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Allabendlicher "Hotspot" für Partylöwen aus der Umgebung: Die Wunderhütte im Zehlendorfer Fischtal

© privat

Nächtliche Ruhestörungen im Fischtal: Die Party zieht weiter

Partylärm bis in die Morgenstunden, Müllberge am Morgen danach - diese Szenen kennt man in Zehlendorf bislang vor allem vom Schlachtensee. Nun scheint sich das Problem immer mehr ins Fischtal zu verlagern. Eine Anwohnerin berichtet.

Seit April ist es wieder so weit: Jeden Abend versammeln sich in der Wanderhütte im Fischtal, direkt oberhalb des Fischteichs, Dutzende Jugendliche. Sie betrinken sich, singen und grölen in einem weithin hörbaren Crescendo. „Sie schreien manchmal, dass man meint, da wird jemand vergewaltigt“, sagt Tagesspiegel-Leserin Jutta T. Ihre Wohnung liegt direkt angrenzend an die Wanderhütte am Fischtal. Eigentlich heißt Frau T. anders, aber nachdem vor ein paar Tagen jemand einen in Taschentücher gewickelten Kothaufen vor ihre Haustüre gelegt hat, ist sie vorsichtig geworden. Vor acht Jahren ist Frau T. in ihre schöne Wohnung in dieser sehr schönen Gegend, wie sie sagt, gezogen. Schön sei es dort ja immer noch. „Aber zum Teil wummern schon ab 17 Uhr die Bässe bis zum „Gehtgarnichtmehr“, die schmeißen mit Flaschen, das ist ein einziges Besäufnis. Und sie kommen nicht nur aus Zehlendorf, sondern aus der ganzen Stadt und aus dem Umland. Ich sehe das ja an den Kennzeichen der Autos, aus denen sie die Getränkekästen ausladen.“

Auch die denkmalgeschützte Wanderhütte sei mittlerweile eine einzige große Toilette. „Die Jugendlichen müssen ja, wenn sie so viel trinken, auch irgendwohin machen. Als ich letztens einen pinkelnden Jungen darauf aufmerksam gemacht habe, dass dies keine Toilette ist, bekam ich eine freche Antwort!“

Frau T. ist Ärztin und muss jeden Morgen um 6 Uhr aufstehen. „Mittlerweile leide ich an erheblichen Schlafstörungen“, sagt sie.

Erst wird getrunken und dann mit den Flaschen auch geworfen, berichtet Frau T.
Erst wird getrunken und dann mit den Flaschen auch geworfen, berichtet Frau T.

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Seit etlichen Jahren geht das nun so. Eigentlich gab es dort schon immer mal am Wochenende Partys, aber eben nur sporadisch und auch nicht in dem Ausmaß wie jetzt, sagt Frau T.. Seit April gehe es nun, wie bereits im letzten Jahr, jeden Abend zur Sache. Jutta T. wartet dann für gewöhnlich bis 22 Uhr, dann ruft sie die Polizei. Danach werde es zwar ruhiger, aber nach einer halben Stunde kämen die Ruhestörer wieder in Fahrt. Schließlich räume die Polizei dann meist das Tal.

„Anfangs habe ich mich noch dazu gesetzt, mit ihnen ein Bierchen getrunken und Handynummern ausgetauscht, damit wir über Whatsapp durchgeben können, wenn es zu laut ist. Das hat genau einen Abend funktioniert.“ Seit etwa zwei Jahren empfinde sie die Stimmung als "wirklich aggressiv".

Frau T. war beim Ordnungsamt und beim Bezirksbürgermeister und steht mit Bezirksstadträtin Markl-Vieto in Kontakt wegen der nächtliche Ruhestörer. Ohne die nächtlichen Einsätze der Polizei würde sie glatt verzweifeln, sagt Jutta T.

Reste der nächtlichen Exzesse. Besonders schlimm sieht es Montag morgens aus, bevor die BSR sauber macht, sagt Tagesspiegel-Leserin Frau T.
Reste der nächtlichen Exzesse. Besonders schlimm sieht es Montag morgens aus, bevor die BSR sauber macht, sagt Tagesspiegel-Leserin Frau T.

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„Es ist schon schlimm, wenn die Nachtruhe immer wieder gestört wird“, sagt Christa Markl-Vieto dem Tagesspegel Steglitz-Zehlendorf. "Wir überlegen, eine Türe an der Hütte anzubringen. Jeder der hinein möchte, könnte sich dann einen Schlüssel abholen.“ Allerdings stehe die Hütte unter einer Art Denkmalschutz und solle ja auch Wanderern Schutz bieten vor Nässe und Kälte; das sei dann nicht mehr gewährleistet. „Ich werde mir das Ganze nochmal ankucken“, verspricht Markl-Vieto.

Man wisse man um das Problem Fischtal, sagt auch Polizeisprecher Michael Gassen dem Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf. „In den letzten Wochen hat dort das Lärmaufkommen zugenommen, vor allem freitags bis sonntags. Da halten sich dann 50 bis 80, einmal sogar 100 Jugendliche im Fischtal auf. Wir stehen hierzu auch mit dem Ordnungsamt in Kontakt, denn ruhestörender Lärm liegt eigentlich in deren Zuständigkeit. Wenn das aber in den Abend- und Nachtstunden geschieht, ist das Ordnungsamt personell nicht anwesend. Dann sind wir da.“

Die Polizei spricht von im Durchschnitt 50 bis 80 Jugendlichen, die hier nachts feiern - und alles liegen lassen
Die Polizei spricht von im Durchschnitt 50 bis 80 Jugendlichen, die hier nachts feiern - und alles liegen lassen

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Sie sprächen dann die feiernden Jugendlichen an und erteilten Platzverweise. Man überlege nun, gemeinsam mit dem Ordnungsamt mehr Personal für eine Streife im Fischtal einzusetzen. Das habe auch am Schlachtensee funktioniert: „Am Schlachtensee ist es gerade komplett ruhig“, sagt Michael Gassen. „Wir hoffen, auch die Situation im Fischtal in den Griff zu bekommen.“ Er könne nicht ausschließen, dass da ein gewisser Verdrängungseffekt stattfinde: Dass die Partys vom Schlachtensee nun wohl im Fischtal stattfinden.

Eine Nachbarin von Frau T. jedenfalls sei vor Kurzem weggezogen. "Es ist wirklich ätzend geworden“, sagt Jutta T. „Dabei war es früher so schön. Hier sollen sich doch Familien erholen können. Unsere Nachbarn gehen mit ihren Kindern schon gar nicht mehr auf den schönen, neuen Spielplatz, weil dort alles voller Glasscherben ist.“

Seit ein paar Tagen sei es übrigens nachts ruhiger, „vielleicht wegen des schlechten Wetters“, mutmaßt Frau T. „Vielleicht aber auch, weil ich schon ein paar Mal Polizeibeamte auf Streife gesehen habe.“ Bleibt abzuwarten, wo die Partys demnächst stattfinden.

Der Text erscheint auf Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf, dem digitalen Stadtteil- und Debattenportal aus dem Südwesten. Folgen Sie der Redaktion Steglitz-Zehlendorf gerne auch auf Twitter. 

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