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S-Bahnhof Zehlendorf am Teltower Damm in Berlin-Zehlendorf. Eigentlich sollte genau an dieser Stelle der zweite Zugang gebaut werden. Nun könnte doch eine andere Lösung in Frage kommen.

© Thilo Rückeis

Zehlendorf diskutiert über seine Mitte: Der Traum vom S-Bahndurchgang in Zehlendorf lebt

Die alte Dorfkirche und das Heimatmuseum in Zehlendorf bildeten den Rahmen für viele Wortbeiträge und Gespräche zu den Fragen: Wie kann Zehlendorf menschengerechter gestaltet werden und was passiert am S-Bahnhof?

Auf der mit etwas über 100 Bürgerinnen und Bürgern gut besuchten Versammlung am Donnerstagabend wurde engagiert diskutiert: Ist die Reaktivierung der alten Stammbahn ökologischer, als der jetzt von der CDU vorgeschlagene Fahrrad-Schnellweg? Der Radweg kann schneller und günstiger gebaut werden und bietet zumindest für die nächsten 20 Jahre eine alternative Lösung, auf gesundem Weg nach Berlin-Mitte zu pendeln. Bei der Frage, was aber am Ende besser für Zehlendorf, seine Umgebung und Berlin ist, darüber war man sich noch nicht einig.

Einig waren sich alle darin: Weniger Schwerlastverkehr

Einig waren sich aber alle, dass etwas passieren muss, um den Schwerlastverkehr im Stadtgebiet, in den Wohngebieten, wie etwa an der Seehofstraße, aber auch am Teltower Damm zu beschränken oder gar zu verbieten, der für alle Verkehrsteilnehmer ein Nadelöhr bildet zwischen S-Bahnhof-Zehlendorf und der Potsdamer Straße/Ecke Clayallee.

Bei der Frage um den Zweitzugang am S-Bahnhof Zehlendorf ging es in der Diskussion weniger um das Wie und mehr um das Wann. Der für die Planung zuständige Fachreferent in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (SenStadtUm), Axel Schwipps, bestätigte, dass die Entscheidung darüber im nächsten Jahr erfolgen soll. Der bei der Deutsche Bahn (DB) für den S-Bahnhof Zehlendorf zuständige Bahnhofsmanager, Patrick Malter, bat um eine Konkretisierung der Aussage und sagte: Aus Sicht der DB ist eine Entscheidung möglichst noch im ersten Quartal 2016 erwünscht.

Aber das Wie und vor allem das Wo beim Thema zweiter S-Bahnzugang ist natürlich für die Bürger die spannendste Frage: Bisher glaubte die Öffentlichkeit, dass aus Kostengründen nur die schlechteste aller Lösungen möglich wäre: Ein zweiter Aufgang direkt unter der Brücke am Teltower Damm. Dort ist die Straße sehr befahren, Rad- und Fußweg liegen eng beieinander. Bürger, die anwesend waren, erinnerten die Diskussionsteilnehmer daran, wie unglücklich diese Lösung wäre. Aber hinter den Kulissen und unter den Beteiligten werden weiterhin drei Lösungen diskutiert, darüber wird demnächst auch ein Kosten- und Baugutachten Auskunft geben. Das Gute: Es gibt eine Annäherung an die vielleicht bestmögliche Lösung: Einen Durch- und Aufgang zwischen dem alten Postplatz und der Machnower Straße. Und wenn es keinen Durchgang gäbe, als keine große Lösung, dann womöglich wenigstens einen zweiten Zugang vom Postplatz.

Etwas Neues konnte auch Cord Meyer (Leiter Immobilienmanagement bei DB Netz, Berlin) berichten: Es gibt Bewegung bei den Überlegungen, das Brachgelände an der Anhaltiner Straße städtebaulich zu gestalten. Die DB ist offen für Ideen und sucht das Gespräch sowohl mit den Bürgern als auch mit den Verantwortlichen im Bezirk.

Der stellvertretenden Bürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Michael Karnetzki (SPD), war als waschechter Zehlendorfer Bürger auch da. Er ist in Zehlendorf-Mitte zur Schule gegangen und hat am Schadow-Gymnasium sein Abitur gemacht. Er betonte, wie sehr ihm und der SPD ein menschengerechtes Zehlendorf-Mitte am Herzen liege. Er betonte aber auch, wie wichtig es sei, die kommunalpolitischen Pläne nicht allein zu entscheiden, sondern im Vorfeld eng mit den Nachbargemeinden Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Potsdam abzustimmen.

2016 wird eine Entscheidung früh fallen müssen

Quer zu allen Bürgerstimmen und Parteien bestand Einigkeit: Zehlendorf braucht ein städtebauliches Konzept, für das der Senat, ähnlich wie zuletzt für die Schlossstraße in Steglitz, auch mal etwas mehr Geld in die Hand nehmen sollte. Vielleicht ist der Vorschlag eines „Charrette-Verfahrens“ - das ist eine öffentliche Planungsmethode zur Stadt- und Regionalentwicklung mit direkter Beteiligung der Bürger -, den die Grünen-Fraktion in Abstimmung mit den anderen Fraktionen in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht hat, der richtige Weg, ein solches Konzept in 2016 zu entwerfen.

Zehlendorf-Mitte, die alte Eiche, der historische Friedhof mit der Kirche und rechts daneben das Heimatmuseum.
Zehlendorf-Mitte, die alte Eiche, der historische Friedhof mit der Kirche und rechts daneben das Heimatmuseum.

© Thilo Rückeis

Die Diskussion wird weitergehen. Die nächste Versammlung ist für den 26. November geplant. Dann wollen Vertreter der Bezirksregierung und -verwaltung den Bürgerfragen Rede und Antwort stehen.

Durch die moderate Leitung von Frank Steger, als Gastgeber und Vertreter der Evangelischen Paulusgemeinde, kamen neben den politischen Stimmen zum Glück auch viele Bürger zu Wort. Der mit seinen 84 Jahren wohl Älteste im Raum mahnte in seinem Schlusswort: Man solle bei all den Plänen die Kinder und die Alten nicht vergessen. Der Aufzug am S-Bahnhof sei zu oft defekt und dreckig. "Ein richtiger Schandfleck." Zu einem lebendigen Zehlendorf gehören alle.

Der Autor wohnt seit 1998 mit seiner Familie in Zehlendorf und arbeitet als IT-Dienstleister. Für die Bürgerinitiave Zehlendorf setzt er sich seit etwa einem Jahr ein.

Der Text erscheint auf Tagesspiegel-Zehlendorf, dem digitalen Stadtteilportal aus dem Südwesten. Folgen Sie der Redaktion Zehlendorf gerne auch auf Twitter.

Christian Küttner

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