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Besuch bei der Kanzlerin.

© Robert Moleda

Von Zehlendorf ins Kanzleramt: Auf Staatsbesuch

146000 Bürger schauten sich am Tag der offenen Tür das Bundeskanzleramt oder die Ministerien an. Unser Autor war auch unter ihnen und hat für den Zehlendorf Blog aufgeschrieben, was er außer Warten noch erlebt hat.

Am vergangenen Wochenende hieß es: "Politik zum Anfassen". An den beiden Tagen konnte man je acht Stunden lang hinter die Kulissen der Bundesregierung sehen, denn das Bundeskanzleramt, die Bundesministerien und das Bundespresseamt öffneten ihre Türen. Alle Bürger wurden von der Kanzlerin zum Staatsbesuch eingeladen, und über 146000 Bürger machten von dieser Möglichkeit Gebrauch und informierten sich über die Funktionsweise der Bundesrepublik. Und ich war auch dabei.

Angefangen hat meine Tour am Bundeskanzleramt, vor dem eine lange Schlange stand. Die Einladung der Kanzlerin nutzten nicht nur Einheimische, sondern auch Touristen, denn die Dreiviertelstunde, die ich in der Warteschlange und bei glühender Hitze verbrachte, war ich von vielen Sprachen umgeben. Schon am Eingang waren die vielen Sicherheitshinweise nicht zu übersehen. Endlich an der Kontrollstation angekommen, kam vom jungen Herrn mit dunklen Haaren die Bitte, wie auf dem Flughafen alle Gegenstände in eine Kiste zu legen und den Metalldetektor zu durchqueren. Entlang des für die Besucher ausgerollten roten Teppichs ging es am Kraftfahrzeug der mächtigsten Person im Staat vorbei in das Regierungsgebäude, in dem interessante Ausstellungsstücke wie zum Beispiel Gastgeschenke anderer Nationen zu sehen waren. Ein Rundgang mit der Kanzlerin und Bühnenprogramm wurden auch angeboten.

Der Andrang war offenbar überall groß.
Der Andrang war offenbar überall groß.

© Robert Moleda

Nach dem Verlassen einer der 16 teilnehmenden Institutionen konnte man sich für eine der zwei farblich gekennzeichneten Shuttlebuslinien entscheiden, die auf Kosten des Steuerzahlers vor dem Eingang des nächsten Bundesministeriums hielten oder bei einem gesunden Spaziergang das schöne Berlin bestaunen. Der erschöpfte Busfahrer kündigt die langen Namen der Bundesministerien mit "Ministerium für Familie, Senioren usw." an. Die - warum auch immer - amüsierten Fahrgäste fangen an zu lachen, und an der nächsten Haltestelle steigen weitere Mitbürger ein. Einige passen nicht mehr in den überfüllten Shuttlebus und bleiben mit gefüllten Beuteln zurück, in denen sich Broschüren mit sowohl wichtigen als auch unwichtigen Informationen befinden. Ich finde es ganz nett von den Ministerien, dass das von Steuerzahlern eingenommene Geld in Form von beschrifteten Blöcken und Kugelschreibern gerecht und reichlich an die Bevölkerung verteilt wird. Deshalb ist mein Jahresbedarf an Kugelschreibern und Notizblöcken ist bis zum nächsten Jahr vollkommen gedeckt.

Auch dem Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble lauschte unser Autor.
Auch dem Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble lauschte unser Autor.

© Robert Moleda

Ein Aspekt des Flughafens fehlt noch, nämlich die Passkontrolle. Auf der offiziellen Seite der Bundesregierung stand der Hinweis, den Personalausweis oder den Reisepass mitzubringen, denn dieser wurde im nächsten Ministerium, das in meinem Fall das Verteidigungsministerium war, gebraucht. Nach einer Stunde Warten und genauer Durchsuchung der mitgebrachten Gegenstände durfte man endlich das Gelände ohne Getränkeflaschen betreten, auf dem die Bundeswehr einen Teil ihrer Technologie und ihres Fuhrparks präsentierte. Eines kann ich nun sagen: Als Einwohner dieses Landes bin ich nach den vielen Eindrücken überzeugt, dass die Sicherheit der Bürger in der Bundesrepublik auf hohem Niveau gewährleistet ist!

Meine letzte Station war das Finanzministerium. Dieses durfte ein junger Herr mit seiner Topfpflanze im Rucksack wegen Sicherheitsbedenken nicht betreten, und somit verpasste er den Auftritt von Minister Schäuble. Dieser versuchte das zahlreich erschienene Publikum über das Griechenlandpaket aufzuklären. An den beiden Tagen habe ich fast alle Ministerien besucht und kann wirklich jedem Mitbürger den Besuch der Staatseinrichtungen im nächsten Jahr empfehlen. Leider muss man für den Besuch die richtige Strategie und den richtigen Zeitpunkt finden, denn sonst könnte es sein, dass das Warten länger als der Aufenthalt selbst dauert.

Der Autor ist 16 Jahre alt und geht in Zehlendorf zur Schule. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Robert Moleda

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