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Berlin: Bier in Plastikflaschen – nicht lecker, aber praktisch

Wie die Kunden auf das neue Angebot reagieren

So weit ist es also mit uns gekommen: Bier in Plastikflaschen wird alltäglich. Der Discounter „Netto“ zum Beispiel verkauft keine Dosen mehr. Deshalb gibt es das „Darguner-Export“ und das „Nordgold“ aus Mecklenburg-Vorpommern seit einem Monat in der 0,3-Liter-PET-Flasche, wie diese Verpackung fachmännisch heißt.

Den meisten Kunden scheint’s egal zu sein. Sie kennen das besagte Bier schon lange als Doseninhalt. „Schmeckt genauso gut“, sagt eine ältere Kundin lakonisch. Biertrinker denken offenbar lebensnah, denn die Flasche mit Schraubverschluss eröffnet neue Möglichkeiten: „Das ist besser, wenn man unterwegs ist.“ Sie meint: im Auto. Ungewohnt sei nur das Gefühl an der Lippe, wenn man aus der Flasche trinkt: Da reibt und piekst dieser stachelige Kranz, der vor dem Öffnen unterhalb des Flaschenkopfs den Deckel hielt.

Ein junges Paar greift nach dem Alsterwasser „Pacific“ aus der gleichen Brauerei. „Da ist doch eh so viel Brause drin, das geht auch in Plastik“, sagt sie. Er schaut schulterzuckend um sich. Die Geste heißt: lauter bunte Erfrischungsgetränke in Plastikflaschen in den Regalen – warum nicht auch Bier?

Die stellvertretende Marktleiterin im Netto-Markt an der Karl-Marx-Allee hat sich schon in Norwegen an das „neue Gefühl im Kopf“ gewöhnt. Dort trank sie Bier aus 1,5-Liter-PET- Flaschen. Die Plastikgegner muss man im Discounter suchen. „Wenn ich älter bin und nicht mehr so schwer tragen kann, trinke ich Bier aus Plastik“, sagt ein älterer Herr. Noch schleppt er gerne die Glasflaschen und genießt dabei seine Kraft.

Nur die Feinschmecker unter den Biertrinkern sind empört. „Abartig“, kommentiert ein Bierspezialist in der Frankfurter Allee den neuen Trend. Das Bier verändere seinen Geschmack, wenn man die angebrochene Plastikflasche in den Kühlschrank zurückstelle. Vielleicht ist es ja nur eine Frage der Gewohnheit. Schließlich kaufen Franzosen und Italiener ihren Tischwein längst im Tetrapack.

Till Schröder

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