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Berlin: Bezirksfusion: Grüne Stadtteile mit schwarzer Mehrheit

Seit dem 1. Januar ist die Bezirksfusion in Kraft, und damit sinkt die Zahl der Bezirke durch Fusionen von 23 auf 12.

Seit dem 1. Januar ist die Bezirksfusion in Kraft, und damit sinkt die Zahl der Bezirke durch Fusionen von 23 auf 12. Dies gehört zum Kern der Verwaltungsreform, mit der die Stadt viel Geld sparen will. Jeder dieser 12 Bezirke hat etwa 300 000 Einwohner - so viel wie eine mittlere Großstadt. Wir stellen die zwölf Bezirke der Reihe nach vor. Zudem machen wir Vorschläge, wie die riesigen Verwaltungseinheiten übersichtlich in Ortsteile gegliedert werden können.

Steglitz-Zehlendorf. Keine großen sozialen Probleme, viel gut situiertes Bürgertum, alte Villen, großzügige Einfamilienhäuser, viele Bäume und viele Seen - Steglitz und Zehlendorf haben viele Gemeinsamkeiten. Wegen des vielen Grüns ist der Südwesten Berlins als Wohngebiet bevorzugt.

Der Botanische Garten in Steglitz sowie die Domäne Dahlem und die Havelseenlandschaft in Zehlendorf sind beliebte Ausflugsziele. Der Zehlendorfer hat statistisch berlinweit das höchste Nettoeinkommen, auch Steglitz liegt im oberen Drittel, die Arbeitslosenquote mit zehn Prozent weit unter dem Landesdurchschnitt - im Vergleich zur Innenstadt lebt es sich hier geruhsam.

Der dörfliche Charakter hat sich an vielen Stellen erhalten, so dass viele Bürger aus dem Südwesten der Stadt ihrer Heimat sehr verbunden sind: In Steglitz und Zehlendorf gibt es die einzigen Heimatmuseen, die - privat betrieben von rührigen Heimatvereinen - ohne öffentliche Mittel auskommen.

Das Zehlendorfer Bezirkswappen spielt auf die Lage des "Grünen Bezirks" zwischen Wald und Wasser an: Ein Drittel der 7058 Hektar großen Fläche ist von Wald bedeckt, auf 15 Prozent liegen Seen. Der Querbalken erinnert an das Wappen von Lehnin, zu dessen Zisterzienserkloster der Ort einst gehörte. Wie in Schöneberg und Steglitz ist die Hauptausfallstraße der alte Weg nach Potsdam. Bis zur Eingemeindung von Steglitz, Lankwitz, Südende, Lichterfelde, Nikolassee, Wannsee, Dahlem und Zehlendorf ins neue Groß-Berlin am 1. Oktober 1920 war das um 1220 gegründete und 1242 erstmals als "Cedelendorp" urkundlich erwähnte Fleckchen ein Dorf. Eine entsprechende konservative Haltung der Bürger hat sich bewahrt: Seit Jahrzehnten hält die CDU die absolute Mehrheit. Auch das geographisch weniger als halb so große Steglitz, wo mit rund 200 000 Einwohnern doppelt so viele Bürger leben wie in Zehlendorf, wird mehrheitlich christdemokratisch regiert. Beide haben überdurchschnittlich viele ältere Bürger.

Archäologische Funde belegen, dass in beiden künftigen Stadtteilen schon in vorgeschichtlicher Zeit Menschen siedelten. Während der Völkerwanderung war die Moränenlandschaft von Teltow ein Durchzugsgebiet germanischer Stämme. Um 500 n. Chr. kamen aus dem Osten vertriebene Slawen hinzu. Erste schriftliche Zeugnisse aus 1239 betreffen Lankwitz: Per Urkunde überließen die Markgrafen Johann und Otto, Urenkel Albrechts des Bären, das Dorf "Lancewitz" dem Nonnenkloster zu Spandau.

Der Name Steglitz taucht erst drei Jahre später in einer Schenkungsurkunde auf, mit der ein Heinrich von Stegelitze das bei Potsdam gelegene Dorf Arnestrop (heute Ahrensdorf) dem Kloster Lehnin übereignete. Ob die Herren von Stegelitze auch die Namensgeber und Gründer von Steglitz sind, ist nicht geklärt. Denn der Name könnte auch slawischen Ursprungs sein: Die im Märkischen häufige Endung "itz" heißt Ansiedlung. "Stygl" bedeutet so viel wie Abhang am Berg. Ursprünglich lag das Dorf Steglitz am Fuß des Fichtenberges.

Um 1700 lebten dort nur etwa 300 abhängige Bauern. Den wirtschaftlichen Aufschwung leitete der Bau der ersten gepflasterten Straße Preußens 1792 ein, die Berlin mit Potsdam verband. 1838 kam die erste Eisenbahnlinie Berlin-Potsdam dazu. 1802 erwarb der königliche Kabinettsrat und spätere Minister und Großkanzler Carl-Friedrich von Beyme das Dorf und Gut Steglitz und ließ das heutige "Wrangelschlößchen" errichten. Der Bau des Teltowkanals 1900 bis 1906 zog Industrieansiedlungen an. Der Norden Zehlendorfs wurde seit 1913 mit der U-Bahn erschlossen. Nach dem Zweiten Welktkrieg unterstanden die Süd-West-Bezirke den US-Alliierten: Bis 1994 machten die Soldaten Truppenübungen in Steglitzer Kasernen, während sie in Zehlendorf wohnten. Heute zieht es auf die zu Wohnungen umgebauten Kasernengelände vor allem Neu-Berliner.

Katharina Körting

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