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Farbwechsel. Nachdem die Baugerüste gefallen waren, zeigte sich im letzten Jahr, dass die Neubauten auf der alten Truman Plaza hellgrau statt elfenbein- oder sandfarben sind. Fand jedenfalls der Bezirk und zoffte sich mit dem Investor. Der sagt jetzt: "Wir wollen Frieden."

© Cay Dobberke

Truman Plaza in Zehlendorf: Grau statt Elfenbein: Politiker sehen sich vom Investor Stofanel getäuscht

So hatten sich Bezirkspolitiker die Neubauten auf der Truman Plaza an der Dahlemer Clayallee nicht vorgestellt: Die Geschäftshäuser haben eine schlichte graue Fassade. Jetzt ist der Ärger groß, und der Bauherr sucht eine Lösung.

Das Projekt „Fünf Morgen Dahlem Urban Village“ auf der Truman Plaza an der Clayallee ist derzeit das bekannteste Bauprojekt in Zehlendorf und wurde von vielen Bezirkspolitikern forciert – die jetzt aber verärgert sind über die schlichte hellgraue Fassade der neuen Geschäftshäuser. „Schwer getäuscht“ vom Investor Stofanel fühlt sich der CDU-Fraktionschef und Vorsitzende des Stadtplanungsausschusses in der BVV Steglitz-Zehlendorf, Torsten Hippe. Man habe lange mit den Bauherren über die Fassade diskutiert, Steinproben begutachtet und eine edle Gestaltung erwartet.

Laut Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) sah der städtebauliche Vertrag „sandfarbenen Stein“ vor.

Kurz vor der im September geplanten Eröffnung der Neubauten ist der Unmut nun so groß, dass Stofanel nach Tagesspiegel-Informationen für Donnerstag zur Bemusterung neuer Steinproben mit veränderter Farbe einlädt.

Kritik kommt aus allen Fraktionen. „Bisher ist nichts von dem zu sehen, was wir uns vorgestellt haben“, sagt der SPD-Stadtentwicklungsexperte Volker Semler. „Wir wollten eine Fassade, die etwas hermacht – jetzt macht sie einen billigeren und monotonen Eindruck.“ Unter anderem sähen auch die Sonnenblenden der Fenster anders als erwartet aus.

Für Torsten Hippe geht es um ein grundsätzliches Problem: „Wenn man sich nicht auf Absprachen verlassen kann, muss man dafür sorgen, dass der Bauherr nicht anders kann.“ Der Bezirk hat ein gewisses Drohpotenzial, denn hinter den Gewerbegebäuden rollen Bagger für Stofanels Luxuswohnsiedlung um einen künstlichen See. Diese soll in mehreren Abschnitten entstehen, die Bebauungsplanverfahren dauern noch an. Auch Kopp findet es „ausgesprochen ärgerlich“, dass sich Stofanel nicht an Absprachen gehalten habe, zumal die BVV „alles getan“ habe, um das Projekt zu unterstützen.

Zum Vergleich: Eine Simulation der Neubauten aus der Planungszeit zeigt wärmere Farben.
Zum Vergleich: Eine Simulation der Neubauten aus der Planungszeit zeigt wärmere Farben.

© Simulation: Promo / Stofanel

Bestätigt sehen sich Kritiker aus dem Verein „Papageiensiedlung“, dem Anwohner der nahen Bruno-Taut-Siedlung angehören. Der Verein hatte gewarnt, die Bauten seien für Dahlem zu massiv. Außerdem könnten die Geschäfte kleinere Läden bedrohen – vor allem in der Ladenstraße im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte, die mit neuen Konzepten „frischen Wind“ verspricht.

Laut Bernd Neuendorf, Leiter der Projektentwicklung bei Stofanel, ist der Investor nicht absichtlich vom abgesprochenen Farbton abgewichen. „Wir haben auch an nichts gespart.“ Naturstein habe sich allerdings als zu schwer für die Fassade mit großen Fenstern erwiesen. Daher habe man Werkstein mit der Bezeichnung „Elfenbein“ bestellt, den „wir auf einem Muster als leicht beige wahrgenommen haben“.

Je nach den Lichtverhältnissen könne die Fassade auch „einfach nur grau“ wirken, gibt Neuendorf zu. Man prüfe eine „künstlerische und farbliche Nuancierung“. Die witterungsbeständige Beschichtung erschwere dies jedoch.

Die jüngsten Probleme bei Brandschutzuntersuchungen relativiert Neuendorf und widerspricht der Darstellung des Bezirks, es fehle ein Gutachten. Zuletzt sei es nur um kleinere Mängel gegangen, etwa bei den Rettungswegen. Jetzt nahe die brandschutztechnische Abnahme, „in zwei Wochen sieht alles anders aus“.

Die Eröffnung der Geschäfte – darunter ein Reichelt- und ein Bio-Markt, der Fitnessclub „Hard Candy“ und Arztpraxen – kündigt der Projektleiter für die zweite bis vierte Septemberwoche an. Im hinteren Grundstücksteil sollen die ersten Eigentumswohnungen im zweiten Quartal 2014 bezugsfertig sein. Der Verkauf laufe gut, heißt es.

Ärger um unerwartete Fassadenfarben gab es in Berlin schon öfter. Zu Kritik führte etwa das Schwarz, in dem sich Geschäftshäuser an den Bahnhöfen Pankow und Friedrichstraße oder das künftige „Riu“-Hotel im ehemaligen Philips-Hochhaus an der Schöneberger Urania präsentieren. Umstritten blieb auch das Rosa des Alexa-Centers am Alexanderplatz.

Der Autor ist Reporter im Tagesspiegel-Ressort Berlin-Brandenburg. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

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