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Mirjam Olsson möchte frischen Wind in die Kommunikation zwischen den Kirchengemeinden bringen .

© Anett Kirchner

Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf und Social Media: Sie glauben auch im Netz!

Der Evangelische Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf entdeckt die sozialen Medien und macht Mitgliedern Mut, sie zu nutzen. Wie sagt der Superintendent: Die Kommunikation des Evangeliums ist nicht an eine Form gebunden

Dem Trend hinterherlaufen? Von wegen. Kirche kann auch Social Media. Das stellt Mirjam Olsson vom Evangelischen Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf gleich zu Anfang klar. Sie kümmert sich unter anderem hier um die Pressearbeit und versucht, frischen Wind in die Kommunikation zwischen den Kirchengemeinden zu bringen. „Zwar gibt es ein großes Misstrauen gegenüber den neuen Medien, aber ich mache es einfach vor, ohne zu sagen: Ihr müsst auch!“ Und so hat der Kirchenkreis seit einiger Zeit einen Facebook-Auftritt. Projekte, Termine, Gottesdienste, Stellenangebote werden hier unter anderem ausgetauscht und angekündigt. Etwa 70 Freunde folgen der Seite. Nicht viel, sagt Olsson: „Es braucht eben Zeit.“

Einige Pfarrer benutzen WhatsApp

Ihre Idee dahinter ist, dass sich Menschen aus der Region Teltow-Zehlendorf zu einer Gemeinschaft von Christen vernetzen und organisieren. Das funktioniere in manchen Gemeinden schon gut. Einige Pfarrer seien beispielsweise via WhatsApp mit ihren Konfirmanden verbunden. Fällt ein Termin aus oder muss verlegt werden, verständige man sich schnell und unkompliziert per Smartphone. Hier gehe es nicht um Missionierung oder Kirchenpolitik. „Wir möchten die erreichen, die sowieso bei Facebook, Twitter oder WhatsApp sind“, erklärt sie. Meist junge Leute. Und Kirche will eben auch dort sein, wo sie sich aufhalten.

Doch nicht alles läuft rund. Olsson sieht hier neue und wichtige Aufgaben in der Jugendarbeit auf den Kirchenkreis zukommen. Sie möchte Info-Veranstaltungen anbieten, um den jungen Christen einen verantwortlichen Umgang mit sozialen Medien näher zu bringen. Manche Kommentare im Netz seien unsachlich, zynisch, gemein und vor allem feige: „Eine Art Knigge für Facebook wäre gut.“ Sie lächelt, schlägt ihr Netbook auf und schaut, ob es neue Nachrichten auf der Facebookseite des Kirchenkreises gibt. Alles geht blitzschnell. Mit den Fingern fährt sie routiniert über das Touchpad, ihre Augen huschen hin und her, dann verzieht sie den Mund, als ob das, was sie liest, ihr nicht gefällt.

Viele in der Gemeinde sind zurückhaltend bei Social Media

Sie klappt das Netbook wieder zu, holt tief Luft. Was mit Knigge gemeint sei? Ein gewisses Benehmen, logisch, Grenzen der Geschmacklosigkeit nicht zu überschreiten, Beleidigungen tunlichst zu unterlassen. „Ich stelle mir alle User in einem großen Raum vor und frage mich dann, was ich mich trauen würde, hier öffentlich zu sagen“, beschreibt Olsson. Mit welchen Rückmeldungen aus dem Publikum könne sie umgehen, mit welchen nicht? Das projiziere sie dann auf ihr Verhalten in den sozialen Netzwerken.

Facebookseite des Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf
Facebookseite des Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf

© Anett Kirchner

Doch es gibt nicht nur die scheinbar Starken und Mutigen bei Facebook und Co. Im Gegenteil. „In unseren Gemeinden in Teltow und Zehlendorf überwiegen die zurückhaltenden Menschen in Bezug auf Social Media“, erklärt sie. Datenschutz sei ein Thema. Hier gebe es viele Vorbehalte und Fragen. Welche Fotos darf ich hoch laden? Wie ist es mit Bildrechten? Und einige befürchteten, dass sie etwas „Falsches“ schreiben, etwas, dass sie später nicht mehr kontrollieren können; womöglich einen Shitstorm auslösen. Aktuell überlegt die Kirchengemeinde in Ruhlsdorf, einem Ortsteil von Teltow, eine Facebookseite einzurichten. „Ich mache ihnen Mut, es zu probieren, erst einmal anzufangen, denn es ist jederzeit möglich, wieder damit aufzuhören.“

Johannes Krug findet, das passe schon zusammen

Mirjam Olsson arbeitet seit Oktober 2014 für den Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf. Ihr Hauptaufgabengebiet ist die Personal- und Organisationsentwicklung, um die Pressearbeit kümmert sie sich nur zum Teil. Die eigentliche Ansprechpartnerin für Öffentlichkeitsarbeit ist Elke Behrends. Neben ihrer Arbeit studiert Mirjam Olsson noch Betriebswirtschaft per Fernstudium. Um ihr bewegtes Leben zu organisieren, nutzt sie auch privat regelmäßig die sozialen Medien. Aufgrund der eigenen, guten Erfahrungen konnte sie die Verantwortlichen in der Superintendentur in Zehlendorf für diese Art der Kommunikation gewinnen.

Auch Superintendent Johannes Krug findet, dass Kirche, Glaube und Social Media durchaus zusammen passen: „Grundsätzlich ist die Kommunikation des Evangeliums nicht an eine Form gebunden.“ Vom Gespräch am Abendbrottisch über das Telefon bis hin zu den neuen Medien seien viele Formen möglich. Der Inhalt bleibe jeweils gleich. Dass die Evangelische Kirche die Menschen da aufsuche, wo sie sich aufhielten, also zunehmend im Netz, sei selbstverständlich. „Früher ist man auf die Marktplätze gegangen, heute geht man eben in die sozialen Netzwerke." Das Ziel bleibe: Menschen anzusprechen.

Die Autorin ist freie Journalistin, wohnt in Steglitz-Zehlendorf, und schreibt als lokale Reporterin regelmäßig für den Tagesspiegel-Zehlendorf. Folgen Sie Anett Kirchner auf Twitter und auch der Redaktion Zehlendorf .

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