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Berlin: Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg: Operation Kistenschleppen: Auch Kakteen müssen mit

Martin Seykora hat schon ganz schwarze Finger. Vier Tage lang hat der Straßenbauingenieur in seinem Büro im Rathaus Schöneberg Akten ausgemistet.

Martin Seykora hat schon ganz schwarze Finger. Vier Tage lang hat der Straßenbauingenieur in seinem Büro im Rathaus Schöneberg Akten ausgemistet. Was übrig blieb, verpackte der Mitarbeiter des Tiefbauamts in 19 Umzugskisten. Gestern kamen sie in Seykoras neuer Dienststelle am Tempelhofer Damm an. Außerdem zwei Schreibtische, Regale, Schränke sowie Kakteen, die der 58-Jährige in seiner Dienstzeit angesammelt hat.

"Man will seinen alten Lebensraum ja wieder herstellen", sagt der Mann. Martin Seykora ist einer 923 Beschäftigten des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg, die von gestern an vier Wochen lang umziehen. Nach der politischen Bezirksfusion wird aus den Amtsstuben von ehemals zwei Bezirken nun tatsächlich eine Verwaltung.

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Dutzende von Dienststellen, die es bislang doppelt gab, werden vereinigt. 12 300 Umzugskartons wandern dafür zwischen 16 Bürogebäuden des neuen Fusionsbezirks hin und her. Sechs Kilometer Akten werden die beauftragten Umzugsunternehmen transportieren. 870 Computer müssen neu angeschlossen, etwa 900 Telefonnummern umgestellt werden. Das alles sei "generalstabsmäßig geplant", eine "riesige logistische" Leistung, sagt Bezirksbürgermeister Dieter Hapel (CDU). Aber auch "eine Operation am offenen Herzen". Dass es in der nächsten Zeit zu gewissen Störungen in der Verwaltung komme, sei nicht auszuschließen, sagt Baustadtrat Gerhard Lawrentz (CDU). Auch während der Kistenschlepperei sei in jedem Verwaltungsteil immer jemand erreichbar. Und in der Telefonzentrale des Rathauses (Tel.: 75600) wisse man Bescheid, wer wo sitzt. Alledings hängt man dort etwas länger in der Warteschleife als normal - rund 7000 Anrufe pro Tag müssen die Damen vom Telefondienst zurzeit annehmen.

Ziel der Fusion ist, Geld zu sparen. Erst einmal muss aber welches ausgegeben werden. 1,1 Millionen Mark kostet der Umzug in Tempelhof-Schöneberg. Wenn alles vorbei ist, werden zwei gemietete Verwaltungsstandorte geschlossen. Darunter ist das Wirtschaftsamt in der Ordensmeisterstraße, das ins Rathaus Schöneberg zieht. Zum Teil werde auch umgebaut, sagt Lawrentz. Wer ist in Zukunft wo zu finden? Als Faustregel gilt, dass die Ämter, die von den meisten Menschen angesteuert werden, an ihren alten Standorten bleiben. Das trifft für viele Einrichtungen der Jugend-, Sozial-, Wohnungs- und Gesundheitsämter zu. Die meisten anderen ziehen um. Die endgültigen Adressen und die Durchwahlnummern der Abteilungen will das Bezirksamt Anfang bis Mitte April via Postwurfsendung an alle Haushalte verteilen lassen.

Tobias Arbinger

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