zum Hauptinhalt
Giovanna und Ludwig-Maximilian Stefanel-Stoffel im Büro im Europahaus Unter den Linden, 5. Stock, gleich gegenüber dem Hotel Adlon. Die beiden Investoren an der Truman Plaza ("Fünf Morgen Dahlem Urban Village") versprechen, sich für eine hellere Fassade einzusetzen, um den Streit zu schlichten, den es um die Farbe an der Clayallee gab.

© Davids

Zehlendorf: Lösung im Fassadenstreit Truman Plaza: "Auch für unseren Geschmack ist die Farbe zu dunkel"

Der Bezirk warf dem Investor an der Truman Plaza Vertrauensbruch vor, weil die Fassadenfarbe grau statt hell aussieht. Auf dem Zehlendorf Blog sprechen die Unternehmer Giovanna und Ludwig-Maximilian Stefanel-Stoffel exklusiv erstmals über den Konflikt und ihre Ansichten zu Bauprojekten in Berlin

Es ist zurzeit das wichtigste Bauprojekt in Zehlendorf: Fünf Morgen Dahlem Urban Village an der Clayallee. Auf einer Grundstücksfläche von 50000 Quadratmetern auf der ehemaligen Truman Plaza entstehen Gewerbebauten, ein 6700 Quadratmeter großer See, Town-Houses, Twin-Villen und andere Wohnhäuser. Immer wieder gab es auch Streit im Bezirk wegen der Größe des Projekts. Zuletzt drohten die Bezirksverordneten dem Investor juristische Schritte wegen der Fassadenfarbe an, die etwa CDU-Fraktionschef Torsten Hippe zu grau ist. Erstmals äußern sich die Investoren, das Ehepaar Giovanna Stefanel-Stoffel und Ludwig-Maximilian Stoffel ausführlich zum Projekt und zur Fassade. Beide versprachen exklusiv im Zehlendorf Blog, dass für die Fassade eine einvernehmliche Lösung gesucht wird. Stoffel wörtlich: "Auch für unseren persönlichen Geschmack ist die Fassade zu dunkel. Wir haben uns jetzt im Einvernehmen bereit erklärt, Veränderungen vorzunehmen und diese auch abzustimmen." Gleichzeitig zeigte sich Stoffel bei dem Gespräch am Geschäftssitz Unter den Linden gegenüber dem Hotel Adlon auch "zutiefst getroffen", das der Konflikt mit dem Bezirk "so eskaliert ist".

Madonna - in Zehlendorf präsent.
Madonna - in Zehlendorf präsent.

© ale/promo

Am letzten Freitag im September eröffnete zudem die erste deutsche Filiale von Madonnas Fitness-Club Hard Candy. Einer unserer Leserreporterinnen wird in den nächsten Tagen darüber berichten. Auch der Reichelt-Supermarkt hat bereits geöffnet. Die ersten Bewohner sollen Weihnachten 2014 in ihrem neuen Zuhause feiern dürfen.

Frau Stefanel-Stoffel, Herr Stoffel, Sie haben schon viele große Projekte gemacht, Auszeichnungen gewonnen, das Stadtbild mit geprägt. Sehen Sie Ihre Arbeit ausreichend gewürdigt angesichts der Konflikte, die es jetzt in Zehlendorf gibt?

Giovanna Stefanel-Stoffel: Für uns ist die Zufriedenheit unserer Kunden die größte Würdigung. Wir sehen, dass wir gute Projekte gemacht haben für die Stadt, und die werden auch anerkannt.

Ludwig-Maximilian Stoffel: Wir sind aus dem Alter raus, wo man noch Applaus braucht. Uns ist wichtig, dass wir zufrieden sind, dass wir mit uns im Reinen sind und dass wir mitgewirkt haben, das Stadtbild positiv zu prägen. Das ist unsere wichtigste Aufgabe. Dass wir dabei immer Widerstände haben, ist normal. Es ist im Übrigen immer schwierig, wenn sie ein großes Gelände haben wie an der Clayallee, woran sich die Leute viele Jahre lang gewöhnt haben. Wenn dann plötzlich dort etwas Neues entsteht, dann ist das, egal, was es ist, zunächst immer eine Provokation.

Ist Berlin der falsche Ort für Luxuswohnungen, es gibt immer wieder Ärger oder Anfeindungen bei solchen Projekten?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Berlin ist noch nicht daran gewöhnt. Wir sind am Beginn einer Entwicklung. Unsere Projekte, die wir gebaut haben, sind keine Luxusprojekte. In Berlin galten vor fünf Jahren Preise von 3000 Euro pro Quadratmeter als Luxus. In anderen Städten würde man bei solchen Preisen niemals über Luxus reden. Berlin war so billig, dass sich der Geist noch nicht daran gewöhnt hat. Wir sind jetzt erst am Beginn einer Entwicklung.

Farbwechsel. Nachdem die Baugerüste gefallen waren, zeigte sich im letzten Jahr, dass die Neubauten auf der alten Truman Plaza hellgrau statt elfenbein- oder sandfarben sind. Fand jedenfalls der Bezirk und zoffte sich mit dem Investor. Der sagt jetzt: "Wir wollen Frieden."
Farbwechsel. Nachdem die Baugerüste gefallen waren, zeigte sich im letzten Jahr, dass die Neubauten auf der alten Truman Plaza hellgrau statt elfenbein- oder sandfarben sind. Fand jedenfalls der Bezirk und zoffte sich mit dem Investor. Der sagt jetzt: "Wir wollen Frieden."

© Cay Dobberke

Das wurde schon oft gesagt seit der Wende 1990. Ist es dieses Mal eine nachhaltige Entwicklung?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Nachhaltig und endgültig. Jetzt haben wir 4000 oder 5000 Euro pro Quadratmeter. In einigen Jahren wird man sagen, mein Gott, wie günstig war Berlin 2013.

Bei Ihnen in Zehlendorf kosten 130 Quadratmeter rund 650000 Euro. Das bekommen Sie gut verkauft?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Die Preise dort beginnen bei 4000 Euro und gehen bis 6000 pro Quadratmeter…

Giovanna Stefanel-Stoffel: Wir bekommen die Einheiten sehr gut verkauft.

Ludwig-Maximilian Stoffel: Wir haben den ersten Bauabschnitt fast ausverkauft, der zweite ist im Vertrieb bei 75 Prozent verkauft. Der Abschnitt geht erst im Frühjahr in Bau.

"Ich liebe Berlin", sagt Giovanna Stefanel im Interview, hier mit Ehemann Ludwig-Maximilian Stoffel
"Ich liebe Berlin", sagt Giovanna Stefanel im Interview, hier mit Ehemann Ludwig-Maximilian Stoffel beim Galadinner zu 250 Jahre Königliche Porzellanmanufaktur Berlin, Feier in der Orangerie Schloss Charlottenburg.

© Davids

Sie haben Ihren Firmensitz direkt am Brandenburger Tor gegenüber dem Hotel Adlon, im Herzen Berlins, schmerzt es da, wenn Sie so von Bezirkspolitikern angegriffen werden werden?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Es war für uns unverständlich, weil wir allen vertraglichen Verpflichtungen immer unstrittig nachgekommen sind. Und es geht bei diesem Projekt ausschließlich um die strittige Frage der Farbe. Die Erwartungshaltung – übrigens nicht die Verpflichtung - war Beige. Die Architekten, also die Profis in dieser Frage und dafür zuständig,  haben dann eine Farbe ausgewählt.

Aber die Farbe ist nicht im Vertrag fixiert?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Im Vertrag nicht. Aber es gab einen Vertragsentwurf, dort wurden rot und braun als Farben ausgeschlossen. Die Materialien können Naturstein, Werkstein und Putz sein und als Farbenvorschlag wurden Beige oder Sintra ausgewählt.

Warum dann die Irritationen?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Der letzte Vorschlag der Architekten, er entspricht den städtebaulichen Vorgaben des Vertrages, hätte nochmals genauer bedacht werden müssen. Die Auswahl wurde bei Sonnenschein durchgeführt, wenn die Sonne aber nicht scheint, ist die Wirkung eine völlig andere. Auch für unseren persönlichen Geschmack ist die Fassade zu dunkel. Wenn ich hätte wählen dürfen, wäre es deutlich heller geworden.

Was bedeutet das denn nun, was werden Sie tun, wenn Sie persönlich sagen, es ist zu dunkel?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Wir haben uns jetzt im Einvernehmen bereit erklärt, Veränderungen vorzunehmen und diese auch abzustimmen. Das es aber so eskaliert ist, auch aufgrund der nun gestellten Anträge, hat uns persönlich zutiefst getroffen. Weil wir das Beste gewollt haben und auch noch wollen.

Giovanna Stefanel-Stoffel: Wenn viele Leute an einem Projekt arbeiten, gibt es auch Fehler. Wir haben es hier mit Menschen zu tun, und wir sind ja von unserer Seite sehr gewillt, Fehler auch wieder wett zu machen. Aber ich und mein Mann können nicht in jedem Detail immer präsent sein.

Sitzen Ihnen als Profis zu viele Amateure gegenüber?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Was wir sagen können: Wir schätzen die Bezirksverwaltung in Steglitz-Zehlendorf, wir haben dort kompetente und kooperative Leute. Wir können nicht ein schlechtes Wort gegen die sagen. Beide Seiten haben die Präzisierung der Farbpläne unglücklicherweise nicht vorgenommen. Aber auch ansonsten haben wir es nicht leicht, wir haben allein für den geplanten See 400 Pflanzen vorgeschrieben bekommen. Jede Pflanze wurde präzisiert, bei der Fassadenfarbe ist die Präzisierung nicht erfolgt.

Die Baugesetze und Baugenehmigungen sind mittlerweile sehr ausführlich und umfangreich. Manche sagen, einem Unternehmer bleibt nur das Fassadenmaterial, um Einsparungen umzusetzen.

Ludwig-Maximilian Stoffel: Nein. Es gibt tausend Möglichkeiten. Raumhöhe, Innenausstattung bis zum Wasserhahn. Die Fassade macht nur einen Bruchteil der Kosten aus, vielleicht zwei Prozent.

"Unsere Projekte, die wir gebaut haben, sind keine Luxusprojekte. In Berlin galten vor fünf Jahren Preise von 3000 Euro pro Quadratmeter als Luxus. In anderen Städten würde man bei solchen Preisen niemals über Luxus reden. Berlin war so billig, dass sich der Geist noch nicht daran gewöhnt hat", sagt Ludwig-Maximilian Stoffel, hier mit seiner Ehefrau Giovanna Stefanel-Stofel.
"Unsere Projekte, die wir gebaut haben, sind keine Luxusprojekte. In Berlin galten vor fünf Jahren Preise von 3000 Euro pro Quadratmeter als Luxus. In anderen Städten würde man bei solchen Preisen niemals über Luxus reden. Berlin war so billig, dass sich der Geist noch nicht daran gewöhnt hat", sagt Ludwig-Maximilian Stoffel, hier mit seiner Ehefrau Giovanna Stefanel-Stofel.

© Davids

Ist es für den Unternehmer aus Kostengründen also egal, ob er Naturstein oder Werkstein nimmt?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Es ist nicht ganz egal, aber es ist zu vernachlässigen. Die billigste Lösung, die wir hätten machen können, wäre ein Putz. Haben wir natürlich nicht, wollten wir auch nicht. Aber zwischen Werkstein und Naturstein findet sich als Betrachter kein Unterschied, es ist nur eine Frage der Behandlung.

Welches Material hat denn die Fassade nun?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Werkstein.

Und das bedeutet geschliffener Beton?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Nein. Wir haben keinen Betonstein verwendet, sondern einen Kunststein.

Ihr Projektleiter sagt, der ursprünglich angedachte Naturstein sei zu schwer. Warum?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Ja, die Platten beim Werkstein sind dünner, dafür haben sie keine Fugen und Zwischenräume. Die Verbindung mit den sehr teuren Fenstern ergeben eine Statik, für die sie den richtigen Stein brauchen. Deshalb haben wir Werkstein gewählt, er passt in die Gesamtkonstruktion. Das ist keine finanzielle Frage, sondern eine strukturelle.

Frau Stefanel, was macht dieses Gesamtprojekt Fünf Morgen aus Ihrer Sicht aus?

Giovanna Stefanel-Stoffel: Wir wollen ein Stück Dorf in der Stadt kreieren, das ist die Philosophie. Mit allen Vorteilen des Dorfes, in dem man in Ruhe miteinander lebt, aneinander denkt, kurze Wege hat und sich treffen kann in diesem Dorf. Wir wollen den Menschen schon einen Luxus geben: Und zwar die Zeit. Sie leben dort in einer friedlichen Umgebung mit kurzen Wegen für Einkäufe, Freizeit, Fitness. Für alle diese Bedürfnisse ist dort gesorgt, ein Fitnesscenter, der See, die Geschäfte. Gerade für eine Frau wird das Leben dort schön. Außerdem wollen wir eine warme, schöne Architektur. Und ich denke, wir werden das wirklich schaffen. Eine eigene Community.

Zum Vergleich: Eine Simulation der Neubauten aus der Planungszeit zeigt wärmere Farben.
Zum Vergleich: Eine Simulation der Neubauten aus der Planungszeit zeigt wärmere Farben.

© Simulation: Promo / Stofanel

Lohnt es sich für Sie als Unternehmer in solche Projekte zu investieren oder wird das Risiko zu groß?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Das Risiko ist sehr groß.

Worin besteht es?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Insbesondere zurzeit ist das Risiko sehr groß, weil es keine freien Baukapazitäten gibt. Die Baupreise laufen dramatisch weg. Es ist sehr schwer, qualifiziertes Personal zu bekommen. Auch Handwerkerfirmen zu bekommen, die unseren Ansprüchen gerecht werden, ist enorm schwer. Das ist das größte Problem.

Giovanna Stefanel-Stoffel: Wir wollen keinen Rohling haben, den man immer wieder verwendet, wir wollen individuelle Lösungen. Die Vielfalt war bei Truman Plaza ein großes Thema, das mit so viel mehr Arbeit verbunden ist. Das können sie nicht einfach wiederholen, das ist eben exklusiv im wahrsten Sinne des Wortes.

Gab es Momente, seitdem sie in Berlin engagiert sind, wo sie dachten: Falsche Stadt!

Giovanna Stefanel-Stoffel: Ich bin sehr zufrieden mit Berlin. Ich liebe Berlin, und ich würde in Deutschland in keine andere Stadt gehen. Und alle Kritiker sind immer auch ein Weg, um zu wachsen. Wir wissen auch, was wir geben. Ich bin da sehr selbstbewusst an dieser Stelle.

Der Autor ist Redakteur für besondere Aufgaben im Tagesspiegel.
Der Autor ist Redakteur für besondere Aufgaben im Tagesspiegel.

© Kai-Uwe Heinrich

Ist das soziale Ungleichgewicht, auch Sozialneid in Deutschland, ein Thema für Ihre Arbeit als Unternehmer?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Das ist ein sehr wichtiges Thema. Wir bauen ja im Moment in eine bestimmte Richtung, für ein bestimmtes Klientel, weil der Bedarf nach hochwertigen Wohnungen und Häusern in Berlin da ist. Wenn wir und andere Unternehmer in dieser Stadt den Bedarf nicht befriedigen können, dann werden Menschen mit guten und hohen Einkommen nicht hierherziehen. Berlin hat doch unglaublich gewonnen, weil hierher Leute kommen, die vor fünf Jahren gar nicht darüber nachgedacht hätten. Wir tragen dazu bei, dass Leute herkommen, für die Berlin sexy und toll ist und die diese Stadt auch wirklich sexy machen.

Was ist die Folge?

Ludwig-Maximilian Stoffel: Das auch Neid entsteht und die Wohnungspreise anziehen. Deshalb beschäftigen auch wir uns intensiv mit einem Wohnsegment, das auch für mehr Menschen bezahlbar wird. Aber hier haben wir ein Dilemma, denn die Grundstückspreise und die Baupreise explodieren.

Was heißt das konkret, selbst in Zehlendorf wird bezahlbarer Wohnraum knapp.

Ludwig-Maximilian Stoffel: Wir sehen das, und wir werden nicht unbeteiligt bleiben Wir wollen Wohnungen bauen, die so günstig sind, dass breite Schichten sich das leisten können. Wir arbeiten daran.

BIOGRAFISCHE ANGABEN UND UNTERNEHMENSDATEN

Ludwig Maximilian Stoffel stammt aus einer angesehenen Straubinger Familie. Gemeinsam mit seinem Bruder Manfred leitet er die Stoffel Holding, ein seit drei Generationen erfolgreich geführtes Familienunternehmen. 1998 verlegt die Stoffel Holding ihren Sitz nach Berlin in das sich im Familienbesitz befindende Europäische Haus am Pariser Platz.

Giovanna Stefanel-Stoffel ist die Tochter des bekannten Begründers des Modehauses Stefanel und arbeitete mehr als 20 Jahre als Art Director mit ihrem Vater zusammen für die Modekette. Nachdem sie zunächst ihre eigenen Kollektionen entwickelte, führte sie später als Brand Art Director das internationale Kreativteam. Heute ist sie als Mitglied des Aufsichtsrates und Aktieninhaberin bei Stefanel beteiligt. Das Projektentwicklungsunternehmen Stofanel Investment AG ist zu jeweils 50 Prozent Eigentum des Ehepaars Stefanel-Stoffel beziehungsweise der Stoffel Holding GmbH. Stefanel-Stoffel ist als Artdirektorin für die kreative Umsetzung der Projekte verantwortlich.

Der Autor des Interviews ist Redakteur für besondere Aufgaben im Tagesspiegel. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin der Zeitung.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false