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Die Jugendfreizeiteinrichtung Albert Schweitzer Am Eichgarten in Steglitz wurde als passende Location ausgewählt

© Anett Kirchner

Start der Jugendkunstschule Steglitz-Zehlendorf: Für alle Talente

Eigentlich sollte sie längst die Pforten öffnen: Steglitz-Zehlendorf bekommt nun als letzter Bezirk eine eigene Jugendkunstschule. Die notwendige Sanierung war laut Christa Markl-Vieto (Grüne) an fehlenden Mitarbeitern im Hochbauamt gescheitert.

Es zählt zu ihren schönen Projekten, verrät Christa Markl-Vieto (Grüne), Bezirksstadträtin unter anderem für Jugend in Steglitz-Zehlendorf. Gemeint ist die Jugendkunstschule, die jetzt nach den Sommerferien starten soll. Und in der Tat kann man nachempfinden, warum sie sich für das Projekt begeistert. „Wenn Kinder, die sonst nicht so gute Karten im Leben haben, über beispielsweise das Ausleben ihrer Kreativität Selbstbewusstsein entwickeln, also über etwas, das sie können, finde ich das unglaublich schön“, beschreibt Markl-Vieto. Erst kürzlich habe sie in einer vergleichbaren Veranstaltung im Haus der Jugend in Zehlendorf an der Argentinischen Allee gesessen: mit Gänsehaut. „Genau so soll es sein“, sagt sie. Kunst soll die Menschen berühren.

Die Idee stammt aus den 80er Jahren

Und weil es verschenkt wäre, wenn junge Talente hier im Bezirk der Gesellschaft verloren gingen, soll es einen Ort geben, wo sie hingehen können und gefördert werden. Dabei ist Steglitz-Zehlendorf inzwischen der letzte Bezirk in Berlin, der eine Jugendkunstschule bekommt. Bereits in den 1980er Jahren habe der Senat entschieden, dass jeder Bezirk eine solche Einrichtung aufbauen könne. Wie genau, das liege jeweils in den Händen der Bezirksverwaltung. „Ich habe dieses Thema jetzt in meiner Legislatur aufgegriffen und gesagt: Wir probieren das“, erklärt die Bezirksstadträtin.

Als passende Location wurde die Jugendfreizeiteinrichtung (JFE) Albert Schweitzer Am Eichgarten in Steglitz gefunden. Seit etwa zwei Jahren läuft der Betrieb dort eingeschränkt, sagt Markl-Vieto. Denn aufgrund „unglücklicher Ereignisse“ habe sich der Bezirk von dem ehemaligen Träger der JFE getrennt. Für die geplante Jugendkunstschule ist nun ein neues Gesamtkonzept für das Areal - ein Campus mit mehreren Gebäuden, ein Innenhof und ein Garten - entwickelt worden. Danach können die zwei Säle zum Beispiel für Tanzveranstaltungen, Ausstellungen und Theater genutzt werden. Ein Café ist geplant. Werkstätten für Keramik, Holz und eine Schneiderei sollen eingerichtet werden; außerdem eine Sporthalle und Rückzugsräume unter anderem für Hausaufgaben.

Das Besondere daran: Die Jugendfreizeiteinrichtung bleibt bestehen und die Jugendkunstschule wird integriert. „Diese Kombination ist in Berlin einmalig“, berichtet sie weiter. Die Idee dahinter sei, auch die Kinder und Jugendlichen aus der Freizeiteinrichtung für Kunst zu begeistern.

Die Finanzierung des Projektes erfolgt zu 20 Prozent durch den Senat. Von dort werden die Leitung der Einrichtung und Teile der Honorare bezahlt. Den Löwenanteil der Kosten wie etwa Ausstattung, Gebäude und Grundstück trägt der Bezirk; insbesondere die Abteilung Jugend, heißt es.

Eigentlich sollte die Jugendkunstschule längst an den Start gegangen sein. Es gab jedoch Verzögerungen. Der Grund: bauliche Unterhaltungsprobleme in dem Gebäudekomplex. Der Fußboden im kleinen Saal müsse erneuert, die Holzwerkstatt saniert und die Sporthalle in Teilen umgebaut werden. Außerdem sollen in den Räumen im Obergeschoss Einzelateliers entstehen. Und in einem externen, mobilen Container werde noch eine Schneiderei untergebracht.

Alles in allem sind für die Umbauarbeiten rund 600 000 Euro vorgesehen. „Die Sanierung ist bisher jedoch an den fehlenden Mitarbeitern im Hochbauamt gescheitert“, erzählt Markl-Vieto. Wie berichtet, gab es dort Probleme bei den Stellenbesetzungsverfahren. Um das Projekt aber voranzubringen, habe man beim Senat Fördermittel aus dem Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA) beantragt und bewilligt bekommen. „Dadurch ist gewährleistet, dass die Sanierung stattfinden kann“, erklärt Markl-Vieto und fügt hinzu, dass sie ferner darum gebeten habe, die Bautätigkeit aus dem Bezirksamt auszugliedern.  

Junge Talente im Bezirk sollen der Gesellschaft nicht verloren gingen, findet Christa Markl-Vieto (Grüne). Hier soll nun ein Ort sein, wo sie hingehen können und gefördert werden. Das neue Angebot ist für Kinder und Jugendliche ab dem Grundschulalter bis 21 Jahre gedacht
Junge Talente im Bezirk sollen der Gesellschaft nicht verloren gingen, findet Christa Markl-Vieto (Grüne). Hier soll nun ein Ort sein, wo sie hingehen können und gefördert werden. Das neue Angebot ist für Kinder und Jugendliche ab dem Grundschulalter bis 21 Jahre gedacht

© Anett Kirchner

Zum Ende dieses Sommers soll die Jugendkunstschule in Steglitz-Zehlendorf dann starten, teilweise zunächst mobil, also „on the road“, wie es Markl-Vieto nennt. Die Mitarbeiter werden zum Beispiel in Schulen oder Vereine gehen und die Angebote des neuen Projektes vorstellen. Einige Kurse können voraussichtlich auch schon am festen Standort in Steglitz stattfinden. „Die richtige, offizielle Einweihung unserer Jugendkunstschule im Albert-Schweitzer-Campus wird allerdings vermutlich erst im nächsten Sommer stattfinden“, kündigt die Jugend-Bezirksstadträtin an.

Das neue Angebot ist für Kinder und Jugendliche ab dem Grundschulalter bis 21 Jahre gedacht. Hier können künftig zum Beispiel auch Bewerbungsmappen für ein Kunststudium vorbereitet werden. Die Kurse sollen von Honorarkräften geleitet werden; insbesondere von Künstlern aus dem Berliner Südwesten, aber auch von Gastkünstlern aus dem Ausland. Wer also Künstler ist, Lust hat und sich eine solche pädagogische Arbeit vorstellen

könnte, kann sich per E-Mail bei Christa Markl-Vieto melden. Auch Einzelprojekte zum Beispiel in den Ferien seien denkbar. Die Angebotspalette soll alle künstlerischen Fachrichtungen umfassen – außer Musik.

Die Autorin Anett Kirchner ist freie Journalistin, wohnt in Steglitz-Zehlendorf, und schreibt als lokale Reporterin regelmäßig für den Tagesspiegel Zehlendorf. Folgen Sie Anett Kirchner auch auf Twitter.

Die künftige Jugendkunstschule hat auch einen Garten
Die künftige Jugendkunstschule hat auch einen Garten

© Anett Kirchner

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