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Warnung im Reaktor Wannsee, kurz vor der Stadtgrenze.

© Thilo Rückeis

Helmholtz-Zentrum in Berlin: Bürger wehren sich gegen Forschungsreaktor Wannsee

Potsdamer fordern die Politik auf, Klage einzureichen. Die Forderung stammt von einem Anwohner im kritischen Vier-Kilometer-Radius.

Der Forschungsreaktor Wannsee am Helmholtz-Zentrum Berlin-Wannsee könnte wieder Thema für die Potsdamer Stadtpolitik werden: Beim laufenden Bürgerhaushaltsverfahren landete der Vorschlag, die Stadt soll gegen die Betriebsgenehmigung des Atomreaktors in unmittelbarer Nähe der Stadtgrenze Klage einreichen, mit 350 Punkten auf Platz zwei in der ersten Votierungsrunde. Am 10. Juni endete die erste Abstimmung.

Tausende erhielten die Warnhinweise

Eingereicht hat den Vorschlag der Babelsberger Horst Furtner. Als Anwohner wäre er im Katastrophenfall betroffen, der Stadtteil liegt im Vier-Kilometer-Radius um die Anlage. Viele Potsdamer hatten wie er Ende 2014 die aktualisierte Auflage der Broschüre „Information für die Umgebung des Forschungsreaktors“ in den Briefkästen, mit den Hinweisen und Verhaltensregeln für den Ernstfall.

Seit gut einem Jahr engagiert sich Furtner beim Anti-Atom-Bündnis in Berlin, das sich für die Abschaltung des Reaktors einsetzt. Was den 59-jährigen Sozialpädagogen besonders stört: Die für ihn zuständige Verwaltung im Potsdamer Rathaus hat keinen Einfluss auf die Vergabe der Betriebsgenehmigung, da der Reaktor auf Berliner Gebiet steht.

Neutronenleiterhalle II auf dem Geände des Hahn-Meitner-Instituts (HMI) in Berlin-Wannsee.
Neutronenleiterhalle II auf dem Geände des Hahn-Meitner-Instituts (HMI) in Berlin-Wannsee.

© Thilo Rückeis

„Wir Bürger tragen das Gesundheitsrisiko, ohne dass wir Einflussmöglichkeiten haben“, sagt Furtner. Sein Vorschlag: Die Stadt soll ein Rechtsgutachten erstellen und dann gegen die Betriebsgenehmigung des Reaktors klagen. Eine solche Gerichtsentscheidung könne wegweisend beim Umgang mit Atomkraftwerken an innereuropäischen Grenzen sein, sagt er.

Drei Sicherheitszonen - sie reichen bis Kladow und bis zum Bahnhof Zehlendorf

In der Vergangenheit hatte es auch immer wieder eine leidenschaftliche Debatte gegeben, weil die Flugrouten über den Reaktor führen. Auch Wissenschaftler haben sich wiederholt zu den Sorgen geäußert.

Bei einem Reaktorunfall sieht der Notfallplan im Umkreis von 500 Metern, vier und acht Kilometern drei Sicherheitszonen vor, deren Bewohner aufgefordert werden können, ihre Häuser nicht zu verlassen. Das Gebiet schließt Babelsberg ein, Kleinmachnow, den Spandauer Ortsteil Kladow auf der anderen Seite der Havel sowie das Wohngebiet bis etwa zum S-Bahnhof Zehlendorf.

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