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Der so genannte Freimietblock zwischen Geranien- und Nelkenstraße sowie der "Postblock" östlich des Hortensienplatzes beherbergen großzügig geschnittene 2,5- bis 4,5-Zimmerwohnungen und zeichnen sich durch abwechslungsreiche Fassaden aus.

© Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf

Steglitz-Zehlendorf: Denkmal des Monats: Preiswürdig: die Salvisberg-Siedlung in Lichterfelde

Eine Wohnsiedlung an der Hortensienstraße hat den Status als "Denkmal des Monats Februar" erhalten. Entworfen vom Schweizer Architekten Otto Rudolf Salvisberg erinnern die Reihenhäuser und die beiden Wohnblöcke an den gemäßigten Expressionismus und die Sachlichkeit des Neuen Bauens.

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts steppte in der Weltstadt Berlin der Bär. Die deutsche Wirtschaft erholte sich von den Folgen des Ersten Weltkriegs und die junge Kulturszene der Stadt entwickelte sich wie in einem Rausch. Ob am Ku'damm, auf dem Boulevard Unter den Linden oder rund um den Nollendorfplatz - ein aufstrebendes Bürgertum suchte nach immer neuen Vergnügungen, neuer Mode, neuem Schick. Natürlich wollte der (neu hinzugezogene oder alteingesessene) zahlungskräftige Mittelstand auch irgendwo wohnen - doch der Wohnraum im Herzen der Stadt war knapp und teuer.

So orientierte man sich an den Stadtrand. Besonders beliebt war bei allen, die es sich leisten konnten, seit Ende des 19. Jahrhunderts die Gemeinde Groß-Lichterfelde, die 1920 von Groß-Berlin eingemeindet wurde und mit viel Grün, stattlichen Villen und der Nähe zum Botanischen Garten schon damals vor allem bei Familien und gutbetuchten Berlinern punkten konnte.

Doch auch hier wurde es in den 20er Jahren langsam eng. Nur nördlich der Bahngleise, zwischen der bereits angelegten Hortensienstraße, ihren "blumigen" Nebenstraßen und der Straße Unter den Eichen, gab es noch unbebaute Brachflächen. Kurzerhand entschloss sich der im Kiez ansässige finanzkräftige Bauunternehmer Adolf Sommerfeld dazu - der auch für die Waldsiedlung Onkel-Toms-Hütte verantwortlich ist -, den in Berlin lebenden Schweizer Architekten Otto Rudolf Salvisberg mit dem Bau von 30 Einfamilienhäusern und drei Wohnblöcken entlang der Hortensienstraße zu beauftragen.

Gesagt, getan: Anders als es heute oft der Fall ist, hielten sich die Bauherren nicht lange auf. Zwischen 1924 und 1925 wurde die Salvisberg-Siedlung in Lichterfelde fertig gestellt. Von den ursprünglich geplanten drei Wohnblöcken konnten allerdings nur zwei realisiert werden.

Wohnungen für den zahlungskräftigen Mittelstand

Der so genannte Freimietblock zwischen Geranien- und Nelkenstraße sowie der "Postblock" östlich des Hortensienplatzes beherbergen großzügig geschnittene 2,5- bis 4,5-Zimmerwohnungen und zeichnen sich durch abwechslungsreiche Fassaden aus. Neben dem markanten Farbspiel verweisen auch die tief liegenden Hauseingänge, Erker und eckturmartigen Vorbauten auf den expressionistischen Stil jener Zeit. Doch auch Stilmerkmale des so genannten Neuen Bauens lassen sich im gemäßigten Entwurf von Salvisberg erkennen.

Zwar sind durch den Zweiten Weltkrieg und den Zahn der Zeit einige ursprüngliche Elemente, vor allem an den Einfamilienhäusern des Wohnensembles, verloren gegangen, doch immer mehr Eigentümer besinnen sich auf die Geschichte der Bauten und lassen sie denkmalgerecht sanieren. So ist ein Spaziergang entlang der Hortensienstraße bis heute ein farbenfrohes Erlebnis - nicht nur für Architektur-Fans. Das wurde nun auch von der Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf mit einem Preis gewürdigt.

Weitere Bauten von Salvisberg findet man übrigens in der Harzer Straße 39 in Neukölln, in der Johannisberger Straße 35 und der Binger Straße 53 in Wilmersdorf oder der Douglasstraße 12 in Grunewald. Auch die Großsiedlung Weiße Stadt in Reinickendorf, die heute zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, hat Salvisberg als einer von vier Architekten entworfen. 

Die Autorin schreibt für QIEZ.de, das Berliner Stadtportal und ein Tochterunternehmen des Tagesspiegels. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.

Eve-Catherine Trieba

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