2006 an der Spitze des Bezirksamts steht, hält wacker gegen. „Ich trete in jedem Fall an und möchte noch bis zur Hälfte der nächsten Wahlperiode Bürgermeister bleiben“, sagte er dem Tagesspiegel. Im März 2019 wird Kopp 65 Jahre alt, dann wäre er bereit, abzutreten.

Cerstin Richter-Kotowski soll Bürgermeisterin werden.
Cerstin Richter-Kotowski soll Bürgermeisterin werden.

© Thilo Rückeis

Jüngere CDU-Politiker in Steglitz-Zehlendorf machen sich aber gemeinsam mit Heilmann für Richter-Kotowski stark und sprechen von einem notwendigen Generationswechsel. „Wir wollen Veränderungen“, heißt es. Andere Christdemokraten behaupten wiederum, Heilmann habe intern eingeräumt, dass seine Favoritin für das Bürgermeisteramt eigentlich nicht befähigt sei. Er fördere sie trotzdem, wohl aus Gründen der innerparteilichen Arithmetik. Was die Betroffene zu alledem sagt, war am Mittwoch nicht zu erfahren. Richter-Kotowski ist in Urlaub und telefonisch nicht erreichbar.

Der große CDU-Bezirk war schon häufig zerstritten

Innerparteiliche Arithmetik, was ist damit gemeint? Hier eine kurze Erklärung: Der CDU-Kreisverband Steglitz-Zehlendorf umfasst elf Ortsverbände, die teilweise heftig miteinander konkurrieren. Das hat Tradition. Mehrfach in seiner Geschichte war der große CDU-Bezirk heillos zerstritten. Wer diesen „Sack Flöhe“ hüten will, aktuell Thomas Heilmann, muss sich mühsam die Mehrheiten sichern. Der Ortsverband von Richter-Kotowski, Steglitz-Zentrum, so hört man in der Union, sei für die Wiederwahl Heilmanns zum CDU-Kreischef möglicherweise wichtig. Schwer zu sagen, ob das stimmt. Aber die innerparteiliche Befriedung durch Postenvergabe ist in allen Parteien ein beliebtes Instrument der Machterhaltung.

Sieht man vom unmittelbar betroffenen Kopp ab, gibt es derzeit nur einen CDU-Mann, der Heilmann öffentlich Paroli bieten mag. Das ist der Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann. Er führt den mächtigen Ortsverband Dahlem, der über 500 Mitglieder zählt, und sagt: „Ich empfinde die Diskussion um die Ablösung eines erfolgreichen Bezirksbürgermeisters als sehr unglücklich.“ Zu Heilmanns Zukunft als CDU-Kreischef äußert sich Wellmann trotzdem nicht. Seit 2005 sitzt er im Bundestag und will, so bestätigen Parteifreunde, 2017 erneut antreten. Gleichzeitig geht das Gerücht um, dass sich auch Thomas Heilmann für den Bundestags-Wahlkreis Steglitz-Zehlendorf interessieren könnte.

Der Text erscheint auch auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.

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