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Berlin: Bezirksamt Wilmersdorf widerruft Konzession für Gaststätte "Pssst" wegen "Anbahnung sexueller Handlungen" - Betreiberin will gegen Entscheidung vorgehen

Das Café "Pssst" in der Brandenburgischen Straße ist geschlossen. Die Gaststätte diene der Anbahnung sexueller Handlungen mit Prostituierten, heißt es der fünfseitigen Begründung des Bezirksamtes Wilmersdorf.

Das Café "Pssst" in der Brandenburgischen Straße ist geschlossen. Die Gaststätte diene der Anbahnung sexueller Handlungen mit Prostituierten, heißt es der fünfseitigen Begründung des Bezirksamtes Wilmersdorf. Die Besitzerin des Cafés, Felicitas Weigmann, kündigte an, bis zur Entscheidung des Verwaltungsgerichtes ihre Gaststätte als Milchbar fortführen zu wollen.

Felicitas Weigmann, nach eigener Aussage "Hobby-Hure und Geschäftsfrau", hatte nie ein Hehl daraus gemacht, welchem Gewerbe sie im "Pssst" in der Brandenburgischen Straße 73 nachgeht, denn neben dem Café, in dem sich Prostituierte und ihre Freier treffen, unterhält sie im selben Gebäude zwei Wohnungen, deren neun Zimmer sie für einen Stundenpreis von 60 Mark vermietet. In den einschlägigen Erotiksendungen des Fernsehens wurde mehrfach über den ebenso florierenden wie umstrittenen Betrieb berichtet.

Nicht mehr wegschauen mochte anderthalb Jahre nach Eröffnung des Etablissements Wilmersdorfs Wirtschaftsstadträtin Monika Thiemen (SPD). Ab heute ist auf ihr Betreiben das "Pssst" geschlossen. Sie müsse die Erlaubnis zur Führung einer Gaststätte zurückziehen, wenn der Verdacht bestehe, dass dort der Unsittlichkeit Vorschub geleistet werde, sagte die Dezernentin auf Anfrage. Zusagen, den Geschäftsbetrieb zu ändern, sei Frau Weigmann nicht nachgekommen, so Thiemen.

In der schriftlichen Begründung des Bezirksamts heisst es unter anderem, dass die von Weigmann gemieteten Wohnungen "branchenüblich" unter anderem mit französischen Liegen und TV-Geräten zum Abspielen pornografischer Filme ausgestattet seien. Außerdem offeriere die "Pssst"-Wirtin in eindeutigen Anzeigen "geschlechtsbezogene Leistungen gegen Entgelt".

Die 42-jährige Weigmann zeigte sich von der Schließung empört. Einige der Behauptungen in der Schließungsanordnung seien "schlichtweg gelogen". So gebe es in den Zimmern keine Fernsehgeräte zum Zeigen von Pornos. Außerdem würden dort auch keine Präservative ausliegen. Aufgeben will Felicitas Weigmann, die sich als Vorkämpferin gegen die Ausgrenzung von Prostituierten und die entsprechende Gesetzgebung versteht, nicht. "Ich werde nicht klein beigeben." Bis das Verwaltungsgericht über ihren Fall entschieden hat, will sie das Café als harmlose Milchbar fortführen. Dazu brauche sie keine Gaststättenkonzession, so Felicitas Weigmann.

wik

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