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Und wenn alle hübsch artig waren, aufgegessen und den Klimaschutz beachtet haben - gibts Nachtisch! Rote Grütze mit Honig-Quark.

© Anett Kirchner

Zehlendorf: Aktionskreis Energie lädt zum Essen: Drei Gänge für den Klimaschutz

Eine Badewanne voll Wasser für eine Tasse Kaffee, 40 Liter Wasser in einer Scheibe Toastbrot? Der Aktionskreis Energie zeigt, was Essen mit Klimaschutz zu tun hat. Unsere Autorin war dabei und hat es sich schmecken lassen.

Ob das Frühstück trotzdem noch schmeckt, wenn wir wissen, dass für die Herstellung einer Tasse Kaffee - also etwa sieben Gramm Röstbohnen - eine Badewanne voll Wasser verbraucht wird? Oder dass durch den Anbau von Weizen in einer Scheibe Toastbrot rund 40 Liter Wasser versteckt sind?

Bei dem Gedanken wird es Ursula Voigt aus Zehlendorf ganz flau im Magen. Sie macht sich Sorgen um die nachfolgenden Generationen. Was passiert, wenn das Wasser in Zukunft knapp wird? Gemeinsam mit ihrem Ehemann, Klaus Voigt, besuchte sie kürzlich eine Veranstaltung unter dem Motto „Beim Essen Klima schützen“ in der Cafeteria der Dahlemer Museen.

Klaus Voigt engagiert sich im Aktionskreis Energie (AKE) und im Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümerverein Steglitz-Zehlendorf. Beide Vereine hatten die Veranstaltung in Kooperation mit der Firma „Eßkultur“ organisiert. Der AKE kümmert sich sonst eigentlich hier im Bezirk um energetische Gebäudesanierungen. Deshalb saßen in der Runde auch vorwiegend Architekten, Hauseigentümer und Handwerker. Thema Essen? Wie passt das zusammen?

Jasper vom Eßkultur-Team servierte das kohlendioxidreduzierte Essen.
Jasper vom Eßkultur-Team servierte das kohlendioxidreduzierte Essen.

© Anett Kirchner

„Wir sind immer bereit, uns selbst in Frage zu stellen und uns mit neuen Themen zu beschäftigen“, sagte Michael Podlesny, AKE-Vorstandsvorsitzender. Es gehe jeweils um dasselbe Ziel, und zwar die Welt zu erhalten. Denn beim Klimaschutz treffen beide Themengebiete aufeinander.

Damit die Anwesenden jedoch überhaupt erst einmal auf das Thema Essen eingestimmt wurden und mit allen Sinnen nachvollziehen konnten, worum es gehen sollte, wurde ein spezielles Drei-Gänge-Menü serviert. Als Vorspeise gab es eine Rote Linsensuppe mit Orangen und Karotten, danach warme Kürbisspalten mit einem Apfel-Zwiebel-Gemüse und Kartoffelstampf oder wahlweise Wildschweingulasch, und als Dessert bekamen die Gäste Rote Grütze mit Honig-Quark. Wichtig dabei: Das Essen wurde kohlendioxidreduziert zubereitet.

Um mit allen Sinnen nachzuvollziehen, worum es geht, gab es ein Drei-Gänge-Menü. Die Veranstaltung „Beim Essen Klima schützen“ fand in der Cafeteria der Dahlemer Museen statt
Um mit allen Sinnen nachzuvollziehen, worum es geht, gab es ein Drei-Gänge-Menü. Die Veranstaltung „Beim Essen Klima schützen“ fand in der Cafeteria der Dahlemer Museen statt, links vorne im Bild Matthias Grunwald vom Aktionskreis Energie, der sagt, dass die meisten Menschen nur auf den Preis der Lebensmittel schauen.

© Anett Kirchner

„Kurze Transportwege, also Gemüse und Fleisch aus der Region sind entscheidend“, erklärte Roman Schröder von Eßkultur. Ferner müsse auf die Haltung der Tiere, Freiland oder Stall, sowie die Art und Weise des Gemüseanbaus geachtet werden. Zum Beispiel sei die Kohlendioxidbilanz eines Gewächshauses wesentlich höher als im Freiland.

Bei diesem Punkt ergibt sich schnell eine Diskussion um die Frage der Umweltfreundlichkeit von vegetarischen oder Fleisch-Gerichten. Hier gehen die Meinungen auseinander. „Ein Fleischesser ist nicht gleich ein Umweltsünder“, sagte Michael Podlesny. Er findet es nicht richtig, die einen gegen die anderen auszuspielen. Vielmehr sollten die Bedingungen für die Herstellung eines Produktes beachtet werden. „Ich muss ja nicht die hübsche Kinderwurst mit den netten Figürchen im Supermarkt kaufen“, machte er deutlich. Jeder sollte schauen, woher er Lebensmittel für eine gesunde und nachhaltige Ernährung bekommt.

Achtung, die Hauptspeise - Kürbisspalten mit einem Apfel-Zwiebel-Gemüse und Kartoffelstampf.
Achtung, die Hauptspeise - Kürbisspalten mit einem Apfel-Zwiebel-Gemüse und Kartoffelstampf.

© Anett Kirchner

Das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz schreibt dazu in einer Veröffentlichung im Internet: „Im Hinblick auf die Lebensmittelwahl gilt grundsätzlich, dass von Tieren stammende Nahrungsmittel, wie Fleisch, Butter und Eier erheblich umweltaufwändiger herzustellen sind, als die gleiche Menge pflanzlicher Nahrung.“

Der Verbrauch an Wasser und Energie sei zum Beispiel für die Herstellung von Fleisch und Butter viel höher als für pflanzliche Lebensmittel. Pflanzliche Kost verursache erheblich weniger schädliche Klimagase im Vergleich zu Fleisch, Butter und Milchprodukten.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Verbraucher davon abschrecken lassen, wenn Sie wissen, zum Beispiel wie viel Wasser für die Produktion eines Lebensmittels gebraucht wird“, gab Matthias Grunwald zu Bedenken. Er ist ebenfalls Mitglied im Aktionskreis Energie und war Gast auf der Veranstaltung. Die meisten Menschen schauten sowieso nur auf den Preis eines Produktes. „Man müsste deshalb an den Geldbeutel der Menschen gehen“, fügte er hinzu. Das Verständnis für die Herstellung eines Lebensmittels setze erst ein, wenn es teurer werde. 

Na dann, Mahlzeit!

Die Autorin ist freie Journalistin und schreibt unter anderem für die Evangelische Wochenzeitung "dieKirche". Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

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