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Berlin: Bezirksfusion: Wo wohnen Sie denn?

Eigentlich ginge uns diese Bezirksreform ja reichlich wenig an. Sollen die doch ihre Bezirksämter zusammenlegen, die Besetzung ihrer Bezirksverordnetenversammlungen neu schütteln, sich für irgendein Rathaus entscheiden.

Eigentlich ginge uns diese Bezirksreform ja reichlich wenig an. Sollen die doch ihre Bezirksämter zusammenlegen, die Besetzung ihrer Bezirksverordnetenversammlungen neu schütteln, sich für irgendein Rathaus entscheiden. Wir leben weiter wie bisher. Dachten wir zumindest. Bis dann plötzlich von all den seltsamen Vorschlägen, wie denn die großen Bezirke heißen sollen, einer nach dem anderen verwirklicht wurde. Schließlich verschwand auch noch per Abstimmung der jenseits aller Stadtgrenzen bekannte Name Prenzlauer Berg von der Landkarte der Zukunft. Pankow soll jetzt der Nordosten heißen, einschließlich Weißensee und eben Prenzlauer Berg. Jetzt merkte jeder: es wird ernst! Und sogar der Bundestagspräsident, der im Herzen des Bezirks wohnt, am Kollwitzplatz, gab sich in dieser Lokalangelegenheit ungeniert verärgert.

Wolfgang Thierse möchte, dass über den Namen Pankow für den neuen Bezirk noch einmal nachgedacht wird. Aber ganz egal, wie der Streit um Prenzlauer Berg ausgehen mag - in der Innenstadt Berlins werden - so oder so - mit der Bezirksreform in Jahrhunderten gewachsene Strukturen über den Haufen geworfen, ja: zerhackt. Dieser Ansicht ist jedenfalls Jan Rave, der Vorsitzende des Bundes Deutscher Architekten. Rave erwartet, "dass die Bürger und Besucher Berlins die neuen, unplausibel zusammengeschusterten Großbezirke emotional nicht annehmen werden". Um "den bevorstehenden Identitätsverlust" auszugleichen schlägt Rave vor, die historischen Ortsteile wieder zu beleben. Architekt Rave hat auch gleich einen Stadtplan mit Namensvorschlägen für die einzelnen Quartiere gezeichnet. Der Tagesspiegel wird diesen Stadtplan im Zusammenhang mit der heute beginnenden Serie über die neuen Bezirke erstmals veröffentlichen. Allerdings haben wir ihn, mit Zustimmung Raves, Drei Spielregeln hat Rave sich selbst gesetzt: Respektierung der bisherigen Bezirksgrenzen; möglichst annähernd gleiche Größe beziehungsweise Struktur; möglichst kurze, bekannte oder, wenn erforderlich neue, prägnante Namen. Ausgenommen sind reine Gewerbegebiete und Freiflächen, vermieden hat Rave Endungen auf "Siedlung" und "Kietz".

Wer die Bezirksserie verfolgt, wird irgendwann "seinen" Ortsteil auf der von Jan Rave gezeichneten Karte entdecken können. Und den von Freunden, Verwandeten und Bekannten. Wir sind gespannt, wie Ihnen das Ortsteil-Spiel gefällt. Vielleicht wird ja mehr daraus, wer weiß.

Und jetzt: Viel Spaß!

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