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Zirkus-Projektwoche an der Zehlendorfer St. Ursula Grundschule: Artist in nur drei Tagen

Ob Zauberer, Taubendompteur oder Clown - in nur wenigen Tagen haben die Schüler der Grundschule St. Ursula beim Ersten Ostdeutschen Projektcircus echte Zirkusarbeit gelernt. An dieser Stelle hat unsere Leserin aufgeschrieben, was die kleinen Artisten in der Welt des Zirkus erlebt haben.

Zum zweiten Mal war der „Erste Ostdeutsche Projektcircus“ in St. Ursula zu Gast, dieses Mal mit einer neuen Show, die sich Zirkusdirektor Andre Sperlich mit seinem Team ausgedacht hatte. „Tina, Jessie und der Zirkustraum“ heißt die zweistündige Entdeckungsreise, auf die das Schulkind Jessie gemeinsam mit dem Zirkuskind Tina geht.

Entsprechend groß war die Vorfreude bei allen, die die Premiere und die Shows erlebten. Gemeinsam zählte das Publikum den Countdown von zehn bis null herunter, ehe es mit einer beeindruckenden Lasershow und unter Riesenapplaus zum Auftakt hieß: „Manege frei!“

Das Spektakel beginnt: Bei einem Tüchertanz schwimmen bunte Fische durch die Manege, werden in Schwarzlicht getaucht – das Traumbild ist perfekt, als ein Kind Richtung Zirkuskuppel gezogen wird und Wasserblasen durch das Zelt wirbeln.

Dann stürmen Piraten mit erhobenen Schwertern die Manege und stecken ihre Waffen in ein meterhohes Fass. Darin kauert ein Junge, das Publikum hält den Atem an. Doch dann schwenkt der Junge im Fass unversehrt die weiße Fahne. Pure Zauberei!

Schließlich findet Jessie einen magischen Kompass. Die Zirkusreise geht nach dem Motto „Circus somnia in veritatem mutat“ - Zirkus lässt Träume wahr werden - weiter durch verschiedene Kontinente: zunächst zu den Jongleuren, die mit Pferden und Lassobändern durch das Zelt wirbeln. Eine kleine Artistin macht Hula-Hoop mit einem Riesenreifen. Ägyptische Pharaonen jonglieren mit Tüchern auf einer Pyramide, in Schwarzlicht getaucht. Schließlich wird die australische Fahne geschwungen. Mitreißende Musik

begleitet die gesamte Vorstellung unter der Zirkuskuppel. Dazu kommt die gelungene Maskerade der Kinder: Sie wurden aus einem Fundus von prächtigen Kostümen eingekleidet, die der Zirkus im Gepäck hat.

Im Laufe ihrer Reise durch die kunterbunte Zirkuswelt finden Jessie und Tina eine Vogelfeder in einer Flaschenpost - und schon werden sechs weiße und zwei schwarze Tauben von den Schülern geschickt und ohne Berührungsangst um eine Glitzerkugel gedreht, wippen und klettern an einer Leiter hoch.

Natürlich dürfen Clowns in keinem Zirkus fehlen: Sie bespritzen das Publikum mit Wasser, werfen Bälle in die Zuschauer, spielen Tamburin und Schellen, auch eine Geige erklingt. Zum Abschluss stolziert eine Clownschülerin mit verbundenen Augen über ein Seil und fällt dabei fast in eine Wasserschüssel.

Auch die Zauberer versetzen das Publikum in Erstaunen. Eins, zwei, drei sprießt eine Blume aus dem Nichts. Und wie bloß haben die Magier den platzenden Luftballon in ein geknotetes Tuch verwandelt? Der Höhepunkt: Ein Kaninchen, das plötzlich aus einer Kiste kommt.

Jessie und Tina wandern weiter durch die Zirkuswelt und finden in einer Kiste eine Öllampe, deren Geist alle in 1001 Nacht versetzt: Plötzlich marschieren Fakire durch die Manege, stehen barfuß auf Glasscherben, legen sich mutig darauf und machen schließlich sogar Kopfstand auf dem gefährlichen Untergrund. Ehrfürchtiges Raunen im Publikum. Riesenapplaus auch für die Feuerspucker, die zunächst Fackeln ins Zelt tragen und dann die Flammen in riesige Feuerwolken verwandeln. Zirkustrainer Micky Quaiser, der diese Programmpunkte mit den Kindern von St. Ursula einstudiert hat, scherzt: „Das macht Ihr zu Hause bitte nicht nach!“

„Toll, was die Kinder in nur drei Tagen erarbeitet haben“, ist Zirkusdirektor Andre Sperlich begeistert. Er kennt sich aus: Seit 2004 hat sich das Familienunternehmen Sperlich auf die Zusammenarbeit mit Kitas und Grundschulen spezialisiert. Mit zwei weiteren Zirkusprojekten, die Sperlichs Vater und sein Bruder leiten, machen pro Jahr 120 Schulen in ganz Deutschland Kinderträume wahr. Die Artistenfamilie stammt aus der brandenburgischen Lutherstadt Wittenberg, die Vorfahren waren Gaukler. Während der beiden Monate im Jahr, in denen sie nicht durch Deutschland touren, wohnen die Sperlichs in Babelsberg.

In St. Ursula haben die Sperlichs die Kinder in zwei Großgruppen eingeteilt.. Morgens wurde trainiert, dazwischen lernten die Kinder viel über das Zirkusleben, rechneten aber auch mit dem Mathe-Clown und lösten Zirkus-Rätsel. Gruppe A begutachtete dann bereits die Generalprobe von Gruppe B am Mittwoch.

Schulleiterin Frau Stepczynski zeigt sich ebenfalls begeistert von dem außergewöhnlichen Projekt: „Zirkus eine Woche mit zu „leben“ ist eine tolle Sache. Die Kinder haben die Möglichkeit, in neue Rollen zu schlüpfen. Sie können sich selbst ganz anders erleben und präsentieren als in Schule und Unterricht. “

Artist Micky aus Hessen, der seit 7 Jahren beim Projektcircus ist und die kleinen Akrobaten betreut: „Die Kinder lernen in dieser Woche mit uns Disziplin, auch mal, wie schwer es ist, ordentlich in einer Reihe zu stehen.“

Im Zirkus werden alle zu staunenden Kindern

Und Direktor Andre Sperlich weiß: „Das Sozialverhalten der Kinder wird gestärkt, wenn sie klassenübergreifend zusammenarbeiten. Nach der Projektwoche kehren sie mit neuem Selbstbewusstsein in ihre Klassen zurück, denn bei uns im Zirkus findet jedes Kind seine eigene Rolle. Die Lehrer erleben ihre Schüler in dieser Woche ganz anders als im Unterricht. Wir alle - egal ob groß oder klein- werden im Zirkus zu staunenden Kindern!“

Dann schminkt Schulkind Jessie sich wieder ab und kehrt zurück in den Alltag. Doch bevor der große rote Vorhang sich zum letzten Mal schließt, stürmen alle kleinen und großen Artisten in die Manege und singen gemeinsam das Zirkus-Lied.

Ob die kleinen Artisten ab sofort auch im Unterricht auf den Manege-Ruf „Allez hopp!“ hören, wird sich zeigen…

Die Autorin lebt seit zwei Jahren mit ihrer Familie in Nikolassee. Ihre ältere Tochter besucht die Grundschule St. Ursula.

Miriam Gösmann

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