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Eine Oase im Niemandsland des Teltower Damms in Zehlendorf: "Der Laden", das traditionelle Tante-Emma-Geschäft, von Marco Balke und Petra Blümel (Foto), Ecke Leo-Baeck-Straße.

© ale

Tante Emma in Zehlendorf: "Ich liebe die Arbeit hier"

Es ist noch ein richtiges Tante-Emma-Geschäft und heißt "Der Laden". Marco Balke, der Inhaber, und seine Frau Petra Blümel erzählen dem Zehlendorf Blog, warum sie aus dem Wedding hierher gekommen sind.

"Der Laden" ist Name genug, eine noch nähere Bezeichnung muss nicht sein und soll auch nicht sein. Denn "Der Laden" ist „Tante Emma“ pur, Vollsortiment eben, aber vor allem gepflegtes Understatement und ruhige Hand. „Minimalistisch“, sagt der Chef, aber um die perfekte Nahversorgung bemüht. Hier am Teltower Damm 133, Ecke Leo-Baeck-Straße, bekommt der Kunde einiges zum Kauf geboten, vom Manchego bis zu Graupen. Und warum das alles?

Da lacht Marco Balke, 51, und muss nicht lange nachdenken. Sein Vater war Kaufmann, sein Bruder ist Kaufmann, und er ist auch Kaufmann mit Herz und Seele. Anders ausgedrückt: "Ich liebe die Arbeit hier."

Marco Balke und seine Frau Petra Blümel, 58, haben auch mal einen Tante-Emma-Laden im Soldiner Kiez, Wedding, geführt, aber „irgendwann ist mir das dort einfach zu hektisch geworden“, sagt Balke. Dann sind sie privat rausgezogen nach Stahnsdorf, und immer, wenn sie nach Zehlendorf reinfuhren, haben sie gesehen, dass der kleine Laden zu vermieten sei. Und so sind sie hier gelandet Mitte der Neunzigerjahre und haben eine kleine Oase aufgebaut, denn links und rechts auf dem Teltower Damm muss man schon einiges an Strecke zurücklegen, um zum nächsten Geschäft zu kommen.

Der Laden ist ein Ort zum Durchschnaufen. Manche kaufen hier ihre wichtigsten Lebensmittel und Kinder gerne Süßes ein. Man kann aber auch einen guten Kaffee und ein leckeres Brötchen mit Käse bestellen, was frisch belegt wird, draußen am kleinen Tisch stehen und sich und die Welt genießen. Und wer jemanden zum Reden braucht, dem hören Balke und Blümel auch zu und behalten das, was sie da an Sorgen und anderen Geschichten erfahren, für sich. Geschwätzigkeit macht nämlich das Geschäft kaputt, und das Geschäft von Balke beruht auf Vertrauen. "Man muss die Menschen auch mögen und tolerant sein", sagt Balke, "das ist die Grundlage für unser Geschäft."

Balke und Blümel, die sich seit 25 Jahren kennen, konnten in den Jahren immer mehr feststellen, dass viele Menschen die Kommunikation, den kleinen Plausch, „sehr vermissen“. Im Supermarkt geht das nicht mehr, aber hier im Laden gehört das zum Prinzip: die Menschen ordentlich bedienen, ihnen zuhören, sie freundlich behandeln und ihnen trotzdem Qualität bieten, obwohl die eigene Marge gering ist.

Petra Blümel und Marco Balke in ihrem Laden, der genau so heißt...
Petra Blümel und Marco Balke in ihrem Laden, der genau so heißt...

© Armin Lehmann

Balke arbeitet hart, auch das, sagt er, gehöre dazu. Darüber beklagt er sich nicht. Urlaub macht er nicht, stattdessen ist eine 70-Stunden-Woche normal. Aber wenigstens ist er sicher, dass er mit seinem Konzept durchkommt. Der Unterschied zum Wedding ist einfach zu erklären: Die Menschen seien hier ruhiger und entspannter, aber dafür auch anspruchsvoller. Im Wedding hatte er viel mehr Wurst, hier in Zehlendorf mehr Käse und mehr Markenware. Im Wedding musste es preiswerter sein.

Einen Traum hat Marco Balke aber schon auch noch, ein anderes Geschäftsmodell, was nicht leichter funktionieren würde: Kunst- und Antiquitäten. Wahrscheinlich werde er das nicht mehr ausprobieren, sagt er und schmunzelt. "Aber einen Traum muss man sich doch bewahren."

Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

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